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„Gott suchen heißt, ihn lieben wollen“

Predigt von Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom am Hochfest Fronleichnam, 31. Mai 2018, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

wie eine Monstranz steht im Westchor der Jakobuskirche zu Rothenburg ob der Tauber der Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider. Von 1499 bis 1505 schuf er ihn im Auftrag des Rothenburger Stadtrates, um einer Reliquie des Blutes Christi einen würdigen Rahmen zu geben. Mitte des Altares ist nicht die Reliquie, die Mitte ist die Darstellung des Abendmahlsgeschehens am Abend vor dem Leiden des Herrn. Wir blicken in einen Raum, der licht und hell ist wie der Westchor der Kirche. Es ist nochmals ein gotischer Raum mit einem großen Fensterabschluss in gotischem Maßwerk. Fast eine Kirche in der Kirche. Um einen langen Tisch ist Jesus mit den Zwölfen in bunter Vielfalt versammelt. Aber nicht Jesus als der Gastgeber ist in der Mitte von Raum und Tisch zu sehen, sondern in der Achse des Bildes finden wir Johannes, den Lieblingsjünger, und Judas Iskariot, wie wenn sich alles um Liebe und Verrat dreht. Jesus befindet sich im Kreis, einer der beiden Jüngergruppen links und rechts der Mittelachse. In der Mitte fällt die Entscheidung zwischen tiefster Hingabe an den Meister oder radikaler Abkehr vom Herrn.

Johannes ruht am Herzen Jesu. Jesus sieht nicht auf ihn, nicht einmal Jesu Hand liegt auf seiner Schulter, die ruht auf der Fensterbrüstung. Johannes hat die Augen geschlossen, er schaut nach innen, er vertraut blindlings, er weiß von der Liebe des Herrn. Blickkontakt besteht nur zwischen Jesus und Judas. Jesus reicht ihm den Bissen Brot und Judas hält den Geldbeutel hoch in der Hand. Wüssten wir nicht, dass es das Geld für den Verrat ist, könnten wir meinen, er will die Gabe des Herrn mit Geld begleichen.

Der würdige Empfang der Kommunion – der Gemeinschaft, der Communio mit Gott und den Menschen wird hier nicht durch den Gastgeber Jesus entschieden, sondern durch den Empfänger. Ist es Liebe oder Verrat, was ich einbringe in die Gemeinschaft? Judas ist ja eher eine tragische Gestalt als ein Verbrecher. Er erwartet Gottes Herrschaft anders als der Herr sie verkündet und vorgelebt hat.

Er meint mit Macht und Geld, Vermögen und Intrigen eine neue und bessere Zeit heraufziehen zu lassen. Wie oft sind wir ihm doch so nahe? Aber das ist nicht die Sache Jesu. Sein Reich ist eben nicht von dieser Welt. Sein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens wird nicht durch die Machenschaften von uns Menschen sichtbar, sondern da, wo wir ganz nah bei Christus sind, auf ihn hören und mit ihm von Herzen verbunden sind. „Schaut auf Christus“ rät Papst Franziskus, als er gefragt wurde, ob der Fragesteller zur Kommunion, in diese Gemeinschaft, in diese Communio gehen darf. Das gilt für die Mahlgemeinschaft der Kirche im Großen und im Kleinen, der Ortskirchen als auch der Gemeinden und Familien. Ist es die Liebe, die uns treibt, den Herrn im Brot des Lebens zu empfangen?

Jesus lädt die, die ihn suchen und ihm nachfolgen an seinen Tisch, in seine Gemeinschaft ein. In seiner Tischgemeinschaft möchte er uns Geborgenheit, Frieden und Ruhe schenken. All das wird uns von Gott gegeben. Wir wissen, wie gut uns das tut. Wir ahnen aber auch, dass das Gegenteil: Ausgrenzung, Unfrieden, Streit und Krieg, Lärm und Geschrei im wahrsten Sinn vom Teufel ist.

Über diesem Jahr steht das Psalmwort „Gott, mein Gott bist du, dich suche ich“ (Ps 63,2). Gott suchen heißt auch, ihn lieben wollen und ihn nicht für die eigenen Interessen zu benutzen. Wir sind wieder bei der Tragik des Judas. Wo wir uns ganz auf Gott einlassen, da geschieht Wandlung, da verwandelt sich das Leben in der Welt, auch in der Kirche. Denn auch in ihr erliegen wir immer wieder der Versuchung, das Reich Gottes nach unseren Denkkategorien und Maßstäben gestalten zu wollen. Es bleibt verräterisch, wo wir uns zu Herren des Mahles, der Gemeinschaft machen – in welcher Position auch immer. Der Empfang der Heiligen Kommunion im Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider macht nachdenklich und still.

Wir tragen gleich bei der Prozession den Leib des Herrn, die Heilige Kommunion in der Monstranz durch unsere Stadt. Besser noch: Er trägt uns durch unsere Stadt, durch unsere Welt, damit wir uns für seine Liebe entscheiden. Er möchte nicht, dass diese Welt zum Teufel geht, sondern gerettet ist. ER geht mit uns durch Raum und Zeit, damit wir nicht verloren gehen. ER lädt uns ein, mit IHM zu gehen.

Amen.