Wie notwendig, aber auch wie schwer und schwierig der Dienst der Einsatzkräfte von z. B. Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Krankentransporte und Notfallseelsorge ist, haben wir vor gut zwei Wochen bei der Gewalttat in Würzburg am Barbarossaplatz erfahren. Durch Ihren Einsatz konnte, gewiss auch durch die Beteiligung vieler Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, Schlimmeres verhindert, den Verletzten geholfen und Betroffenen Trost und Hilfe gegeben werden. Dafür Ihnen allen ein herzliches Danke.
Wir können manches im Vorfeld besprechen, Hilfsmittel bereitstellen und vorbereiten, uns Abläufe bei Unglücken und Unfällen im Vorhinein vorstellen, aber jeder Einsatz ist anders und eine Herausforderung für Leib und Seele. Wir werden mit Bildern konfrontiert, die uns bis in die Nacht und in die Träume hinein verfolgen. Ich kann nur erahnen, was es heißt an einen Einsatzort gerufen zu werden und ungewohnte Situationen und erschreckende Bilder zu sehen. Gott sei Dank gibt es immer auch nicht so Einprägendes, aber von so Manchem sitzt der Schrecken tief.
Ich zum Beispiel vergesse wohl nie, als ich als Priester in der Notfallseelsorge tätig war, den Anblick eines Menschen, der sich erschossen hatte, oder als ich Angehörigen die Nachricht vom Tod des Vaters und Ehemannes, der vom Baum erschlagen wurde, zu überbringen hatte. Sie könnten jetzt vieles hinzufügen.
Ich will auch nicht die vielen Einsätze vergessen, die Sie haben, wenn unsere demokratische Gesellschaft zu schützen ist, weil andersdenkende Kräfte in ihr die freiheitliche Grundordnung mit Gewalt und Zerstörung für ihre Interessen missbrauchen.
Wir können uns alle gut wiederfinden in dem Wort, das wir aus dem Epheserbrief gehört haben: „ein Spiel der Wellen, geschaukelt und getrieben von jedem Widerstreit der Lehrmeinungen, im Würfelspiel der Menschen, in Verschlagenheit, die in die Irre führt“ (Eph 4,14). Alle wissen es zum Schluss besser, was zu tun ist oder zu tun war. Die richtige Entscheidung zu treffen bei einer Vielfalt von Möglichkeiten und Meinungen, wird auf dem Rücken der Ausführenden ausgetragen. Oft ist das, was der Apostel Verschlagenheit nennt, Profilierung und Machtspiel von denen, die an anderen Stellen ihre Positionen in der Gesellschaft sichern wollen.
Was kann uns in all dem Hilfe sein. Wir kommen zusammen in der Kiliani-Woche. Die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan können mit ihrem Lebenseinsatz auch für Ihren Dienst in und an der Gesellschaft Vorbilder und Helfer sein.
Die Frankenapostel waren keine Einzelkämpfer. Miteinander vereint brachen sie auf. Miteinander vereint stellten sie sich dem Ungewohnten. Miteinander vereint nahmen sie die Herausforderungen des stets Neuen an. Wenn alle Kräfte zusammenwirken, können wir der Ohnmacht begegnen, die wir oft in uns erfahren, wenn uns Einsätze fordern.
Die Frankenapostel haben den Kopf hingehalten. Sie taten dies für das Evangelium Jesu Christi, das besagt, dass Gott diese Welt bis in ihre Schrecken hin liebt. Für mich ist und bleibt das ein wahrhaft großer Zuspruch für unsere Welt. Sie als Einsatzkräfte halten vielfältig den Kopf hin, wo wir in unserer Gesellschaft an die Grenzen geraten und unsere Gesellschaft zu schützen ist, wenn in den Auseinandersetzungen zu zerbrechen droht.
Die Frankenapostel hatten ein unerschütterliches Vertrauen. Es war das Vertrauen in sich selbst, in den Nächsten und in den, den wir Gott nennen. Dieses Gottvertrauen hat ein Gesicht. Gottes Gesicht ist das Antlitz Jesu Christi. In ihm hat Gott uns gezeigt, wie nahe er uns ist in unserem Leben und Sterben, in unseren Unsicherheiten und Ängsten. Das Vertrauen der Frankenapostel wünsche ich auch Ihnen bei Ihrem Dienst in und an unserer Gesellschaft. Dass Sie sich den Herausforderungen des Alltags immer wieder stellen, dafür gilt Ihnen nochmals ein herzliches Danke und ein großes Vergelt‘s Gott. Amen.