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"Gottes wunderbares Handeln an uns"

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Hochfest Mariä Empfängnis am Dienstag, 8. Dezember 2009, im Würzburger Kiliansdom

Der heutige Festtag hat eine lange Tradition. Schon im 9. Jahrhundert kam die liturgische Feier der Empfängnis Mariens von Konstantinopel nach Süditalien und Sizilien. Aber erst von England her hat sich dieses Gedenken in der Kirche verbreitet. In England hatte der heilige Anselm von Canterbury dieses Fest in seiner Diözese eingeführt. Durch den Franziskanerpapst Sixtus IV. wurde es 1476 für die ganze Kirche übernommen. Papst Pius IX. hat dann dieses Hochfest mit der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens am 8. Dezember 1854 zum Strahlen gebracht und für die Weltkirche verbindlich gemacht. So leuchtet Maria als der Stern der Hoffnung am Firmament des Lebenshimmels auf.

Wir leben augenblicklich nicht nur in einer dunklen Jahreszeit sondern in einer dunklen, mit vielen Sorgen und Fragen verbundenen Lebenszeit. Schon immer hat die Frage nach der Ursache von Schuld und Sünde, von Leid und Tod die Menschen umgetrieben. Die Paradiesesgeschichte in der heutigen ersten Lesung verweist uns auf die ersten Menschen, die ihre göttliche Freiheit durch unbotmäßiges Streben nach göttlichem Anspruch mit dem schmerzlichen Erwachen in der zerbrechlichen, nackten Wirklichkeit eintauschen mussten. Diese Ursünde, sein zu wollen wie Gott, verfolgt den Menschen durch die ganze Geschichte bis in unsere Tage und bleibt leider aktuell.

Der göttliche Heilsplan sieht dagegen unsere Reinheit und Heiligkeit vor. Weil der Mensch sie nicht aus eigener Kraft erreichen kann – so wurde uns offenbart – , schenkt Gott sie uns in seinem Sohn zurück, der aber zuerst den Weg der Erniedrigung, der Menschwerdung und des Erlösungstodes gehen musste, um die ansonsten unaufhebbare Spannung von Schuld und Vergebung, Sünde und Tod auflösen zu können.

Die Gottesmutter nimmt dabei eine besondere Stellung ein: Sie soll aus eigener Entscheidung Mutter Gottes werden, das heißt Mutter des Mensch gewordenen Ewigen, Allmächtigen, Reinen.

Abgesehen davon, dass ein solches Geschehen jedes menschliche Vorstellungsmaß sprengt, und uns im Grunde – wie wohl auch Maria – nur vertrauensvoll stammeln lässt: „Dein Wille geschehe“, bedingt dieser Heilsvorgang, dass sich Gott in die gebrochene menschliche Natur hinein verleiblicht. Das geht aber nur dann, wenn sich der Reine, der ewig Gute nicht mit der kreatürlichen Schuld menschlichen Widerspruchs und antigöttlicher Anmaßung verbinden muss. Von daher musste auch Maria, um als reine Magd Mutter des Gottessohnes werden zu können, ohne jede Schuld sein – vom ersten Augenblick ihres Daseins an. Insofern ist das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens eine theologische Konsequenz, die zwar schon durch die Jahrhunderte in der Kirche geglaubt wurde, aber erst 1854 im Dogma verbindlich festgeschrieben wurde.

Es verwundert daher nicht, dass dieser Festtag fortan im Leben der Kirche eine große Rolle gespielt hat und auch heute noch in der Dunkelheit des menschlichen Adventes hell aufleuchtet. Neben der Rückbesinnung auf Gottes wunderbarem Handeln an uns, das viele in der Weihe des Bistums an die Gottesmutter vollzogen, diente und dient dieser Festtag dazu, sich über Sinn und Ziel des eigenen Lebens klar zu werden, tief durchzuatmen und sich der Berufung durch Gott bewusst zu bleiben.

Wir dürfen heute hier im Würzburger Dom ein sechsfaches Priesterjubiläum einbeziehen, das uns allen ein geglücktes Priesterleben vor Augen führt und die geistliche Berufung in der Erwählung Mariens verankert. Gerade wegen der letzten Turbulenzen um das Aufgeben priesterlicher Lebensweise dürfen wir heute sechs Priestergestalten in unsere Eucharistiefeier einbeziehen, die vor 60 Jahren von Bischof Julius Döpfner zum Priester geweiht wurden und heuer ihr diamantenes Priesterjubiläum feiern dürfen. Es sind sechs gestandene Männer von denen

Monsignore Hartmann bis 1991 Pfarrer in Langenprozelten,

Edwin Kaufmann bis 1990 Pfarrer in Waldbrunn, und

Karl Reichert bis zuletzt Pfarrer in Ruppertshütten waren.

Monsignore Albert Schlereth hat 30 Jahre lang Religionsunterricht am Gymnasium in Miltenberg gegeben und neben zahlreichen religionspädagogischen Veröffentlichen maßgeblich Lehrpläne für das Fach Religion erstellt.

Prälat Berthold Lutz engagierte sich mehr als 45 Jahre in der Medienarbeit der Diözese. Auch er engagierte sich sehr für die Jugend, redigierte lange zwei Jugendzeitschriften, veröffentlichte eine Reihe von Jugendbüchern und begründete den Arena-Verlag mit. Der Aufbau der Diözesanstelle für kirchliche Bücherei und Öffentlichkeitsarbeit ist sein Verdienst. Noch bis 2002 war er als Geistlicher Direktor der Katholischen Büchereiarbeit aktiv.

Last not least ist Prälat Wilhelm Heinz zu nennen, der gestern auch sein 85. Lebensjahr vollenden durfte. Er hatte seit 1953 das Bischöfliche Jugendamt geleitet, den Aufbau des Jugendhauses Volkersberg ermöglicht und die Katholische Landvolkshochschule Volkersberg und der Thüringer Hütte ermöglicht. Als Domkapitular und Leiter des Seelsorgeamtes hat er sich bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1999 verdient gemacht. Er ist – wie ich gerne verkürzt zu sagen pflege – ein Fass voll Wissen und ein wandelndes Diözesanlexikon. Die Neustrukturierung der Seelsorge in den Pfarreiengemeinschaften begleitet er mit wachem Interesse und wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass die Mitverantwortung der Laien „entscheidend (ist) für die Zukunft der Kirche, … für die Glaubensweitergabe und auch die Gestaltung religiösen Lebens vor Ort.“ (KiZ, 6.12.09)

All diesen Priestern ist die unabdingbare Nachfolge in den Fußspuren Jesu gemeinsam. Sie haben – jeder auf seine Weise – Gottes Ruf angenommen und auf ihrem Lebensweg gelebt und sind, wenn ich das so sagen darf, in ihrer Arbeit mit und an der Jugend auch selbst jung geblieben. Sie haben sich in das Geheimnis der Berufung hinein nehmen lassen und – wie die Gottesmutter Maria – das unentschlüsselbare Rätsel Gottes angenommen, weil sie der Liebe Gottes vertrauten. Sie haben mit der Ganzhingabe, die Ehelosigkeit eingeschlossen, eine lebenslange Entscheidung auf Gott hin nicht nur zugesagt sondern auch durchgetragen und damit auf ein Geheimnis der Berufung verwiesen, das lebbar ist.

Gott macht sich im Leben eines jeden Menschen bemerkbar. Auf eine je eigene Weise ruft er jeden Menschen in seine Nachfolge. Zugleich schenkt er ihm auch immer wieder Zeichen seiner Nähe, seines Mitgehens – vielleicht manchmal ganz anders als wir erwarten. Unsere Kunst besteht darin, nicht abzustumpfen und die oft leisen Worte und Zeichen wahrzunehmen. Weil wir nicht der Gefahr unterliegen wollen, eine rein innerweltliche Größe, ein kirchlicher Konzern und kirchlicher Globalplayer werden zu wollen, dürfen wir heute auch auf Menschen schauen, deren Leben mit Gott offensichtlich geglückt ist und – ohne das Geheimnis aufzulösen – die erfüllte Lebbarkeit einer frühen Lebensentscheidung offen legen.

Danken wir so Gott am heutigen Festtag der Gottesmutter Maria, der auch unser Festtag ist, für seine unaufhebbare Zuwendung zu uns! Danken wir der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau für ihr Vertrauen in die Botschaft des Engels und die unbegreifliche Liebe Gottes. Sie ist uns dadurch so nahe gekommen, dass wir sie immer wieder als unsere Fürsprecherin anrufen dürfen.

Danken wir aber auch unseren Mitbrüdern, die mit diesem diamantenen Jubiläum uns allen eine Glaubenshilfe schenken, die wir besonders in dieser Zeit brauchen.

Amen.