Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Größte Krise seit mehr als 50 Jahren

Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg beschäftigt sich zum Auftakt mit Thema „Sexueller Missbrauch“ – Vorsitzender Karl-Peter Büttner: Vertrauen in die Kirche und ihre Glaubwürdigkeit erschüttert – Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bittet Opfer um Vergebung

Würzburg (POW) Nach den Worten des Vorsitzenden des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, Karl-Peter Büttner, befindet sich die katholische Kirche in Deutschland in der größten Krise seit mehr als 50 Jahren. „Das Vertrauen in die Kirche und ihre Glaubwürdigkeit sind in einem noch nicht abschätzbaren Maß erschüttert“, betonte Büttner zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg am Freitagnachmittag, 26. März, im Sankt Burkardus-Haus in Würzburg. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bat die Opfer von sexuellem Missbrauch und körperlicher Misshandlung um Vergebung für all das, was ihnen angetan wurde.

Vorsitzender Büttner bezeichnete die gegenwärtige Vertrauenskrise als „hausgemacht“. Die allermeisten Täter seien Männer, die durch Weihe und Profess zu einem besonderen Dienst herausgehoben, den Kindern und Jugendlichen wegen ihrer vermeintlich innigen Beziehung zu Gott als besonders vertrauenswürdig galten. „Umso tiefer und schmerzlicher müssen für die Opfer die durch die Täter zugefügten Wunden sein. Es gilt auch hier: je mehr sich ein Mensch erhöht oder erhöht wird, desto tiefer ist der Fall bei seinem Versagen. Das muss eine Anfrage an das gängige Priesterbild sein“, unterstrich Büttner. Gleichzeitig nannte er es unverantwortlich, skandalös und Menschen verachtend, alle Priester, Ordensleute und Erzieher unter einen Generalverdacht zu stellen. „Wir sind unseren unzähligen motivierten, pflichtbewussten und vorbildlichen Priestern, Ordensleuten und auch Laien dankbar für ihren Dienst an der Jugend und für das gegenseitige Vertrauen.“

Um das Vertrauen wieder aufzubauen und zu stärken, sei nicht nur lückenlose Aufklärung nötig. Die Weltkirche und ihre Ortskirchen müssten offen und ehrlich die Diskussion über die absolute Verknüpfung von Ehelosigkeit und Zulassung zum Priestertum angehen, wiederholte Büttner seine bereits bei der Herbstvollversammlung 2009 geäußerte Forderung. Heftige Kritik übte der Vorsitzende an „unmöglichen Äußerungen von einigen kirchlichen Würdenträgern“ und am undifferenzierten Umgang „bestimmter Kreise unserer Gesellschaft und der dazu passenden Publizistik“ mit dem Thema „Sexueller Missbrauch“. Das mache ihn traurig und teilweise zornig. Den „Verantwortungsträgern in Rom und sonstwo“ legte Büttner für die Zukunft den guten Rat nahe: „Wichtiger als die Rechtgläubigkeit ist die Glaubwürdigkeit!“

Bischof Hofmann zeigte sich in seinem Wort an die Delegierten persönlich sehr betroffen und traurig über kriminelle Verhaltensweisen von Priestern und Ordensleuten. „Ich erkläre mich solidarisch mit den Opfern dieser Untaten, die oft unter schwerwiegenden Traumatisierungen leiden. Ich möchte ganz ausdrücklich die betroffenen Menschen für das Verhalten der zu uns gehörigen Priester und der von uns beschäftigten Ordensleuten um Vergebung bitten für all das, was ihnen angetan wurde. Zugleich bitte ich uns bisher unbekannte Opfer sehr, sich zu melden.“ Die Täter forderte der Bischof auf, sich vor Gott zu prüfen, sich den Vorwürfen zu stellen und die notwendigen Konsequenzen auf sich zu nehmen. Durch die Ernennung von Professor Dr. Klaus Laubenthal als neuen Ansprechpartner für Opfer hoffe er, es möglichen Opfern noch einmal zu erleichtern, sich zu melden.

Den Delegierten legte der Bischof auch die Zahlen der vorgebrachten Anschuldigungen der vergangenen Jahre vor. Seit dem Erlass der Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz 2002 seien im Bistum Würzburg sieben Personen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden. Diesen Vorwürfen sei die Diözese entschieden nachgegangen. Wo ein hinreichender Anfangsverdacht bestanden habe, sei mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet worden. „Im Zuge der breiten Medienmitteilungen in den vergangenen Wochen haben sich größtenteils beim bisherigen Ansprechpartner Dr. Heinz Geist noch einmal zehn Personen – teils Opfer, teils Mitwisser – gemeldet, die sowohl über sexuellem Missbrauch wie über körperliche Misshandlungen Angaben gemacht haben. Mit ihnen wird im Augenblick das Gespräch gesucht. Bei einem Teil der Beschuldigten handelt es sich um Priester, die bereits verstorben sind“, gab der Bischof bekannt. Die Kirche werde sich darum mühen, die notwendigen Konsequenzen aus den schlimmen Vorfällen zu ziehen.

Schließlich dankte der Bischof zunächst allen Mitgliedern der Pfarrgemeinderäte. Die jüngste Wahl mit der bayernweit höchsten Wahlbeteiligung im Bistum Würzburg habe deutlich gemacht, welchen Stellenwert die Pfarrgemeinderäte in den Gemeinden hätten und welches Vertrauen ihnen zu Recht entgegengebracht werde. Der Dank des Bischofs galt weiter den Delegierten des Diözesanrats für ihr herausragendes Engagement in der zurückliegenden Amtsperiode. Deren Loyalität zur katholischen Kirche gebe dem Bischof auch in diesen stürmischen Zeiten Mut und Zuversicht. Den Diözesanrat habe er als einen Ort wacher Katholiken erlebt, die ihren Auftrag in Kirche und Welt kompetent wahrnähmen, sagte Bischof Hofmann. „Ich habe immer wieder spüren können, dass wir alle an einem Strang ziehen.“ Der Diözesanrat habe mitgeholfen, die Diözese für die Zukunft zu bereiten. Besonders dankte er dem Vorstand mit Vorsitzendem Büttner an der Spitze und dem aus dem Amt scheidenden Geistlichen Assistenten des Diözesanrats, Domkapitular Monsignore Hans Herderich.

bs (POW)

(1310/0428; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet