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„Großartig und sehr persönlich“

Statement von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Buch „Jesus von Nazareth II: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung“ von Papst Benedikt XVI.

Zu Beginn der diesjährigen vorösterlichen Bußzeit macht uns unser Heiliger Vater Papst Benedikt XVI. mit dem lange erwarteten zweiten Band seines Werkes „Jesus von Nazareth“ ein großartiges und sehr persönliches Geschenk, das uns gerade in diesen Tagen der Vorbereitung auf das hohe Osterfest spirituell begleiten kann. Nachdem er im ersten Band das Leben Jesu von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung auf dem Berg betrachtet hat, lenkt er in diesem zweiten Band unseren Blick auf die Zeit zwischen dem Einzug Jesu in Jerusalem bis zu seiner Auferstehung. Papst Benedikt führt uns also das österliche Geheimnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu vor Augen und damit das Geheimnis unserer Erlösung.

Der Heilige Vater stellt uns – wie schon im ersten Band – mit großer Sympathie, gläubiger Weite und spiritueller Tiefe die Mitte unseres Glaubens, Jesus Christus, unseren Erlöser, vor Augen. Seine einfache und zugleich klare Sprache ist wohltuend und hilft so dabei, in das Geheimnis unserer Erlösung durch Jesus Christus am Kreuz hineinzufinden. Wieder macht der Papst deutlich, dass unser Glaube kein mühsam konstruiertes Gedankengebäude ist, sondern eine lebendige Mitte und ein Gesicht hat: Jesus Christus, in dem Gott selbst Mensch geworden ist, um uns zu erlösen und Anteil zu geben am Leben in Fülle. Zugleich zeigt er, wie die Gestalt Jesu von Nazareth eingebunden ist in die Sehnsucht und Hoffnungen des Volkes Israel, und wie er so die Verheißung der Propheten erfüllt und zugleich überbietet. Er nennt dies an einer Stelle das „Ineinander von Treue und Neuheit“ (S. 168), das sich in der Gestalt Jesu beobachten lässt.

In neun großen Kapiteln betrachtet und meditiert der Papst die letzten Tage Jesu in Jerusalem. Er nimmt den Leser und die Leserin gewissermaßen an der Hand und lässt sie mit ihm auf diese welt- und lebensverändernden Tage schauen: Auf den Einzug Jesu in Jerusalem und die Reinigung des Tempels; er lässt sie die letzte große öffentliche Rede des Nazareners, die Endzeitrede, hören.

Er nimmt sie mit in den Abendmahlsaal und lässt sie teilnehmen an der Fußwaschung und macht deren Bedeutung für uns deutlich, wenn er schreibt: Jesus „kniet sich gewissermaßen vor uns nieder, er wäscht und trocknet unsere schmutzigen Füße, um uns tischfähig zu machen für Gottes Hochzeitsmahl“ (S. 73). Der Papst lässt die Tiefe des Hohepriesterlichen Gebetes Jesu erahnen, in dem „das Ritual des Versöhnungstages in Gebet umgewandelt“ (S. 97) wird. „Wie der Hohepriester sich selbst, die Priesterschaft und die ganze Gemeinde Israels entsühnt, so betet Jesus für sich selbst, für die Apostel und schließlich für alle, die künftig durch sein Wort an ihn glauben werden“ (S. 96). Hier lässt er die Leser mit den Jüngern Jesu das Letzte Abendmahl feiern und nimmt sie so mit in ein zentrales Mysterium unseres Glaubens. Hier stellt unser Heiliger Vater klar und unmissverständlich heraus: „Wenn Jesus seinen Jüngern nicht Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut gereicht hat, dann ist die Eucharistiefeier der Kirche leer – eine fromme Fiktion und nicht Realität, die Gemeinschaft mit Gott und der Menschen untereinander gründet“ (S. 122; Hervorhebung im Original). Zugleich stellt Papst Benedikt – im Anschluss an den evangelischen Theologen Ferdinand Kattenbusch – heraus, dass mit dem Letzten Abendmahl Jesus die Kirche gestiftet habe, denn mit „der Eucharistie ist die Kirche selbst gestiftet. […] Kirche wird von der Eucharistie her. Sie empfängt von ihr her ihre Einheit und ihre Sendung. Die Kirche kommt vom Abendmahl, aber eben deshalb von Tod und Auferstehung Christi her, die er in der Gabe von Leib und Blut vorweggenommen hat“ (S. 158).

Schließlich führt Papst Benedikt uns in den Garten Gethsemani und lässt uns teilhaben an Jesu einsamen Gebetsringen um den Willen des Vaters, der ein Heilswille für die Menschen ist. Vom Ölberg führt er uns mit dem gefangen genommenen Jesus in das Verhör Jesu vor dem Synedrium und nimmt uns mit in den Prozess vor Pilatus.

Letztlich stehen die Leser mit unserem Papst beim Kreuz Jesu. Benedikt XVI. lässt uns die Tiefe dieses erlösenden Geschehens erahnen. So lotet er mit Hilfe des heiligen Augustinus beeindruckend die Tiefe des Verlassenheitsschreis Jesu „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ (Mt 27,46) aus, wenn er schreibt: Christus „betet als ‚Haupt’ – als der, der uns alle zu einem gemeinsamen Subjekt vereint und uns alle in sich aufnimmt. Und er betet als ‚Leib’, das heißt: Unser aller Ringen, unsere eigenen Stimmen, unsere Not und unsere Hoffnung sind gegenwärtig“ (S. 239). Über die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu schreibt dann der Papst: „Im Kreuz Jesu war geschehen, was in den Tieropfern vergeblich versucht worden war: Die Welt war entsühnt. Das ‚Lamm Gottes’ hatte die Sünde der Welt auf sich genommen und weggetragen. Das durch die Schuld der Menschen gestörte Verhältnis Gottes zur Welt war erneuert. Versöhnung war geschehen“ (S. 245). Dieses Geheimnis deutet und entschlüsselt Papst Benedikt im Folgenden und führt so in diese schier unauslotbare Tiefe des Erlösungs- und Versöhnungsgeschehen ein. Dabei stellt er fest: „Das Geheimnis der Sühne darf keinem besserwisserischen Rationalismus geopfert werden“ (S. 264).

Vom Geschehen am Kreuz führt der Heilige Vater die Leser schließlich zum Ostermorgen und erschließt die fundamentale Bedeutung der Auferweckung Christi für den christlichen Glauben: „Der christliche Glaube steht und fällt mit der Wahrheit des Zeugnisses, dass Christus von den Toten auferstanden ist. Wenn man dies wegnimmt, dann kann man aus der christlichen Überlieferung zwar immer noch eine Reihe bedenkenswerter Vorstellungen über Gott und den Menschen, über das Sein und Sollen zusammenfügen – eine Art religiöser Weltanschauung –, aber der christliche Glaube ist tot. Dann war Jesus eine religiöse Persönlichkeit, die gescheitert ist; die auch in ihrem Scheitern groß bleibt, uns zum Nachdenken zwingen kann. […] Er ist kein Maßstab mehr; der Maßstab ist nur noch unser eigenes Urteil, das von seinem Erbe auswählt, was uns hilfreich erscheint. Und das bedeutet: Dann sind wir allein gelassen. […] Nur wenn Jesus auferstanden ist, ist wirklich Neues geschehen, das die Welt und die Situation des Menschen verändert. Dann wird er der Maßstab, auf den wir uns verlassen können. Denn dann hat Gott sich wirklich gezeigt“ (S. 266f.). Die Auferstehung Jesu ist für die Frage nach seiner Bedeutung der entscheidende Punkt: „Ob Jesus nur war oder ob er auch ist – das hängt an der Auferstehung. Im Ja oder Nein dazu geht es nicht um ein einzelnes Ereignis neben anderen, sondern um die Gestalt Jesu als solche“ (S. 267 Hervorhebung im Original). Und das hat eine Bedeutung für uns.

Ich bin Papst Benedikt XVI. sehr dankbar für dieses großartige und persönliche Buch, das uns in die letzten Tage des Herrn und das Geschehen unserer Erlösung einführt. Es ist mit Sicherheit ein guter Begleiter für die vor uns liegende Fastenzeit und das kommende Osterfest. So kann ich die Lektüre dieses Buches nur empfehlen. Man spürt die tiefe Freundschaft und Liebe, die der Papst zu Jesus lebt, und man spürt zwischen den Zeilen die Überzeugung, die der Heilige Vater am Schluss des Buches zum Ausdruck bringt: „Im Glauben wissen wir, dass Jesus seine Hände segnend über uns ausgebreitet hält. Dies ist der bleibende Grund christlicher Freude“ (S. 318).

(1111/0293; E-Mail voraus)