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Grundproblem Glaubensverlust

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beklagt schwindende Kenntnis der Glaubensinhalte und Loslösung von Kirche – Rund 1200 Frauen und Männer beim Tag der Politiker und Räte – PID-Abstimmung von ungeheurer Tragweite

Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat als ein Grundproblem der heutigen Zeit den Glaubensverlust beklagt. Dieser ziehe eine schwindende Kenntnis der Glaubensinhalte und ein Loslösen vom kirchlichen Leben nach sich, sagte er vor rund 1200 Frauen und Männern beim Wallfahrtsgottesdienst zum Tag der Politiker, Laienräte und Mitglieder der Kirchenverwaltungen am Montagabend, 4. Juli, im Kiliansdom in Würzburg. Mit dem am kommenden Freitag und Samstag, 8. und 9. Juli, startenden Gesprächsprozess der Deutschen Bischofskonferenz solle eine Glaubensvertiefung erreicht werden, die hoffentlich wieder zu einem größeren Miteinander führe.

Im Bistum Würzburg baue der geplante Dialogprozess auf der Erfahrung der Dialoginitiative „Wege suchen im Gespräch“ auf, erläuterte der Bischof in seiner Predigt. Im Zusammenhang mit der Errichtung von 168 Pfarreiengemeinschaften seien im Vorfeld die Dekanate mit einbezogen und nach der Errichtung im Frühjahr 2010 vier Regionaltage veranstaltet worden, auf denen erste Erfahrungen ausgetauscht wurden. Die Gesprächsinitiative werde in der ersten Phase im Bistum Würzburg so gestaltet, dass auf der Ebene der Pfarreiengemeinschaften eine Art geistlich-pastorale „Bestandsaufnahme“ durchgeführt werde. Außer einer auf fünf Jahre beschränkten Koordinierungsstelle würden keine zusätzlichen Gremien geschaffen. Vielmehr sollten die vorhandenen Räte die auf vier Jahre projektierten großen Glaubensthemen behandeln.

Die Abstimmung zur Präimplantationsdiagnostik (PID) im Deutschen Bundestag wird nach den Worten des Bischofs zu einem Gesetzentwurf von ungeheurer Tragweite führen. „Denn es gilt für uns Christen nicht nur einen Rechtsfrieden durch Rechtssicherheit zu schaffen, sondern die schwierigen ethischen Fragen im Blick auf das Embryonenschutzgesetz auf dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes zu lösen.“ Viele würden sich in der Beurteilung dieser schwierigen Fragen auf das Naturrecht beziehen. Das Naturrecht bilde zwar die Basis und Voraussetzung einer internationalen Menschenrechtspolitik, aber „es ersetzt nicht die religiösen Sinnentwürfe der Weltreligionen und die hochethischen Traditionen der Menschheit“, zitierte Bischof Hofmann den Freiburger Moraltheologen Eberhard Schockenhoff.

Kritisch beleuchtete der Bischof den Versuch, die Werte aus der Rationalität und Logik herzuleiten. Der geradezu an Naivität grenzende Glaube an die Neutralität und den Segen der Wissenschaft werde als der Königsweg zum Glück angesehen. Wissenschaftliche Vernunft könne aber keine ethischen und sozialen Werte schaffen. „Ethische Werte können nicht allein mit einer vermeintlichen einsichtigen Logik oder einer vermeintlichen wissenschaftlichen Rationalität gefunden und begründet werden.“ Die im christlichen Glauben vorgegebenen und erprobten Werte seien Grundlagen, auf denen die Menschheit eine tragfähige gemeinsame Zukunft gestalten könne. „Jenseits von Abstimmungen veränderbarer Rechtsgrundlagen ist hier ein Wertefundament der Verfügbarkeit menschlichen Zugriffes entzogen und damit beständig“, betonte der Bischof.

Mit Blick auf das Motto der Wallfahrtswoche, „Jetzt ist die Zeit der Gnade“, sagte der Bischof, es sei eine besondere Gnade, dass die irischen Wandermönche Kilian, Kolonat und Totnan im siebten Jahrhundert nach Franken gekommen seien und hier den christlichen Glauben eingewurzelt hätten. Es sei eine besondere Gnade, dass das Frankenland von der Natur und mit der Kultur so reich beschenkt sei. „Es ist eine besondere Gnade, dass wir so viele – und zum Teil atemberaubend schöne – Kirchen haben, die von dem Glauben unserer Vorfahren ein beredtes Zeugnis ablegen.“ Den Politikern und Laienräten dankte der Bischof, dass sie sich vor Ort für die Kirche und die Menschen einsetzten.

Der Politiker-Abend setzte die Tradition der Kiliani-Treffen der vergangenen Jahre fort. Wieder war die Zahl der Politiker und Ratsmitglieder groß, die am Montagabend in den Kiliansdom drängten: Bürgermeister, Mitglieder des Bezirkstags und der Kreistage, von Stadt- und Gemeinderäten sowie von Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäten. Hinzu kamen die Landräte Dr. Ulrich Reuter (Aschaffenburg), Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) und Eberhard Nuß (Würzburg) sowie die Präsidentin am Landgericht Würzburg, Anna Maria Stadler. Bundes- und Landtagsabgeordnete fehlten dagegen weitgehend. Der Diözesanrat war unter anderem mit Vorsitzendem Karl-Peter Büttner vertreten. Bei der Begegnung im Innenhof des Domkreuzgangs nutzten viele die Gelegenheit, Bischof Hofmann, Weihbischof Ulrich Boom und den Mitgliedern des Allgemeinen Geistlichen Rats persönlich zu begegnen und ihnen so manches Anliegen vorzutragen.

(2711/0719; E-Mail voraus)

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