Würzburg (POW) Der Diözesansteuerausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag, 11. Juli, einen finanziellen Rahmen für die zukünftige inhaltlich-strategische Ausrichtung der Diözese Würzburg beschlossen. Welche Ressourcen der Diözese künftig zur Verfügung stehen und welche Gründe für die Entscheidung ausschlaggebend sind, erläutert Ordinariatsrat Sven Kunkel, Leiter der Hauptabteilung Finanzen und Immobilien, im folgenden Interview.
POW: Was ist der Diözesansteuerausschuss?
Finanzdirektor Ordinariatsrat Sven Kunkel: Der Diözesansteuerausschuss ist der Finanzausschuss der Diözese Würzburg und entscheidet über deren Haushalt. Er hat die Aufgabe, sicherzustellen, dass die Mittel der Diözese, insbesondere die Kirchensteuereinnahmen, verantwortungsvoll und nachhaltig eingesetzt werden. Als ein Kontrollgremium des Bistums Würzburg prüft und genehmigt er die Jahresrechnung der Diözese Würzburg. Er setzt sich aus neun gewählten weltlichen Vertretern, drei gewählten geistlichen Vertretern, zwei weiteren berufenen Mitgliedern, Bischof Dr. Franz Jung und dem Finanzdirektor zusammen. Der Finanzdirektor ist mit der Hauptabteilung Finanzen und Immobilien für die Umsetzung der Beschlüsse verantwortlich, überwacht die Einhaltung des Haushalts und ist dazu direkt dem Bischof und dem Diözesansteuerausschuss berichtspflichtig. Die Amtsperiode dauert sechs Jahre.
POW: Was waren die Themen der aktuellen Sitzung des Diözesansteuerausschusses? Was wurde beschlossen?
Kunkel: Nachdem der Haushalt der Diözese in den vergangenen drei Jahren konsolidiert und die Finanzsituation stabilisiert wurde, gilt es bereits jetzt, die finanziellen Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2030 für eine langfristige strategische Ausrichtung zu berücksichtigen. Auf Basis einer aktuellen Prognose über die Entwicklung der Einnahmen der Diözese bis zum Jahr 2030 hat der Diözesansteuerausschuss einen finanziellen Rahmen für die zukünftige inhaltlich-strategische Ausrichtung der Diözese Würzburg beschlossen.
POW: Welche Ressourcen stehen der Diözese bis 2030 demnach zur Verfügung?
Kunkel: Dem Diözesansteuerausschuss ist es wichtig, dass der Haushalt auch zukünftig ausgeglichen ist. Nach der aktuellen Prognoserechnung stehen der Diözese Würzburg 2030, im Vergleich zu den aktuellen Aufwendungen, inflationsbereinigt rund 32 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Das heißt weniger Mittel für die umfangreichen caritativen, seelsorglichen und kulturellen Aufgaben der Kirche. Für die Gesamtplanung des Bistums bedeutet das: Bis zum Jahr 2030 müssen die Ausgaben auf Basis der Haushaltsplanung des Jahres 2023 um zirka 18 Prozent reduziert werden. Ein Einschnitt, der nur mit strategischen Zielen und einer Priorisierung von Ausgaben zu schaffen sein wird.
POW: Was sind die Gründe für diese Entscheidung?
Kunkel: Die Kirche ist eine große Solidargemeinschaft, in der Kirchenmitglieder, die über kein oder nur ein geringes Einkommen verfügen, keine Kirchensteuer zahlen. In Deutschland ist die Zahl der Mitglieder beider Kirchen rückläufig, so auch im Bistum Würzburg. Dieser Rückgang wird sich aufgrund der demographischen Entwicklung und der Kirchenaustrittszahlen aller Voraussicht nach leider fortsetzen – und damit auch ein deutlicher Rückgang der Kirchensteuereinnahmen. Auf die finanziellen Herausforderungen dieser Veränderungen müssen wir rechtzeitig reagieren.
POW: In welchen Etappen wird der Beschluss beziehungsweise die Zielvorgabe erreicht?
Kunkel: In den vergangenen drei Jahren konnte die Diözese Würzburg ihre Ausgaben um zirka 30 Millionen Euro reduzieren. Dazu haben alle Hauptabteilungen des Bischöflichen Ordinariats mit ihren Mitarbeitenden beigetragen. Ich danke daher ausdrücklich allen, die dieses Ergebnis ermöglicht haben. Ziel der kommenden Jahre ist es, die Einsparungen in Höhe von rund 18 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Die einzelnen Hauptabteilungen konnten bisher innerhalb ihrer Zuständigkeit im Rahmen der verfügbaren Budgets priorisieren und Schwerpunkte setzen. Diese Budgets haben sich in den vergangenen drei Jahren bewährt. Zusätzlich erfolgt jetzt im Rahmen des Strategieprozesses eine gemeinsame, übergreifende Abstimmung zu inhaltlich-strategischen Fragen. Mit der Erarbeitung der strategischen Ziele bis Mitte des kommenden Jahres sollen die notwendigen Entscheidungen auf eine noch breitere Basis gestellt werden.
Interview: Rebecca Reljac (Internetredaktion)
(3023/0819; E-Mail voraus)
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