Würzburg (POW) Bischof Dr. Franz Jung hat am Abend des Montags der Karwoche, 15. April, zum ersten Mal nach seiner Bischofsweihe im Juni vergangenen Jahres die Heiligen Öle für alle 156 Pfarreiengemeinschaften und 17 großen Einzelpfarreien im Bistum Würzburg im Würzburger Kiliansdom geweiht: das Katechumenenöl für die Salbung der Taufbewerber, das Chrisamöl für Taufe, Firmung, Priester- und Bischofsweihe sowie für die Weihe von Kirchen und Altären, das Krankenöl für die Krankensalbung. Die Priester und Diakone erneuerten im Gottesdienst ihr Weiheversprechen.
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Die nur einmal im Jahr stattfindende Chrisammesse feierte Bischof Jung zusammen mit Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann, Generalvikar Thomas Keßler sowie acht Dekanen als Vertretern des Diözesanklerus. Sie fand im Rahmen des Besinnungstags für Priester, Diakone und Priesteramtskandidaten statt, bei dem Bischof Jung die Mitbrüder auf die Heiligen Tage der Karwoche einstimmte (siehe eigener Bericht).
In seiner Predigt verwies Bischof Jung auf einen Vers aus dem Hohenlied der Liebe. Dort heißt es:„Zieh mich hinter dir her. Im Duft deiner Salben wollen wir eilen.“ Der heilige Bernhard habe diesen Vers so gedeutet, dass der Mensch angezogen wird vom betörenden Duft Jesu Christ, des Gesalbten schlechthin. Dieser Ruf der Braut aus dem Hohenlied sei von den Kirchenvätern als dreifacher Ruf verstanden worden: als Ruf der Kirche, als Ruf einer jeden Seele, die nach Gott sucht, und als Ruf Mariens, „der kirchenförmigen Seele“. Der Bischof bat die Gottesmutter Maria um besondere Fürbitte. „Sie hat als erste den Duft aufgenommen, da sie dank des Heiligen Geistes Christus in sich getragen hat und ihr seliges Sterben Übergang ins ewige Leben war.“
Nach den Worten von Bischof Jung steht das Katechumenenöl für die Ahnung von etwas Größerem, das die bisherige Lebenserfahrung übersteigt. „Das Öl macht geschmeidig, es bewirkt, dass der Mensch aus seiner Trägheit und Müdigkeit aufbricht und Sinn und Erfüllung sucht.“ Der Katechumenat sei als Stufenweg hin zur Taufe und zur Vollgestalt des Glaubens zu verstehen. „Aber wir wissen, dass auch wir in jeder Lebensphase neu Lernende sind. Wir sind mit dem Glauben nie am Ende und müssen immer wieder neu gezogen werden. „Wir müssen ein Leben lang Gott bitten, dass er uns zieht im Duft seiner Laben, wenn unser Leben zu verflachen droht und uns die Kraft zu echter Nachfolge fehlt“, betonte Bischof Jung.
Die Salbung mit Chrisam bedeute immer eine Anteilnahme an der Gottheit Jesu Christi, des Gesalbten. „In der Taufe werden wir zu Kindern Gottes und erhalten Anteil am dreifachen Amt Christi, des Priesters, Königs und Propheten. In der Firmung werden wir gestärkt, um unsere Sendung und unseren Auftrag in der Welt wahrnehmen zu können.“ Im Weihesakrament erhalte der Einzelne in besonderer Weise Anteil am Priestertum im Sinne der Zuordnung zum gläubigen Gottesvolk und zugleich den Auftrag, die Gläubigen zur Wahrnehmung ihres Priestertums zu befähigen. „Die drei Sakramente Taufe, Firmung und Weihe sind kein Endpunkt, sondern wollen eine innere Dynamik des Wachstums entfalten.“
Das Krankenöl steht nach den Worten von Bischof Jung für die Bitte, durch die Leiden Christi gerettet zu werden und Anteil zu erhalten an der Macht seiner Auferstehung. „Auch in Krankheit und Schwäche erhalten wir Anteil an den Leiden des gekreuzigten Herrn. Das Öl heilt und stärkt uns in der Zuversicht, mit Christus den Weg durch das Leid zum Leben hindurch gehen zu dürfen.“ Der Wohlgeruch des Öls stehe bewusst gegen den Geruch von Krankheit und Tod, wie er von den Krankenlagern entgegenschlage.
Nach der Predigt brachten zwölf Diakone Chrisamöl, Katechumenenöl und Öl für die Krankensalbung zum Altar, wo die einzelnen Öle zum Teil beim Hochgebet, zum Teil am Schluss der Feier geweiht wurden. Grundstoff der drei Heiligen Öle ist Olivenöl, das mit wohlriechenden Duftstoffen versehen wird. Für das Bistum Würzburg werden pro Jahr insgesamt zirka 60 Liter benötigt. Die Salbung mit Öl ist ein symbolischer Hinweis auf die Kraft und Gnade, die der Gesalbte empfängt. Im Alten Testament gilt sie als Zeichen der Anerkennung durch Gott und Auszeichnung vor den Menschen. Im Neuen Testament wird die Salbung mit Öl zur Gesundung der Kranken beschrieben.
Eine Choralschola sang unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth die Choralmesse „De Angelis“, Domorganist Professor Stefan Schmidt spielte die Orgel. Nach dem Gottesdienst erhielten Vertreter der 19 Dekanate und der Stadtpfarrei Schweinfurt die Öle, die in den Kartagen in die Gemeinden der Diözese gebracht werden.
mh (POW)
(1619/0421; E-Mail voraus)
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