Würzburg (POW) Als „ein Heimatfest des Glaubens“ hat Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand das Kilianifest bezeichnet. Beim Wallfahrtsgottesdienst für Aussiedler und Vertriebene am Samstagvormittag, 8. Juli, im Neumünster sagte er, Heimat sei zunächst die Beziehung zu einem Ort, dann zu Menschen und schließlich im tiefsten die Beziehung zu Gott.
Ein solches Heimatfest des Glaubens werde gerade beim Gottesdienst der Aussiedler und Vertriebenen deutlich, sagte Hillenbrand zu den rund 250 Gläubigen, die mit ihren Trachtengruppen und Fahnenabordnungen die heilige Messe mitfeierten. Heimat als Beziehung zu einem Ort oder einer Landschaft sei zunächst mit Kindheitserinnerungen verknüpft. Regionale Besonderheiten prägten den Menschen, bis hin zu Sprache und Brauchtum. Die europäische Einigung trage dem Rechnung, wenn sie auf ein „Europa der Regionen“ abziele. „Wer seine Herkunftsheimat verliert oder aufgibt, wird nur dann nicht wurzellos, wenn er seine Prägungen in der veränderten Umgebung einbringt und zugleich von einer tieferen Beheimatung lebt, der ein freiwilliger oder erzwungener Ortswechsel nichts anhaben kann“, sagte der Generalvikar. So hätten die Frankenapostel ihre Heimat verlassen können, weil sie von einer tiefen Beheimatung im Glauben geprägt gewesen seien.
Weiterhin sei Heimat die Beziehung zu Menschen und in diesem Sinn geprägt von Geborgenheit und Sympathie, sagte der Generalvikar. „Daheim bin ich bei Menschen, die mich akzeptieren und schätzen, bei Verwandten und Freunden.“ Viele Heimatvertriebene seien nach dem Krieg deshalb nicht wurzellos geworden, weil sie als Familien in die neue Umgebung gekommen seien und relativ rasch neue Beziehungen aufgebaut hätten. Der Glaube habe vielfach dabei geholfen. Pfarreien seien wichtige Orte gewesen, in denen sich die Integration vollzogen habe. „Sind sie das auch heute noch?“, fragte Hillenbrand. Die Frankenapostel hätten deutlich gemacht, dass der Aufbruch nur dann ans Ziel komme, wenn er vom Wunsch getragen sei, neue Verbindungen herzustellen.
Schließlich sei Heimat im tiefsten die Beziehung zu Gott. In diesem Leben dürfe sich der Glaubende in allen Wechselfällen des Lebens bei Gott geborgen und von ihm getragen wissen. Darüber hinaus gebe es die Geborgenheit in Gott, die auch der Tod nicht zerstören könne. „Leben, das nach außen hin abrupt abbricht, hat im Heilsplan Gottes einen Stellenwert in größerem Zusammenhang. Auch dafür stehen die Frankenapostel.“ Ihr gewaltsam beendetes Leben habe seine Vollendung in Gott gefunden und sei als Glaubenszeugnis fruchtbar für viele Menschen geworden.
Den Gottesdienst gestalteten die Trachtengruppe der Oberschlesier unter Leitung von Paul und Maria Kampa sowie eine Jugendgruppe aus Schweinfurt unter Leitung von Diakon Paul Preller mit. Adolf Ullmann, Vorsitzender der Ackermann-Gemeinde, hieß zu Beginn Vertreter der Landsmannschaften sowie Lokal- und Landespolitiker willkommen. Zur Gabenbereitung trugen die mit Trachten ihrer Herkunftsregion bekleideten Heimatvertriebenen und Aussiedler Kerzen mit den Wappen und den Namen ihrer alten Heimat zum Altar. Generalvikar Hillenbrand entzündete die Kerzen, die dann während der Eucharistiefeier am Altar brannten. Der Wallfahrtstag klang mit einem gemeinsamen Singen und einer Andacht am Nachmittag in der Neumünsterkirche aus.
bs (POW)
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