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„Heiter zum Nachdenken anregen“

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer am Donnerstag, 12. Januar 2006, in der Augustinerkirche anlässlich des Ökumenischen Gottesdienstes der Karnevalisten

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Die kommende Fastenzeit dürfte eigentlich nach den Worten Jesu keine trübselige Angelegenheit sein. Doch auf dem Weg zu dieser Einsicht braucht es die Erkenntnis, dass manches in unserem Leben schon mal auf die Schippe genommen werden muss. Wir sollen uns selbst erkennen und uns nicht über uns täuschen. Wenn wir uns vielleicht nicht trauen, uns den Spiegel vorzuhalten, müssen es andere tun, damit wir frei werden, gesund, locker, heiter – österlich.

Ich will nicht den Part eines Büttenredners hier und jetzt übernehmen. Aber ich will in vier heiteren Anmerkungen einfach uns auch als Christen auf die Schippe nehmen. Auch heitere Bemerkungen können und wollen zum Nachdenken anregen.

1. Fangen wir gleich bei uns Bischöfen oder sogenannten kirchlichen Würdeträgern einmal an. Wir erfahren viel Aufmerksamkeit bei unserem Tun und unseren Auftritten im kirchlichen Raum. Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, dass man diese Aufmerksamkeiten nur auf die eigene Person bezieht. Da kann es ganz gut sein, wenn wir erfahren, nicht alle nehmen uns so wichtig. Also: Ein Bischof kommt in einer Gemeinde mit seinem Auto vorgefahren. Ein großer Empfang spielt sich ab mit Blasmusik, Reden usw. Würdevoll schreitet der Bischof zur Kirche. Ein kleiner Bub hat alles gesehen, auf den Schultern des Vaters sitzend, wie der Bischof vorgefahren ist mit seinem Auto und alles, was abgelaufen ist. Der Vater fragt den Buben: „Hast du ihn gesehen?“ Da sagt der Bub: „Ja, Papa, es war ein BMW!“

2. Wir wissen, dass es viel Leid durch Suchtkranke gibt. Man darf hier nichts verharmlosen. Aber jammern allein hilft auch nicht weiter. Da kann eine letztlich auch heitere Begebenheit weiterhelfen: Ein Mann kommt wieder einmal im Rausch nach Hause. Die Frau schlägt die Hände überm Kopf zusammen und jammert: „Ach Gott, was hab ich doch ein Kreuz mit meinem Mann!“ Da sagt der Mann zu seiner Frau: „Nach siehste, Frau, du hast ein Kreuz und ich habe eine Fahne. Nun können wir miteinander eine Wallfahrt machen.“ (Na, das wäre wahrlich auch ein Weg zur Besserung).

3. Viele Menschen haben Angst vor dem Sterben, vor dem Tod, und alles, was danach kommt. Solche Ängste sind natürlich und sollen auch gar nicht witzig behandelt werden, zumal wir am Aschermittwoch mit dem Aschenkreuz an unsere Vergänglichkeit erinnert werden. Aber in der Bibel wird das Kommende auch in frohen Farben geschildert. Ein Osterlächeln kann aufkommen, wenn Sie Folgendes hören: Ein altes Ehepaar mit über 90 Jahren kommt an die Himmelstür. Petrus steht schon zum Empfang bereit und zeigt den guten Leuten ihre himmlische Wohnung. Wunderbar diese Wohnung: die Einrichtung, das Gärtchen, der Ausblick! Da sagt die alte Frau zu ihrem Mann: „Siehste, Alter, das hätten wir schon viel früher haben können. Nur du mit deinen blöden Knoblauchpillen!“ Naja, so einfach ist die Daseinsbewältigung nicht.

4. Ein beliebter Faschingsschlager ist ja bekanntlich: „Wie kommen alle, alle in den Himmel!“ Wir singen zwar diese schöne Schunkelmelodie, aber übersehen gewissentlich oder unbewusst, dass der Text dieses Liedes von der Bibel her nicht ganz so abgesichert ist. Das musste sogar einmal auch ein Weihbischof feststellen, der in den Himmel gekommen ist. Er freute sich schon auf das himmlische Essen. Doch Petrus machte ihm als erste Mahlzeit einen Joghurt, dann am nächsten Tag wieder nur einen Joghurt. Als er am dritten Tage wieder nur mit einem Joghurt kam, sagte der Weihbischof: „Petrus, ich hab mir das Essen im Himmel aber anders vorgestellt!“ Da sagte Petrus: „Komm, reg dich nicht auf. Wegen einem Weihbischof im Himmel machen wir hier die Küche nicht warm!“ Und die Moral von der Geschicht’: Was den Himmel betrifft – täuscht euch nicht!

Zum Schluss noch dies: Wir beide Vertreter der Kirchen freuen uns natürlich, dass an Weihnachten in diesem Jahr die Kirchen über Erwarten gut besucht waren. In gemeinsamer ökumenischer Sorge versuchen wir vieles, dass die Leute doch öfter, regelmäßig an Sonntagen zum Gottesdienst kommen. Vielleicht sollten wir von diesem Pfarrer lernen, der mit hintergründigem, pastoralem Humor am Ende des Weihnachtsgottesdienstes sagte: „Liebe Leute, ich wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest. Aber weil ich einige von Euch vermutlich erst wieder in einem Jahr sehe, wünsche ich jetzt auch schöne Ostern und schöne Pfingsten ...!“ „Helau“ – kann man da nur sagen.

Mit einem Tropfen Honig fängt man bekanntlich mehr Fliegen als mit einem ganzen Fass Essig. „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht!“ Wenn es um den Ernst geht, vergesst die Freude nicht. Das ist nun Euere Aufgabe: Liebe Karnevalisten, helft uns, alle Trübseligkeit überwinden, damit wir recht Ostern feiern können.

(0306/0105)