(POW) In Würzburg gedenkt man am 31. Mai des 100. Todestages von Herman Schell. Der Priester, Professor und Rektor der Universität Würzburg starb am 31. Mai 1906 plötzlich und unerwartet im Alter von 56 Jahren in Würzburg. Schell wurde am 28. Februar 1850 in Freiburg im Breisgau geboren. Philosophie und Katholische Theologie studierte er zunächst in Freiburg und ab 1870 in Würzburg. Mit 22 Jahren promovierte er in Philosophie, elf Jahre später – nach seiner Priesterweihe 1873 und anschließender Seelsorgetätigkeit in der Diözese Würzburg – in Katholischer Theologie. 1884 wurde Schell außerordentlicher Professor, 1888 Ordinarius für Apologetik, christliche Kunstgeschichte und vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Würzburg. Drei Mal war er Dekan der Theologischen Fakultät, 1896 bis 1897 Rektor der Universität Würzburg. Seine theologischen Überlegungen brachten ihm hohe internationale Anerkennung, aber auch zahlreiche Gegner: zum einen, weil er im Dialog mit dem modernen Denken den alten Glauben neu zur Sprache brachte, zum anderen, weil er nicht davor zurückschreckte, Missstände innerhalb der Kirche anzuprangern. Schell zog sich den Unmut konservativer Kreise zu und geriet schließlich mit den kirchlichen Autoritäten in Konflikt. Im Dezember 1898 verfügte Rom die Indizierung nicht nur seiner reformorientierten Schriften, sondern einer vierbändigen Dogmatik und eines zweibändigen apologetischen Werkes aus seiner Feder. Nach einer Gehorsamserklärung ohne Widerruf seiner strittigen Positionen setzte Schell seine theologische Arbeit fort: Im Dialog mit den Zeitgenossen die Wahrheit Gottes zur Sprache und die Zeichen der Zeit zur Geltung zu bringen – dieses Programm brachte ihm breite öffentliche Aufmerksamkeit und ließ ihn zu einem Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils werden.
(2106/0747)