Würzburg/Kitzingen (POW) Vor einer trägen Verharmlosung der aktuellen Weltsituation hat der aus Kitzingen stammende Moraltheologe und Rektor der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz (KTU), Professor Dr. Michael Rosenberger, gewarnt. „Alle Anstrengungen um eine Eindämmung der Treibhausgase auf morgen zu verschieben heißt sehr wohl, das Todesurteil der Menschheit zu sprechen“, sagte er bei der ersten Fastenpredigt 2010 am Mittwoch, 24. Februar, im Würzburger Kiliansdom. „Anteil erhalten am Baum des Lebens – Gottes Schöpfung zwischen Zerstörung und Erlösung“ lautete das Thema der Predigt des Moraltheologen. Die gesamte Predigtreihe steht unter dem Wort „Maranatha – Komm, Herr Jesus“ und ist Teil des Kulturprojekts „Würzburger Apokalypse 2010“.
Als moderner Leser der Apokalypse, der Geheimen Offenbarung des Johannes im letzten Buch der Bibel, sehe er die Zeiger der großen Weltenuhr nicht auf fünf nach zwölf, sondern auf fünf vor zwölf, betonte Rosenberger. „Es ist unendlich knapp, die Zeit rennt davon, um das Ruder noch herumzureißen. Aber noch ist eine Chance. Noch ist es nicht zu spät!“ Das populäre „Weiter so!“ sei auf jeden Fall tödlich. Der Treibhauseffekt sei eine lebensbedrohliche Wirklichkeit. Heute – und nicht morgen – müsse alles unternommen werden, um die Treibhausgase einzudämmen. Dieses Handeln werde in den reichen Ländern weh tun, die für 80 Prozent der Treibhausgase verantwortlich seien. „Ein Zuckerschlecken ist die Umkehr zu nachhaltigen Lebensstilen nicht“, mahnte der Moraltheologe.
Die Apokalypse der Bibel sage am drastischsten und am bedrohlichsten furchtbare globale Katastrophen voraus. Verantwortlich für die von der Apokalypse erwarteten Ereignisse sei aber nicht Gott, sondern der Mensch. Er sorge mit seiner Rücksichtslosigkeit, mit seiner mangelnden Liebe zum Schöpfer und Weltenherrscher und mit seinem ethisch fragwürdigen Verhalten dafür, „dass es mit der Schöpfung den Bach hinunter geht“. Auftrag aller Gläubigen sei es, so zu handeln, als wäre der Untergang aufzuhalten und die Katastrophe zu verhindern. „Die Apokalypse will mahnen, wachrütteln, zur Standhaftigkeit ermutigen und zum Handeln die Kraft geben. Es geht ihr nicht um Angstmacherei, sondern um Ermutigung“, betonte Rosenberger.
Die Menschen könnten die großen Herausforderungen der Menschheit bewältigen, ermutigte der Prediger. Nötig seien ein kühler Kopf, ein brennendes Herz und Gottes Hilfe. Verheißen werde den Menschen dann, Anteil zu erhalten am „Baum des Lebens“. In den altorientalischen Kulturen stehe dieser Lebensbaum für die göttliche, Leben ermöglichende Schöpfungsordnung. „Diese Ordnung gibt allen Lebewesen ihren Raum im großen Lebenshaus der Welt.“ Besonders verantwortlich für diese göttliche Ordnung sei der Mensch. Er sei beauftragt, diese Ordnung als Haushalter und Stellvertreter Gottes auf Erden zu fördern und zu bewahren, in liebender und verantwortungsvoller Sorge.
Die weiteren Fastenpredigten im Würzburger Kiliansdom finden jeweils mittwochs um 19 Uhr statt. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann predigt am 3. März über „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen – Das Trostbuch im Blick der Kunst“. Am 10. März stellt sich Domkapitular Monsignore Dr. Heinz Geist dem Thema „An den Engel der Gemeinde schreibe – Krise und Zukunft der Gemeinden“. Am 17. März spricht Professor Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz aus Dresden im Neumünster zum Thema „Die Stadt aus Licht – Apokalypse anders“. Der Bußgottesdienst am 24. März im Kiliansdom steht unter dem Motto „Seht, ich mache alles neu“. Dompfarrer Dr. Jürgen Vorndran ermutigt zu Reflexion und Neuanfang. Vor den Predigten spielt Domorganist Professor Stefan Schmidt jeweils ab 18.45 Uhr meditative Orgelmusik.
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