Würzburg/Lourdes (POW) Die Pilgerfahrt der Generationen der Diözese Würzburg nach Lourdes 2017 war die letzte in der Amtszeit von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Im folgenden POW-Interview schildert der Bischof seine Eindrücke und erläutert, wie er sich als „Geistlicher Beirat ehrenhalber“ des Familienbunds der Katholiken zukünftig engagieren will.
POW: Welche Eindrücke nehmen sie von dieser Pilgerfahrt der Generationen mit nach Hause?
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Ich habe die Teilnehmer, unter anderem die Familien und die vielen Kinder, als lebendig und aufgeschlossen erlebt. Es war eine Freude zu sehen, in welcher Atmosphäre wir die Gottesdienste feiern konnten oder auch die speziellen, altersgerechten Angebote von den Teilnehmern wahrgenommen wurden. Auch die Senioren waren bereit, an dem zum Teil körperlich anstrengenden Programm teilzunehmen.
POW: Was macht in Ihren Augen das Besondere an Lourdes aus?
Bischof Hofmann: Dieser Ort hat etwas Vertrautes, das den menschlichen Lebensraum übersteigt. Ich sage immer an der Grotte: Hier haben sich Himmel und Erde berührt. Das ist das besondere Flair von Lourdes. Ich habe mit einzelnen Pilgern gesprochen. Sie alle haben mir gesagt: Wir haben an der Grotte gespürt: Da ist etwas. Eine weitere Erfahrung ist: Hier ist Weltkirche erlebbar. Leute aus allen Ländern der Erde kommen zusammen. Es ist beeindruckend, in welcher Frömmigkeit die Menschen auf dem Weg zur Grotte singen und beten und wie viele Gottesdienste hier gefeiert werden.
POW: Es haben speziell auch an der Würzburger Pilgerfahrt viele kranke und behinderte Menschen teilgenommen. Insofern war diese Reise sicherlich etwas Besonderes, oder?
Bischof Hofmann: Lourdes bezeichne ich gerne als das größte Krankenhaus der Welt. Man sieht in der Tat Behinderte und Kranke vom kleinsten Säugling bis zu Hochbetagten. In Lourdes haben diese Menschen Vorfahrt, sie stehen im Mittelpunkt. Sie sind immer vorne weg. Sie werden dahin gefahren, wo die Gottesdienste stattfinden. Die Wertschätzung, die man hier den Kranken entgegen bringt, ist ein Segen – nicht nur für die Betroffenen, sondern für die Gesellschaft. Hier werden Menschen angesichts der Krankheiten innerlich berührt und aufgefordert, einander beizustehen. Lourdes ist also ein großer Impulsgeber für die Nächstenliebe, dass man nicht nur sich und sein gutes Leben im Blick hat, sondern die Menschen sieht, die einen brauchen und für die man dann auch da sein will. Wenn ich allein die vielen Kinder und Jugendlichen betrachte, die die Rollstühle und Krankenfahrstühle geschoben haben: Man merkt dann sofort, mit welcher Intensität sie das tun und wie sie sich einmal mit dem Kranksein und dem konkreten Menschen vor ihnen auseinandersetzen.
POW: Gibt es noch weitere Impulse, die Sie sich von der Lourdes-Pilgerfahrt für das Bistum Würzburg erhoffen?
Bischof Hofmann: Neben den Kranken steht in Lourdes auch die Beichte im Mittelpunkt. Denn der Aufruf der Gottesmutter an die 14-jährige Bernadette lautete Gebet und Buße. Buße heißt auch Umkehr, sich mit Gott wieder versöhnen lassen. In Lourdes finden Beichten von Menschen statt, die nach 20, 30 oder 40 Jahren wieder den Mut bekommen, sich in der Beichte zu öffnen und das Sakrament der Vergebung anzunehmen. Das ist für mich einer der herausragenden Schwerpunkte.
POW: Sie sind hier in Lourdes von früh bis abends inmitten der Menschen und damit noch mehr gefordert als in ihrem ohnehin anstrengenden Alltag als Bischof. Direkt gefragt: Warum tun Sie sich diesen Stress an?
Bischof Hofmann: Weil ich denke, dass die Begegnung mit den Menschen einer der wichtige Impulse für die Pilgerfahrten sind. Ich glaube, dass dadurch Vorurteile abgebaut werden, wenn die Leute merken, dass man auch als Bischof Mensch ist. Das gibt eine entspannte Atmosphäre, die dazu überleitet, sich auch einander anzuvertrauen. Deswegen ist die Mühe, die man aufwendet, nichts im Vergleich zum Ergebnis.
POW: Sie sind jetzt auch „Ehren-Geist“ des Familienbunds der Katholiken im Bistum Würzburg, wie es auf Ihrem speziellen Pilgerhalstuch zu lesen ist. Was bedeutet dieser Ehrentitel für Sie?
Bischof Hofmann: Ich denke, die Verantwortlichen wollten mir damit zunächst einmal ein Dankeschön sagen und nicht gleich meinen bevorstehenden Ruhestand verplanen und in Beschlag nehmen (lacht). Das war eine wunderbare Geste. Es ist sicherlich so, dass mein Herz für die Familien schlägt. Auch im Ruhestand werde ich mich daher dafür einsetzen, dass man die Familien entsprechend fördert.
POW: Es geht, wie Sie bereits gesagt haben, jetzt ja bei Ihnen mit schnellen Schritten in Richtung Emeritierung, Was von Ihrer Amtszeit soll den Menschen nach Ihrem Wunsch mit in die Zukunft nehmen?
Bischof Hofmann: Der Wahlspruch des Bistums Würzburg „Kirche für die Menschen“ ist als solcher unschlagbar. Wir leben in einer beschwerten Umbruchszeit, in der auch die Kirche hat Federn lassen müssen. Es ist umso wichtiger, dass wir den Menschen wieder das Vertrauen zurückgeben, dass in der Kirche eine Wegstrecke geboten wird, die zu gehen sich lohnt. Es war beeindruckend und zugleich ermutigend zu sehen, wie viele Ehrenamtliche sich mit ihren Fähigkeiten eingesetzt haben, dass diese Pilgerfahrt gelingen konnte. Das freut und beruhigt mich sehr. Ich hoffe, dass sich das im Bistum auch in Zukunft so fortsetzt.
Interview: Markus Hauck (POW)
(2417/0631; E-Mail voraus)
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