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Hoffnung in Krankheit und Behinderung

Predigt von Weihbischof em. Helmut Bauer beim Tag der Kranken und Behinderten in der Kiliani-Woche am Samstag, 12. Juli 2008

Liebe Schwestern und Brüder in Krankheit und Behinderung !

Liebe Mitfeiernde dieses Krankengottesdienstes!

„Gib die Hoffnung nicht auf!“ – So versucht man viele Kranke und Behinderte aufzumuntern. In der Tat: Hoffnung haben, hilft den kranken Menschen, gesund zu werden oder seine Krankheit erträglich zu machen. Doch bleiben wir realistisch: Nicht immer ist die Hoffnung auf die ärztliche, medizinische Kunst, auf die Selbstheilungskräfte im Menschen, auch so wirksam, wie man es erhofft. Viele setzen ihre Hoffnung in ihrer Krankheit und Behinderung auf das Gebet, auf eine Wallfahrt nach Lourdes, auf die Gottesmutter und auf die Heiligen. Gerade zu unseren Frankenaposteln sind viele Menschen im Mittelalter mit ihren Krankheiten und Nöten gekommen, wie eine Tafel in der Kiliansgruft es aufzeigt. Sie suchten die Berührung mit den Reliquien, Gebeinen und Häuptern der Frankenapostel in der Neumünsterkirche – und wurden in ihrer Hoffnung nicht enttäuscht, wie der große Zustrom der Hilfesuchenden durch Jahrhunderte aufweist. Wenn es also um Helfer in der Hoffnung auf Heilung oder Geduld in Krankheit ging, sind die Frankenapostel im Mittelalter die erste Adresse gewesen. Möge der Fortschritt der Medizin und der ärztlichen Kunst heute bei leiblichen Erkrankungen Bewundernswertes bewirken, doch mit vielen seelischen Ängsten und drohender Resignation werden heute die Menschen nicht mehr so leicht fertig. Es ist verstehbar, dass viele Kranke eben nicht nur ihre Hoffnung auf die Medizin setzen. Für viele Kranke sind und bleiben die Heiligen, die Muttergottes, Jesus Christus, diejenigen, auf die man vertraut. Und das mit Recht. Denn es gilt: „Wer auf den Herrn hofft, wird nicht enttäuscht“.

Liebe Schwestern und Brüder!

Es gibt aber nicht nur Kranke im medizinischen Sinn. Es gibt auch Erkrankungen der Seele, die die Menschen einer bestimmten Zeit, ja die ganze Menschheit erfassen kann. Da sind doch letztlich seelisch kranke Menschen, die erbarmungslos mit Gewalt, Terror und Krieg, mit Unmenschlichkeit bestimmte Ziele erreichen wollen. Es gibt heute viele Menschen, die innerlich krank sind und selbst über Leichen gehen, die gnadenlos mit den Mitgeschöpfen, mit Kindern und Alten, mit der Natur umgehen. In diesem Sinne scheint heute die Menschheit erkrankt zu sein. Viele geben die Hoffnung auf, dass wir einer guten Zukunft entgegengehen. Medizin für diese seelische Erkrankung der Menschen insgesamt und vieler einzelner Menschen kann nicht eine verantwortungsbewusste Politik allein sein, dafür greifen nicht unsere irdischen Gegenmaßnahmen. Unser Heiliger Vater Benedikt XVI. hat diese Ängste und schier hoffnungslose Situation bedacht und in seinem 2. Rundschreiben gesagt: „Wir sind auf Hoffnung gerettet“. Er sagt mit diesem Schreiben: „Lasst die Hoffnung nicht sinken“. „Setzt eure Hoffnung auf den Herrn, er wird euch retten“.

In der Tat: Die christliche Hoffnung ist die rettende Macht, die Ängste der Menschen insgesamt und des Einzelnen zu überwinden und zur Besserung unseres Befindens beizutragen. Kein Mensch kann ohne Hoffnung leben, erst Recht nicht die Menschheit. Ein Mensch, der seine Hoffnung aufgibt, gibt sich selber auf. Christliche Hoffnung ist befähigt, nicht nur auf das Bedrohliche zu schauen, sondern auch das Rettende zu erkennen. In christlicher Hoffnung schauen wir auf den Heiland. Wir lassen uns vom Heiligen Paulus in seinem Jubiläumsjahr sagen: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“ Die christliche Hoffnung geht also nicht einfach über unsere Not, Krankheit hinweg, aber sie lenkt den Blick auf den, der alles in seinen Händen hält: Jesus Christus. Die Seligpreisungen des heutigen Evangeliums wagen es sogar, die glücklich zu bezeichnen, die in Armut, in Ungerechtigkeit und Leid leben, aber auf das kommende Heil ihre Hoffnung setzen: „Selig, die arm sind, sie werden Gott schauen...“ Ich wandle ab: „Selig, die krank sind, sie werden in der Gnade des Heiligen Geistes ein erfülltes Leben haben.

Liebe Schwestern und Brüder!

Man findet zuweilen oft mehr Heiterkeit und innere Freude bei Kranken, die beten, glauben und hoffen, als bei solchen, die vor äußerer Gesundheit nur so strotzen. Es geht eine besondere Kraft und Gnade von denen aus, die in ihrer Krankheit und Behinderung ihre Hoffnung auf den Heiland, die Gottesmutter, die Heiligen, das Gebet der Kirche setzen. Sie leben im Innersten voll Vertrauen, Dankbarkeit und heiliger Hoffnung. Wenn man sie fragt: „Wie kommt ihr zu einer solchen Haltung, zu dieser inneren Lebensfreude?“ Da verweisen sie eben auf den Heiland, auf Gott und die Liebe Gottes. Da spürt man: Wer christliche Hoffnung hat, schaut nicht bloß auf das Zukünftige, sondern lebt jetzt schon in Hoffnung, in einer frohen, seelischen Verfassung. Manchmal ist diese Verfassung - wie gesagt - spürbarer als bei den Gesunden. Man kann daher sagen: „Hoffnung gibt Lebensmut, Zuversicht, Vertrauen, Freude und Frieden“. Natürlich fragt man: „Wie kommt man zu einer solchen beglückenden Haltung?“

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Rezept, die Medizin zu einer solchen Hoffnungshaltung zu kommen, ist das Gebet. Wer betet, vertraut und hofft. Und es gilt umgekehrt: Wer hofft, bringt sich durch das Gebet in die Nähe Gottes. So hat es Jesus am Ölberg getan, so auch am Kreuz in seiner Sterbensnot. So konnte er durch das Gebet voll Vertrauen seinen Geist in die Hände des liebenden Vaters legen und ist in Hoffnung gestorben. Das ist die stärkste Kraft der christlichen Hoffnung: Sie gibt den Durchblick frei, durch das Tor des Todes hindurch in die Ewigkeit. Es gibt die bekannte Formulierung: „Der Ungläubige schaut nur bis zum Sarg, der Glaubende und Hoffende darüber hinaus.“

Hoffnung kann man verlieren, oder auch stärken. Ja, wir brauchen immer wieder die Kraft des Heiligen Geistes, die Fürbitte Mariens, die Gemeinschaft der Heiligen in der Kirche, um hoffende Menschen bleiben zu können. „Wir aber hatten gehofft“ – sagten resignierend die Emmausjünger. Der Auferstandene zeigt sich ihnen dann im Brotbrechen und erweckte neu die Hoffnung. Dies tun wir in der Mitfeier der Eucharistie. Auf der Hochzeit zu Kana schien das Fest ein trauriges Ende zu finden, weil der Wein ausgegangen war. Es war die Mutter Jesu mit ihrer Fürsprache, die das Fest weitergehen ließ mit dem Hinweis: „Was er euch sagt das tut!“ Das Wort Gottes, die Worte Jesu beachten und umsetzen, stärkt das Hoffnungspotential in jeder Not. Die Frankenapostel spürten die bösen Machenschaften der Herrschenden damals und ahnten ihr jähes Ende. Sie beteten und überließen ihr begonnenes Werk in Hoffnung der Führung Gottes. Was ist doch aus dieser damals so hoffnungslosen Situation durch die Kraft ihrer Hoffnung in unsere Diözese gewachsen und lebendig geblieben! So sind sie gerade für alle, die Hoffnung brauchen, Helfer in der Hoffnung.

Wir beten nun mit Ihnen, liebe Kranke, dass Sie die Hoffnung nicht sinken lassen. Vielmehr durch unser gemeinsames Beten und Mitfeiern der Heiligen Messe in der Hoffnung gestärkt werden. Amen.