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Hoffnungszeichen für junge Paare

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Tag der Ehejubilare in der Kiliani-Woche am Donnerstag, 10. Juli 2008 im Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Ehejubilare,

wir haben allen Grund, mit Ihnen zusammen ein Jubiläum zu feiern, das nicht nur in Ihre Privatsphäre gehört, sondern in die Öffentlichkeit. Sie können mit Freude und Dankbarkeit auf 25 Jahre, 50 und 60 Jahre gemeinsamen Lebensweg zurückschauen und geben damit auch ein Zeichen der Hoffnung für junge verliebte Paare.

„Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe sind Worte und Taten“, singen begeistert junge Menschen. In der Tat, das Geheimnis ‚Liebe’ lässt sich so wenig entschlüsseln wie das Geheimnis Gott. Gott und Liebe gehören untrennbar zusammen. Gott und Liebe sind zwei auswechselbare Begriffe. Liebe ist Seinsgrund und lässt uns leben.

Heute machen wir oft die bedrückende Erfahrung, dass nicht nur der Begriff ‚Liebe’ verwässert oder verfälscht wird, sondern auch, dass viele Liebesbeziehungen zerbrechen. Die steigende Zahl von Ehescheidungen, die In-Frage-Stellung einer christlichen Ehe und die damit verbundene Suche nach ungebundenen Beziehungen, lässt viele junge Leute nicht mehr den Weg zur sakramentalen Eheschließung finden. Wenn es stimmt, was in diesen Tagen im Zusammenhang mit der Entkoppelung der kirchlichen Eheschließung von der standesamtlichen in der Zeitung stand, dass von zirka 350.000 standesamtlich geschlossenen Ehen in Deutschland nur 100.000 kirchlich geschlossen würden, ist dies ein weiteres unüberhörbares Alarmzeichen.

Deshalb ist der heutige Ehepaar-Jubiläumstag in der Kilianfestwoche ein besonderes Fest des Dankes und der erfüllten Hoffnung auf eine geglückte Liebes- und Ehegemeinschaft.

Nicht zufällig wirkte Christus sein erstes öffentliches Wunder auf der Hochzeitsfeier zu Kana. Und nicht zufällig vollendet sich unsere christliche Hoffnung auf den Himmel im Bild des himmlischen Hochzeitsmahles.

Auf der Hochzeit zu Kana tritt Maria als Fürsprecherin an Christus heran und macht ihn auf die prekäre Situation des Brautpaares aufmerksam: „Herr, sie haben keinen Wein mehr“. Jesus bittet die Diener, die zum Reinigen und zum Erfrischen bereit gehaltenen Krüge mit Wasser zu füllen. Das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein geschieht unspektakulär und wird von der Hochzeitsgesellschaft faktisch nicht wahrgenommen. Der Speisemeister, der kostet und nicht begreift, woher der Wein kommt, schillt die in seinen Augen schlechte Planung des Bräutigams. Die Diener aber – so heißt es ausdrücklich – wussten, woher der Wein kam.

Für mich wird dieses Wunder auf der Hochzeit zu Kana auch zu einer grundsätzlichen Regel der Liebesbeziehung zwischen Gott und uns und untereinander. Christus fordert uns auf, unsere Lebenskrüge mit unserem guten Wollen, der Offenheit für Gottes Willen und mit der Bereitschaft zu dieser Mitarbeit zu füllen. Wenngleich auch alles gute Wollen nur Wasser ist und Unvermögen und Scheitern in sich birgt, so wandelt ER doch die Schwachheit unseres Wassers in die Köstlichkeit seines Vollbringens. Eheleute dürfen, wenn sie sich in gegenseitiger Liebe auf Christus einlassen, erfahren, dass diese Liebe trägt. Sie dürfen erleben, dass ihr Hoffnung auf Gott als den Dritten in ihrem Bunde nicht aufgesetzte Gefühlsduselei ist, sondern Realität. Sie dürfen erfahren, dass die auf dem Glauben basierende Hoffnung nicht nur Zukunftsmusik ist, sondern das Heute verwandelnde Kraft. So verweist menschliche Liebe im geglückten Vollzug über sich selbst hinaus und rührt an das Geheimnis der Liebe Gottes.

Von Ehepaaren, die ein Ehejubiläum feierten, konnte ich folgende Aussprüche festhalten:

Ein Mann, der silbernes Ehejubiläum feierte, sagte: „Wichtige Entscheidungen, die die Familie betreffen, müssen gemeinsam entschieden werden.“

Eine Frau, die 40 Jahre verheiratet war: „Dem Leid nicht ausweichen, jedes zusammen Erlebte schweißt zusammen.“

Ein Goldehejubilar: „Mit dem Glauben und aus dem Glauben heraus miteinander vertrauensvoll Liebe und auch Leid erfahren.“

Ein dreißig Jahre verheiratetes Ehepaar: „Ohne Grundsätze ist nichts von Dauer.“

Und ein anderes Ehepaar – ebenfalls 30 Jahre verheiratet - : „Versuche den anderen mit allen Eigenwerten lieb zu haben und nicht auszubrechen zu neuen Ufern! Ich liebe den alten Eheknochen.“

Ein Mann, 50 Jahre verheiratet: „Nach Meinungsverschiedenheiten Versöhnung nicht vergessen!“

Ein silberner Ehejubilar: „Erstes Gebot: Du sollst dir kein Bild machen – heißt es – von Gott. In gleicher Weise mach dir kein festes Bild vom Menschen und enge ihn nicht in einen Rahmen.“

Und als letztes soll eine Frau zu Wort kommen, die hinzufügte: „Achte darauf, dass dein Ehepartner glücklich ist, nicht über den Wolken, sondern mit beiden Beinen auf der Erde. Dann wird sein Glücklichsein auch dich glücklich machen.“

Papst Johannes Paulus II. sagte im Heiligen Jahr 2000 vor über 100 000 Ehepaaren, die der heiligen Messe beiwohnten, in Rom: „Orientiert auch am Vorbild der Familie von Nazareth, die zwar zu einer unvergleichlichen Sendung berufen war, aber dennoch den gleichen Weg ging wie ihr, zwischen Freude und Leid, zwischen Gebet und Arbeit, zwischen Hoffnung und quälenden Prüfungen, immer in der Treue zum Willen Gottes verankert. Eure Familien seien immer mehr echte ‚Hauskirchen’, aus denen sich jeden Tag das Lob zu Gott erhebt und ein positiver und regenerierender Strom der Liebe auf die Gesellschaft ausstrahlt.“

Ja, Familien sind die Lebensorte mit Vater, Mutter und Kindern, in denen Kinder geborgen und froh heranwachsen sollen. Zu den Geschwistern kommen dann auch die Großeltern, Onkel und Tanten, Freunde und befreundete Familien hinzu.

Der Kardinal von Valencia sagte anlässlich einer heiligen Messe, die der Papst zum Weltfamilientreffen vor über einer Million Menschen 2006 in Valencia feierte: „Familien sind die Geburtsstätten des Glaubens.“ Hier hören wir zum ersten Mal von Vater und Mutter etwas über Gott, über Jesus Christus, unsere Schutzengel und Heiligen.

Liebe Ehepaare, liebe Schwestern und Brüder,

viele Grundlagen in unserer Gesellschaft drohen weg zu brechen, auch und gerade das Fundament Ehe. In der Öffentlichkeit wird immer über das Scheitern, das Versagen, das Elend der Scheidungen gesprochen, das vor allem zu Lasten der oft für ihr Leben geschädigten Kinder geht. Als Kirche mühen wir uns schon in Kindergärten und Schulen, Eheseminaren, Ehe- und Familienberatungsstellen helfend einzubringen.

Heute aber wollen wir dankbar auf geglücktes Eheleben schauen, auf Sie, die Ehejubilare. Es gibt immer noch mehr Ehen, die halten, als die, die zerbrechen. Sie haben mit Ihrer Liebe und Ihrer Ehe in diese Zeit hinein ein unüberhörbares Signal der Hoffnung gesetzt. Von Herzen sei Ihnen dafür Dank gesagt!

Amen.