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Hoffnungszeichen für wohnungslose Menschen

Ökumenische Christophorus-Gesellschaft von Caritas und Diakonie bringt Housing-First-Ansatz für benachteiligte Menschen nach Würzburg

Würzburg (POW) Bezahlbarer Wohnraum ist ein seltenes Gut. Wohnungssuchende wissen aus eigener Erfahrung von der Unmöglichkeit, eine passende Bleibe zu finden. Heikel ist die Lage in den Großstädten. Besonders betroffen sind Menschen in prekären Lebenslagen. Nun soll mit dem Projekt „NOAH“, das durch die ökumenische Christophorus-Gesellschaft von Caritas und Diakonie in Würzburg initiiert wurde, Abhilfe geschaffen werden. Geschäftsführerin Nadia Fiedler und Projektleiter Jan Bläsing stellten das Projekt am Dienstag, 14. März, im Würzburger Burkardushaus vor rund 75 Personen vor. Es wird durch EU-Mittel gefördert und ist vorerst auf vier Jahre angelegt.

Fiedler begrüßte im Döpfner-Saal die beiden Kooperationspartner für das Projekt, die Würzburger Stadtbau und das Sozialreferat der Stadt. Sie sei dankbar für die gute Zusammenarbeit in vielen gemeinsamen Anliegen. Gekommen waren auch Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamts, der Polizei und Justiz, der Agentur für Arbeit und des Jobcenters sowie Repräsentanten und Fachleute aus Caritas und Diakonie.

„Wohnen ist ein Menschenrecht“, sagte Fiedler. Sie zeigte auf, dass sich auch die Stadtgesellschaft schwertäte, dieses Menschenrecht für alle umzusetzen. Eng und hart umkämpft sei der Wohnungsmarkt. „Die Sozialleistungen halten nicht Schritt mit Mietsteigerungen und Inflation.“ Fiedler kritisierte, dass Wohnraum immer noch Spekulationsobjekt und ein Geschäftsmodell zur Gewinnmaximierung darstelle. „Der Markt werde es schon richten, das hat sich als Fehleinschätzung erwiesen.“ Das große Problem müsse politisch angegangen werden. „Bis es hier Lösungen gibt, wollen wir nicht warten und haben deshalb das Projekt ,NOAH‘ aus der Taufe gehoben.“ Ausdrücklich dankte sie Gabriel Hüttner vom Diözesan-Caritasverband. Ihm sei es zu verdanken, dass der Weg durch den Dschungel der Antragsbürokratie erfolgreich beschritten und erhebliche EU-Fördermittel akquiriert werden konnten.

In seinem geistlichen Impuls ging der evangelische Dekan Dr. Wenrich Slenczka auf die biblische Geschichte der Arche Noah ein und bezeichnete die Arche als sicheren Zufluchtsort angesichts der Sintflut. Allerdings habe die Geschichte eine oft vergessene dunkle Seite, denn die Schlechtigkeit des Menschen sei der Grund für Gottes strafendes Handeln gewesen. Slenczka erinnerte an die Sozialkritik der alttestamentlichen Propheten und die Zuwendung Jesu zu den Armen und Bedrängten. „Das Projekt ,NOAH‘ ist ein Hoffnungszeichen, für das wir gemeinsam Gottes Segen erbitten. Es möge den Menschen und der Gesellschaft guttun.“

Wohnraum sei nicht die Lösung für die Probleme obdachloser Frauen und Männer, sondern der Anfang, um Problemlösungen in Angriff nehmen zu können, sagte Jan Bläsing in seinem Vortrag: „Zuerst die Lösung, dann das Problem.“ Es gehe um die Möglichkeit, sich in die eigenen vier Wänden zurückziehen und auftanken zu können. Leben auf der Straße sei immer ein Risiko. Menschen bräuchten Sicherheit, um sich mit einer Suchterkrankung, Arbeitssuche und anderen Herausforderungen beschäftigen zu können. Ein fünfköpfiges Projektteam habe sich vorgenommen, obdachlose Personen dauerhaft in Wohnraum zu vermitteln. „Wir sind auf die Unterstützung wohlwollender Vermieterinnen und Vermieter angewiesen“, sagte Bläsing. Menschen, die beispielswiese durch einen Schicksalsschlag ihre Wohnung verloren hätten, bräuchten neue Chancen, um wieder Fuß fassen zu können.

Die fachlichen Ausführungen wurden durch die Teammitglieder Sabine Märkle und Adrian Jiménez ergänzt. So gebe es durchaus Voraussetzungen, damit betroffene Frauen und Männer ins Projekt aufgenommen werden könnten. „Jemand muss den Wunsch nach einer eigenen Wohnung haben und sich dann auch kümmern wollen.“ Die Mietkosten würden nicht aus den Projektmitteln finanziert, sondern dann von der Mieterin oder dem Mieter. Natürlich gebe es Unterstützung bei der Antragstellung. „Außerdem muss eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden.“ Nach der Kontaktaufnahme seien ein Erst- und dann ein Vermittlungsgespräch vorgesehen. Außerdem sei mit einer Warteliste zu rechnen, wenn der Bedarf höher als das Angebot ist. „Wir sind dankbar für die Vernetzung mit Behörden und Fachstellen“, sagte Märkle, denn Housing First sei mehr als ein Einzelprojekt.

Das unterstrich Sozialpädagoge Jiménez. „Wir machen Angebote, stellen Kontakte her zu anderen Diensten und Einrichtungen.“ Niemand müsse diese Angebote annehmen. „Wir setzen voll auf Freiwilligkeit.“ Außerdem sei es Ziel, Ehrenamt und Peergruppenarbeit zu etablieren und ein Spendenkonto einzurichten, um etwa eine Erstausstattung für die Wohnung anschaffen zu können. Für die betreuten Mieterinnen und Mieter gelte: „Wir sind für dich da, bei allem, was da kommen mag!“

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Bereitstellung von Wohnraum der Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist. Auf genaue Zahlen wollte sich Geschäftsführerin Fiedler nicht festlegen lassen. „Uns geht es nicht um Masse, sondern um Nachhaltigkeit.“ Wenn zum Ende des Jahres die ersten Frauen und Männer einen eigenen Mietvertrag in der Tasche hätten, sei dies schon ein großer Erfolg. Außerdem hoffe sie nach der Projektlaufzeit auf eine Fortführung. „Ihr seid bei den großen Herausforderungen nicht allein“, ermutigte Dr. Andreas Schrappe vom Diakonischen Werk Würzburg und verwies auf die große Zahl von Mitstreiterinnen und Mitstreitern in der Sorge um benachteiligte Menschen. Sie sei mit dem Verlauf der Auftaktveranstaltung sehr zufrieden, sagte Fiedler. „Mir ist dieses Projekt für Menschen in prekären Lebenslagen wirklich ein Herzensanliegen.“

Betroffene Frauen und Männer sowie interessierte Vermieterinnen und Vermieter können direkt mit dem Projektteam Kontakt aufnehmen per E-Mail an noah@christophorus.de.

sescho (Caritas)

(1123/0327; E-Mail voraus)

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