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„Ich bin ein Teamplayer“

Domkapitular Monsignore Dietrich Seidel wird 70 Jahre alt – Langjähriger Personal- und Ordensreferent des Bistums Würzburg geht in den Ruhestand

Würzburg (POW) Mehr als zwei Jahrzehnte hat er die Geschicke des Bistums Würzburg an verantwortlicher Position mitgeleitet. Am Freitag, 29. September, wird Domkapitular Monsignore Dietrich Seidel, langjähriger Personal- und Ordensreferent, 70 Jahre alt und geht in den Ruhestand. Bischof Dr. Franz Jung hat mit Wirkung vom 1. Oktober 2023 den angebotenen Verzicht auf das Kanonikat an der Kathedrale zu Würzburg gemäß der Statuten des Domkapitels angenommen und ihn zugleich als Ordensreferent entpflichtet. Für die vielen Verdienste, die er sich in der gewissenhaften Erfüllung seiner verschiedenen Aufgaben erworben hat, sprach der Bischof Seidel seinen aufrichtigen Dank aus.

Geboren 1953 im ostwestfälischen Bielefeld, ist Seidel ein späteres Wirken in Mainfranken nicht vorgezeichnet. „Meine Eltern waren beide aus Schlesien geflohen und haben sich in Bielefeld kennengelernt.“ Als sein Vater, gelernter OP-Pfleger, einen neuen Job am Bundeswehr-Krankenhaus im hessischen Gießen annimmt, zieht auch die Familie dorthin. 1973 absolviert Seidel das Abitur, verbringt aber die letzten anderthalb Jahre mehr oder weniger allein in Gießen. Der Vater, inzwischen Fachoffizier an der Sanitätsschule der Luftwaffe in Giebelstadt-Klingholz, zieht mit der Mutter und dem zehn Jahre jüngeren Bruder nach Unterfranken. Der Erstgeborene bleibt vorerst im gewohnten Umfeld, mit Familienanschluss bei einer befreundeten Arztfamilie mit vier Kindern und viel Kontakt zur örtlichen Jesuiten-Kommunität. „Es war eine tolle Zeit, in der ich viel Jugendarbeit gemacht habe – und auch meine Freiheit geliebt habe“, sagt Seidel mit einem Grinsen.

Nach dem Abitur leistet er seinen Grundwehrdienst in Veitshöchheim als Sanitäter. „Ich durfte das Maximum an Lehrgängen mitmachen, inklusive Sanitätsakademie in München und LKW-Führerschein.“ Als Unteroffizier verlässt Seidel schließlich die Bundeswehr, auf der Suche nach einem erfüllenden Beruf. Die Bundeswehr erscheint ihm als Arbeitgeber wenig attraktiv. „Manches kam mir schlicht sinnentleert vor.“ Eine Werbekampagne der Stelle Berufe der Kirche in Freiburg für den Priesterberuf macht ihn schließlich neugierig. Er schreibt an die angegebene Adresse. „Meine Mutter war überrascht, als sie mir eines Tages mitteilte: „Du hast einen Brief bekommen, vom Bischöflichen Ordinariat Würzburg.“ Die Freiburger Stelle hatte sich wohl an den damaligen Schulreferenten Domkapitular Prälat Oskar Hörning gewandt, der im Bistum Würzburg für die Berufungspastoral Ansprechpartner war. Einem Gespräch mit Hörning folgen weitere, unter anderem mit Professor Dr. Rudolf Weigand, dem damaligen Regens des Würzburger Priesterseminars, und Spiritual Jesuitenpater Dr. Josef Grotz. Schließlich tritt Seidel ins Seminar ein. „Wir waren damals ein großer Kurs mit 18 Leuten in Würzburg, plus drei weitere, die außerhalb studierten.“ Die große Herausforderung für Seidel: Da er von einem naturwissenschaftlichen Gymnasium kam, muss er Latein, Griechisch und Hebräisch nachlernen. Das Vordiplom erwirbt er daher erst im sechsten Semester.

„Ich bin danach nicht an einen anderen Ort ins Freijahr gewechselt, sondern mit drei weiteren Theologiestudenten in eine ‚Equipe‘ gezogen, heute würde man wohl WG sagen.“ Die vier vereinbaren, dass sie gemeinsam drei Jahre lang den Nachtdienst in der Würzburger Bahnhofsmission von Mittwoch auf Donnerstag gewährleisten. „Das war eine spannende und herausfordernde Aufgabe, bei der ich sehr viel über den Umgang mit Menschen gelernt habe“, sagt Seidel. Die Zeit des Pastoralkurses verbringt er bei Pfarrer Ernst Bach in Wonfurt, Steinsfeld und Dampfach. Am 27. Februar 1982 weiht Bischof Dr. Paul-Werner Scheele Seidel im Würzburger Kiliansdom zum Priester. Im Herbst des Jahres wechselt der junge Kaplan nach Lohr am Main. „Pfarrer Dr. Joachim Korbacher war deutlich strenger“, erinnert er sich. Seidel widmet sich mit Vorliebe der Jugendarbeit.

Ein paar Jahre später unterbreitet der damalige Generalvikar Prälat Heribert Brander ihm bei einem Gespräch: „Wir stellen uns vor, dass Sie als Kuratus nach Ostheim in der Rhön und Neustädtles gehen und Regionaljugendseelsorger für die Dekanate Rhön-Grabfeld und Bad Neustadt werden.“ Seidels erste Reaktion: „Wo bitte liegt das denn?“ Fast sieben Jahre bleibt die Rhön sein Wirkungsfeld. „Eine schöne Zeit, die Gemeinde in Ostheim war sehr aufgeschlossen.“ Dort und als Regionaljugendseelsorger arbeitet Seidel viel im Team, was ihm sehr entgegenkommt: „Ich bin ein Teamplayer.“ Wohl auch deswegen wählen die Mitglieder des Kolpingwerkes, auf Vorschlag des Diözesanvorstandes, ihn 1991 zum Diözesanpräses des Kolpingwerks Diözesanverband Würzburg. „Das waren elf spannende Jahre“, sagt er im Rückblick. Vor allem die internationale Zusammenarbeit mit Kolping in Kenia und Rumänien hat ihn bleibend beeindruckt. In Kenia ist es die Lebendigkeit, mit der Glaube und Religion gelebt werden, in Rumänien das Engagement der Ehrenamtlichen, das nach Jahren der sozialistischen Unterdrückung geradezu überschäumend ist. Zeitgleich mit dem Wechsel nach Würzburg wird Seidel zum Domvikar ernannt und übernimmt die Leitung der Katholischen Studentengemeinde (KSG) der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt-Aschaffenburg für die Abteilung Würzburg. Pastoralpsychologie ist seit der Studienzeit ein Schwerpunkt Seidels. So ist es für ihn nur konsequent, dass er sich ab 1994 ehrenamtlich einen halben Tag pro Woche im neuen Gesprächsladen am Dominikanerplatz engagiert. „Mit der Übernahme der stellvertretenden Leitung der Hauptabteilung Seelsorge und der Aufgabe als Referent für die Sonderseelsorge habe ich diese Aufgabe beendet, um Interessenkonflikte zu vermeiden.“ Später wird Seidel zudem Vorsitzender der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Beratung.

2002 dann wieder ein Einschnitt in Seidels Leben: Auf Bitten von Bischof Scheele und Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand übernimmt er die Leitung der Hauptabteilung Soziale und Caritative Dienste und wird Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands Würzburg. „Die Caritasarbeit und die verschiedenen Tätigkeitsfelder waren mir aus meiner Kolpingzeit schon bekannt.“ Kurz darauf wird er zudem zum Domkapitular gewählt. Seidels persönlicher Schwerpunkt ist die Vertretung der Caritas nach außen. Gern erinnert er sich an die gute und produktive Zusammenarbeit mit den Caritasdirektoren Franz Stephan und Martin Pfriem und der ehrenamtlichen Vorsitzenden Barbara Stamm. „Es war beeindruckend, wie viel Zeit sie neben der Politik hier investierte.“ Seidel selbst sitzt qua Amt später zudem im Sozialausschuss des unterfränkischen Bezirkstags. Kurz nach seinem Amtsantritt in Würzburg ernennt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann Seidel außerdem zum stellvertretenden Generalvikar und beruft ihn zwei Jahre danach auch in den Priesterrat.

2010 tritt Bischof Hofmann erneut an Seidel heran. Sein Anliegen: Er möchte ihn zum Leiter der Hauptabteilung Personalwesen machen. Seidel lehnt kategorisch ab. „Ich arbeite gern mit Menschen zusammen. Der Typ, der einfach allein vorne dran steht, bin ich nicht.“ Doch der Bischof lässt nicht locker. Ob es ein Zufall ist, dass kurz zuvor ein Neuer die Verantwortung für das Verwaltungspersonal des Bischöflichen Ordinariats übernommen hat? „Ich hatte Thomas Lorey, der jetzt für das Verwaltungspersonal zuständig war, zuvor beim Kurs ‚Führen und Leiten in der Kirche‘ kennengelernt. Wir haben uns gut verstanden und pflegten einen ständigen und guten Austausch.“ Gleichzeitig übernahm Seidel das Ordensreferat der Diözese Würzburg, besuchte mit der damaligen Assistentin Schwester Isabel Westphalen alle Orden im Bistum. „Wir haben einen unglaublichen Reichtum an Gemeinschaften in unserer Diözese, die ja von Anfang an durch Ordenschristen wie Kilian, Kolonat und Totnan geprägt ist.“ Zudem wird er auch Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat, dann zwei Jahre später auch zum Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Bundes-Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat gewählt. Papst Benedikt XVI. zeichnet den Personalreferenten 2012 mit dem Ehrentitel „Monsignore“ aus. Die Leitung der Hauptabteilung „Personal“ und die damit verbundenen Aufgaben gibt Seidel 2019 ab, bis Ende September 2023 ist er weiterhin Ordensreferent der Diözese Würzburg.

Für den neuen Lebensabschnitt ab Oktober hat er schon konkrete Pläne: „Ich werde weiter die vielen Kontakte pflegen.“ So hält er einmal im Monat bei den Missionsdominikanerinnen im Seniorenheim in Kist eine Messe, ebenso feiert er einmal monatlich im Eisinger Sankt Josefs-Stift einen Gottesdienst, hilft regelmäßig bei den Erlöserschwestern oder im Dom aus. „Hobbys muss ich erst wohl wieder aufwärmen“, sagt er. Wie beispielsweise das Reisen. Das macht er am liebsten mit anderen zusammen. Er ist einfach ein Teamplayer.

Zur Person

Dietrich Seidel wurde 1953 in Bielefeld geboren. Nach dem Abitur in Gießen und Grundwehrdienst als Sanitäter in Veitshöchheim studierte er in Würzburg Theologie. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele weihte ihn am 27. Februar 1982 in Würzburg zum Priester. Kaplan war Seidel in Wonfurt, Steinsfeld und Dampfach sowie in Lohr am Main-Sankt Michael und Wombach. Von 1985 bis 1991 wirkte er als Kuratus in Ostheim vor der Rhön und Neustädtles und war Regionaljugendseelsorger der Dekanate Rhön-Grabfeld und Bad Neustadt. Von 1991 bis 2002 war Seidel Domvikar und Diözesanpräses des Kolpingwerks Diözesanverband Würzburg. Außerdem war er von 1991 bis 1997 Studentenpfarrer der katholischen Studentengemeinde der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt-Aschaffenburg für die Abteilung Würzburg. Im Gesprächsladen Würzburg engagierte er sich bis 1999 ehrenamtlich. 1999 übernahm er bis zu seinem Wechsel zum Caritasverband im September 2002 zusätzlich die stellvertretende Leitung der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat und war dort Referent für Sonderseelsorge. 2000 wurde Seidel auch Vorsitzender der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Beratung. 2002 ernannte ihn Bischof Scheele zum Leiter der Hauptabteilung Soziale und Caritative Dienste im Bischöflichen Ordinariat Würzburg und zum Vorsitzenden des diözesanen Caritasverbands, kurz darauf wurde Seidel zum Domkapitular gewählt. Als beratendes Mitglied engagierte er sich ab 2003 im Sozialausschuss des Bezirkstags von Unterfranken. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann ernannte Seidel 2004 auch zum stellvertretenden Generalvikar. 2006 wurde Seidel in den Priesterrat berufen. 2010 ernannte ihn Bischof Hofmann zum Leiter der Hauptabteilung Personalwesen im Bischöflichen Ordinariat Würzburg. Gleichzeitig übernahm Seidel das Ordensreferat der Diözese Würzburg. Seither war er auch Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat. 2012 wurde er zum Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Bundes-Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat gewählt. Papst Benedikt XVI. zeichnete Seidel 2012 mit dem Ehrentitel „Monsignore“ („Kaplan seiner Heiligkeit“) aus. Zum 31. Dezember 2019 gab er die Leitung der Hauptabteilung Personal ab, ist aber bis Ende September 2023 Ordensreferent der Diözese Würzburg.

mh (POW)

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