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Aus dem Partnerbistum Óbidos

„Ich glaube, da können wir voneinander lernen“

Weihbischof Paul Reder ist zum ersten Mal ins Partnerbistum Óbidos gereist – Besuch von sechs Gemeinden sowie vielen Projekten und Initiativen – Teilnahme an drei Priesterweihen – Gemeinsame Begegnungen als Höhepunkt

Óbidos/Würzburg (POW) Weihbischof Paul Reder ist Ende Juli zum ersten Mal für zwei Wochen ins brasilianische Partnerbistum Óbidos gereist. Sein erster Eindruck: „Auch hier im Bistum Óbidos gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land. Also auf der einen Seite ein großer Reichtum, auf der anderen Seite viele Kontraste.“ Weihbischof Reder besuchte während seiner Reise insgesamt sechs Gemeinden im Amazonasgebiet. Er war zu Gast in den Städten und Ortschaften Alenquer, Óbidos, Oriximiná, Terra Santa, Juruti und Juruti Velho. In Alenquer besuchte er ein Krankenhaus und die Gemeinde vor Ort. In Oriximiná nahm Weihbischof Reder an einer Priesterweihe teil. In Terra Santa besichtigte er die Baustelle einer Kirche und ein Krankenhausschiff. In Juruti gibt es eine Partnerschaft der Pfarrei „Sáo Francisco“ mit der Pfarreiengemeinschaft „Am Schönbusch – Sankt Kilian – Sankt Laurentius, Aschaffenburg“. Die Gemeinde „Sáo Francisco“ erlebte der Würzburger Weihbischof auch vor Ort. Außerdem besuchte er ein Krankenhaus, pastorale Projekte wie „Cultura Pela Paz“ und einen Kindergarten.

Kindergärten sind eine der Verbindungen ins Bistum Würzburg. Sternschwester Brunhilde Henneberger aus Randersacker (Landkreis Würzburg) hat bis zu ihrem Tod 2020 knapp 60 Jahre in Brasilien gelebt und dort 23 Kindergärten gegründet. Bis heute wird die Ordensfrau dort für ihr Engagement gewürdigt. Die Situation vieler Kinder und Jugendlicher hat den Weihbischof bewegt: „Es stellt sich natürlich die Frage, wie werden die hier groß und welche Möglichkeiten gibt es für sie, zur Schule zu gehen, wenn die tatsächlich in Randbezirken aufwachsen?“ Trotzdem seien die Kinder mit einer großen Freude dabei. „Auch wenn wir in den Kindergärten waren, merkt man: Irgendwie strahlen sie etwas aus.“

Auch in Juruti Velho, der Partnergemeinde der Pfarrei Sankt Johannes der Täufer in Hammelburg, besuchte die Delegation Kindergärten. Außerdem firmte Weihbischof Paul Reder ein Paar und führte Kommunionhelfer gemeinsam mit dem gastgebenden Bischof Bernardo Johannes Bahlmann in einem Gottesdienst in ihren Dienst ein.

Den größten Teil der Pastoralreise verbrachte die Delegation in der Bischofsstadt Óbidos. Dort nahm der Weihbischof an zwei weiteren Priesterweihen teil. Des Weiteren informierte er sich über verschiedene pastorale Projekte. Zum Beispiel über die Familien- beziehungsweise Kinderpastoral, die Jugendarbeit und ein Frauenprojekt. Außerdem besuchte er eine sogenannte „Fazenda da Esperança“, einen Bauernhof der Hoffnung, auf dem drogen- und alkoholabhängige Menschen lernen, von ihrer Sucht loszukommen.

Während der Zeit der Delegationsreise fand in Óbidos das Fest der heiligen Anna statt. Immer vom zweiten Sonntag im Juli bis zum Gedenktag der Mutter Mariens am 26. Juli wird das Fest gefeiert. Jeden Abend gibt es dann Prozessionen aus verschiedenen Vierteln der Stadt in die Kathedrale „Sant’Ana“. Figuren der heiligen Anna werden dabei durch die Straßen getragen. Die Prozessionen haben unterschiedliche Zielgruppen, zum Beispiel Kinder oder alle Frauen mit dem Namen Anna. Diese Prozessionen am Abend werden mit Böllerschüssen und Feuerwerk gefeiert und sind sehr emotional. Jedes Jahr gibt es auch passende T-Shirts zu dem Fest. Nach den Gottesdiensten gibt es auf dem Platz vor der Kirche ein großes Fest, organisiert von einem Festkomitee der Pfarrei. Geboten werden Konzerte, Tanzveranstaltungen, Bingo oder Versteigerungen. Eine Reiterprozession stach besonders heraus. Bischof Bahlmann, Weihbischof Reder und der in der Delegation mitgereiste Domvikar Manuel Thomas nahmen hoch zu Ross daran teil.

„Das persönliche Highlight waren sicher die Begegnungen, also auch die Begegnung mit den Mitbrüdern, die unter ganz anderen Umständen arbeiten, als wir es in Deutschland gewohnt sind, aber die trotzdem wirklich auch gute Hirten für ihre Gemeinden sind, sehr positiv mit ihren Gemeinden zusammenarbeiten und  zusammenleben“, resümierte Weihbischof Reder. In den verschiedenen Gemeinden lebte er während des Besuchs mit den Priestern in den Pfarrhäusern zusammen.

Gastgeber Bischof Bahlmann fand jeden Tag ein Highlight: „Wir konnten von unserer Seite her zeigen, was in unserer Kirche gelebt wird, wie der Glaube auch alltäglich in die Familien hineingebracht wird.“ Dabei erwähnte er noch einmal ausdrücklich das „Sant’Ana“-Fest, aber auch die Priesterweihen. „Wir haben Jugendliche, junge Leute, die sich wirklich auf den Weg machen, sei es als Priester, als Ordensleute oder als Laien in der Kirche, als Gemeindeleiter oder in den verschiedenen Bereichen in unserer Diözese Verantwortung übernehmen.“ Es sei schön gewesen, das gemeinsam zu erleben.

Domvikar Thomas begeisterte das ebenfalls auf der Pastoralreise: „Mein Highlight war es, eine glaubensfrohe Ortskirche kennenlernen zu dürfen, die im Aufbruch und im Wachstum ist.“ Die Delegation habe viele Projekte besucht, Kindergärten und Kirchen, die gebaut werden. Außerdem habe die Delegation vier junge Männer kennengelernt, die zu Priestern geweiht wurden. „Das ist ja auch immer ein Zukunfts- und Hoffnungszeichen für eine Kirche vor Ort.“

Alexander Sitter ist Referent der Diözesanstelle Weltkirche und für Südamerika zuständig. Er hat die Delegation geleitet und stellte fest: „Gerade bei diesem Besuch habe ich so eine besondere Vertrautheit, so ein besonderes Wiedersehen gespürt. Das ist, glaube ich, das Besondere an der Partnerschaft, dass wir mit Menschen miteinander in Kontakt treten, uns immer besser kennen und miteinander vertraut sind.“ Was die Bistumspartnerschaft sonst noch prägt, kann er auch benennen. „Das Miteinander, das seinen Ursprung in dem Wirken von Schwester Brunhilde Henneberger und Schwester Johannita Sell hat.“ Letztere stammt aus Hammelburg im Landkreis Bad Kissingen und war viele Jahre lang im Bistum Óbidos tätig. Was die Partnerschaft außerdem ausmache, „sind mit Sicherheit die Menschen. Die Menschen, die immer wieder hier sind, oder die, die wir immer wieder nach Würzburg einladen.“

Domvikar Thomas war zum ersten Mal im Partnerbistum Óbidos. „Die Partnerschaft lebt davon, voneinander zu wissen. Es ist ganz anders im Bistum Óbidos am Amazonas als bei uns am Main daheim.“ Ein gutes Beispiel dafür sei die Paranuss. „Damals, als ich noch ganz frisch im Priesterseminar war, war 2012 im Kiliansdom der Festgottesdienst, als die Partnerschaft gegründet wurde.“ Damals sei eine Schale von Paranüssen bei der Gabenbereitung zum Altar gebracht worden. Der Domvikar habe damals zum ersten Mal gehört, was so eine Paranuss überhaupt ist. „Jetzt habe ich hier bei unserem Aufenthalt erfahren, was eigentlich alles an Lebensrealität der Menschen dahintersteht. Und so ist es, denke ich, wichtig für uns, auch in Deutschland wie hier in Brasilien voneinander zu wissen. Wie sind die Lebensumstände, unter denen Glauben gelebt wird.“

Bischof Bahlmann sieht, dass die Partnerschaft immer weiter wächst: „Vor allem verstehen wir uns zuerst einmal als Gebets- und Glaubensgemeinschaft. Die Beziehung habe also eine spirituelle, religiöse Dimension. Außerdem sei es eine Lerngemeinschaft, die voneinander lernen könne. Und als Drittes sei es eine Solidargemeinschaft. „Diese Partnerschaft ist in diesen Jahren auch dadurch gewachsen, dass sich immer wieder Menschen begegnet sind, sowohl in Würzburg als auch in Óbidos.“

Für die Zukunft der Partnerschaft wünscht sich Weihbischof Reder: „Ich glaube, es wäre gut und sinnvoll, wenn wir bestimmte Aspekte mal gemeinsam anschauen.“ Nach der Kennenlernphase fände er es bereichernd, genauer hinzuschauen.  „Wie wird hier mit den Ehrenamtlichen gearbeitet? Welche Rolle spielen sie in ihren Gemeinden? Welche Rolle spielt die Katechese, also die Unterweisung im christlichen Glauben? Ich habe auch den Eindruck, dass hier Neuevangelisierung anders belegt ist als bei uns. Und ich glaube, da können wir voneinander lernen.“

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 Aus Brasilien berichtet Anna-Lena Ils (Medienhaus der Diözese Würzburg)

(3225/0843; E-Mail voraus)

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