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Ideen für motiviertes Arbeiten

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung in der Diözese hat Beschäftigte befragt – und sieht Handlungsbedarf

Würzburg (POW) Was macht eine berufstätige Person, die in der Familie plötzlich einen Pflegefall hat? Zunächst einmal steht sie vor einem Berg von Schwierigkeiten. Unter Druck einen Pflegeplatz finden zu müssen, ist belastend. Ein Problem insbesondere für Erwerbstätige. Mit solchen Problemen befasst sich eine aktuelle Umfrage der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Diözese Würzburg. Beschäftigte teilten dabei ihre Erfahrungen mit – und das KAB-Team fordert Konsequenzen.

Da ist zum Beispiel die prekäre Situation in den Pflegeberufen. Speziell in der Altenpflege fehlen Fachkräfte. Künftig werde Pflege daher wieder vermehrt in den Familien stattfinden, prognostiziert die ehrenamtliche KAB-Diözesanvorsitzende Theresia Erdmann. Vorwiegend Frauen werden diese Aufgabe stemmen. „Ein Umdenken wäre nötig, dass die Care-Arbeit in der Familie eine finanzielle Anerkennung bekommt“, unterstreicht Erdmann. Job-Auszeiten für die Pflege sollten eingeführt werden. Zudem bräuchte es nach Meinung der KAB-Verantwortlichen geschulte Pflegelotsen in Unternehmen oder Kommunen, die beim Finden von Pflegestellen rasche Hilfe leisten.

Diese Forderungen hat der KAB-Diözesanverband aus den Ergebnissen seiner Umfrage abgeleitet. Zwischen Oktober 2022 und Juli 2023 kamen 549 vollständig ausgefüllte Online-Fragebögen zusammen. 88 Prozent der Beteiligten kamen aus Unterfranken, 51 Prozent waren KAB-Mitglieder. Repräsentativ für die gesamte Gesellschaft sei diese Erhebung nicht, räumt der ehrenamtliche KAB-Diözesanvorsitzende Robert Reisert ein. „Aber sie kann als wissenschaftlich belastbare Umfrage gewertet werden“, betont er. Das habe ein Vertreter der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt bestätigt.

Diakon Peter Hartlaub und Alexander Kolbow stellen die Umfrageergebnisse bei einem Pressegespräch in Würzburg am Donnerstag, 1. Februar, gemeinsam mit Erdmann und Reisert vor. Hartlaub ist KAB-Diözesanpräses, Kolbow geschäftsführender Diözesansekretär. Beide sehen Verbesserungsbedarf. Denn 26,2 Prozent der Befragten äußerten Unzufriedenheit mit der Situation an ihrem Arbeitsplatz. 67,8 Prozent zeigten sich zufrieden. Die eigene private Situation wurde von den Befragten hingegen deutlich positiver eingeschätzt.

16,2 Prozent der Beteiligten gaben an, ihr Haushaltseinkommen reiche für den Lebensunterhalt nicht aus, während 82,5 Prozent nach eigenen Angaben über ausreichend Geld verfügten. An der Umfrage sei eher die Mittelschicht beteiligt gewesen, weniger Angehörige aus dem Niedriglohnbereich, erklärt Kolbow.

Gezielt fragte das KAB-Team nach den Erfahrungen von Beschäftigten mit Homeoffice und mobilem Arbeiten. Personen, die bereits außerhalb des Büros gearbeitet hatten, äußerten sich zu 65,2 Prozent positiv. 14,8 Prozent berichteten von negativen Erfahrungen. Für Eltern ist das Arbeiten zu Hause nicht immer einfach, wie die Umfrage zeigt. „Ich kann dann immer nicht ganz so gut von meinen Mama-Pflichten abschalten wie im Büro, weil ich im Hintergrund vieles mitkriege“, schrieb etwa eine Teilnehmerin.

Die KAB leitet daraus die Forderung ab, dass niemand zur mobilen Arbeit gezwungen werden dürfe. „Viele wollen im Büro arbeiten. Für sie ist das Büro ein Fixpunkt für die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen“, betont Kolbow. Wenn Menschen außerhalb des Büros arbeiten, müsse die geleistete Arbeitszeit ab der ersten Minute aufgezeichnet und entlohnt werden. Menschen müssten vor Selbstausbeutung geschützt sein, damit die positiven Seiten der Mobilität erhalten bleiben. Eine beschäftigte Person hatte in der Umfrage berichtet: „Wenn Arbeitskollegen um 23 Uhr noch E-Mails schicken, finde ich Homeoffice sehr negativ.“ Daraus folgert Hartlaub: „Es muss auch Teil der betrieblichen Kultur sein, dass eine Mail ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr gelesen werden muss.“

72,7 Prozent der Umfrageteilnehmer äußerten, ihre Branche sei vom Fachkräftemangel betroffen. „Wir fanden das verblüffend“, kommentiert Hartlaub. „Dabei beginnt erst die Zeit, in der die Babyboomer (Geburtsjahrgänge 1955-1969, Anmerkung der Redaktion) in den Ruhestand gehen.“ Wegen des Mangels an Arbeitskräften steige die Belastung für Teams, Menschen würden früher krank und ihre Rente unsicher, gibt Hartlaub zu bedenken.

Die KAB-Verantwortlichen haben hierzu Ideen formuliert. So sollte aus ihrer Sicht das Anwerben ausländischer Facharbeiterinnen und -arbeiter erleichtert werden. Das bedeute auch, Zeugnisse und Ausbildungen einfacher anzuerkennen, betont Reisert. Arbeitnehmer sollten außerdem ein Recht auf Weiterbildung erhalten. Die KAB sieht hier den Freistaat Bayern in der Pflicht. In allen Bundesländern außer in Bayern und Sachsen gebe es die „Bildungszeit“ für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auch „Bildungsurlaub“ genannt. Hier sollte der Freistaat nachziehen, bekräftigt der KAB-Diözesanvorstand.

Bei der Präsentation der Umfrageergebnisse fehlt der ehrenamtliche stellvertretende Diözesanvorsitzende Klaus Öttinger wegen einer Erkrankung. Auch in seinem Namen kündigt Reisert an: „Wir als KAB suchen das Gespräch mit der Politik. In den Gesprächen mit Politikern, die wir immer wieder haben, diskutieren wir unsere Forderungen.“ Sein Ziel: menschenfreundliche Regeln für das Erwerbsleben und eine gute Altersvorsorge auch für Menschen im Niedriglohnbereich.

ub (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)

(0624/0152; E-Mail voraus)

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