Würzburg (POW) Father Christian „Toots“ Buenafe engagiert sich in der Menschenrechtsorganisation „Task Force Detainees of the Philippines“ (TFDP). Diese dokumentiert systematische Verletzungen von Menschenrechten seit 1974. 1972 hatte der Diktator Ferdinand Marcos senior auf den Philippinen das Kriegsrecht verhängt, um seine autoritäre Herrschaft durchzusetzen. „Die Arbeit geht uns leider auch nach über 50 Jahren nicht aus“, erklärt Buenafe. Von 2016 bis 2022 ging der damalige Präsident Rodrigo Duterte brutal und rücksichtslos gegen alle vor, die verdächtigt wurden, mit Drogen in Kontakt zu stehen; er rief dazu auf, jeden von ihnen zu erschießen. Auf Einladung von „missio München“ ist Buenafe im aktuellen Monat der Weltmission unter anderem im Bistum Würzburg unterwegs, um über seine Arbeit zu berichten.
Seit 2022 regiert Ferdinand Marcos junior, der Sohn des ehemaligen Diktators, den Vielinselstaat. Die Zahl der mutmaßlichen Drogenabhängigen, die getötet werden, sei inzwischen von anfangs täglich mindestens zehn auf etwa ein bis zwei pro Woche gesunken. Wovon aber viele Familienangehörige der TFDP berichteten, seien willkürliche Festnahmen und Folter. „Wir versuchen, den Stimmlosen eine Stimme zu geben“, sagt Buenafe. Das geschehe, indem unter anderem Daten über die Inhaftierten und Belege für die Taten der Mörder, meist aktive und pensionierte Polizisten sowie Auftragsmörder, gesammelt würden. „Wir hoffen darauf, dass sich eines Tages die Schuldigen verantworten müssen, damit Gerechtigkeit hergestellt wird.“ Dank der Arbeit der TFDP und weiterer Menschenrechtsorganisationen werde der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag dafür sorgen, dass den über 30.000 Opfern von Präsident Dutertes Anti-Drogenkrieg Gerechtigkeit widerfahre.
Wie viele Priester, Ordensleute oder Laien, die sich in der TFDP engagieren, werde auch er regelmäßig Zielscheibe von Drohungen und Einschüchterungsversuchen. „Bei uns engagierte Menschenrechtsverteidiger bekommen dann auch schon einmal gesagt: Hören Sie auf mit dem, was Sie da tun. Wir wissen, auf welche Schule Ihre Kinder gehen. Wir wollen ja nicht, dass ihnen etwas passiert.“ Er selbst bewege sich sehr vorsichtig. „Außerdem bin ich klein, kann mich gut verstecken und schnell rennen“, erklärt er mit einem Lächeln. Täglich mit Hinterbliebenen zu tun zu haben, die einen geliebten Menschen vermissen oder betrauern, und keine wirkliche Antwort auf das Warum zu haben, das sei auch für ihn als gläubigen Christen mitunter „frustrierend, entmutigend und ermüdend“. Aber ihn motiviere die Rede Jesu: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).
Für Buenafe zielen viele Regierungsmaßnahmen darauf, die Symptome, wie zum Beispiel Drogensucht, auszumerzen anstatt die Ursachen zu bekämpfen: „Armut, Ungerechtigkeit, Landlosigkeit und Perspektivlosigkeit bestimmen für viele den Alltag.“ Hinzu komme Korruption auf praktisch allen politischen Ebenen. „Einige einflussreiche Familien teilen sich die Posten in Regierung, Verwaltung und Justiz.“ Dabei sei das Land reich an Ressourcen und könnte ein Leben in Wohlstand für alle ermöglichen. „Was wir brauchen sind Verantwortlichkeit und Transparenz.“ Nur so ließen sich die vielfältigen Probleme lösen. Als Beispiele nennt Buenafe Gesundheitszentren ohne Personal, Verbandsmaterial und Medizin, oder Schulen, mit limitierten Räumen und Lehrpersonal. „Wer diese Missstände öffentlich kritisiert, wird gleich als Kommunist oder Terrorist gebrandmarkt. Fundamentale Menschenrechte werden dämonisiert.“
International sei schnell Hilfe zur Stelle, wenn auf den Philippinen Menschen Opfer von Feuer, Erdbeben oder Tropenstürmen würden. „Wer aber hilft denen, die ungerecht behandelt werden?“ Die katholische Kirche engagiere sich schon seit jeher sozial. Mit dem Hilfswerk „missio München“ als Projektpartner sei es der TFDP möglich, Schulungsmodule anzubieten, welche den Menschen ihre Grundrechte erläutern und auch rechtliche Ratschläge zum Durchsetzen liefern. Neben dieser finanziellen Unterstützung sei er auch für das Gebet aus Deutschland dankbar. „Wir brauchen die göttliche Gnade.“ Weitere Zeichen der Solidarität neben dem Gebet gäben den in der TFDP Engagierten ein Gefühl der Stärke und Kraft zum Durchhalten. „Unser Einsatz ist auch ein pastoraler Dienst. Wir sorgen uns um die Grundrechte aller Menschen, vor allem um das Grundrecht auf Leben. Denn ohne das kann niemand die anderen Grundrechte wahrnehmen.“
mh (POW)
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