Würzburg (POW) Ausgerechnet die Satelliten machen in 2600 Fuß Höhe bei ansonsten perfekten Bedingungen Schwierigkeiten: Kaum ein Wölkchen am Himmel, strahlender Sonnenschein, schwacher Wind. Pilot Karlheinz Heinzmann lässt sich von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann die Landkarte reichen und orientiert sich auf klassische Weise. „Fünf Stunden lang bin ich mit meinem Auto die Stationen einzeln abgefahren und habe mir die GPS-Daten vom Navigationssystem notiert. Und ausgerechnet jetzt kriege ich nur zwei statt der benötigten drei Satelliten rein“, schimpft Heinzmann und zieht die Piper sanft in eine Rechtskurve.
Fährbrück, Mariabuchen, Kreuzberg, Maria Bildhausen, Münsterschwarzach, Ochsenfurt und Würzburg: Sie alle hat Heinzmann, Leiter der Sparte Motorflug beim Flugsport-Club Würzburg, für die Familie Karl aus Hopferstadt auf die Route gesetzt. „Es gibt keinen besseren Platz, um Gottes Schöpfung zu erleben als den hier oben“, sagt Heinzmann. Seit seiner Bundeswehrzeit weiß er, dass über den Wolken die Freiheit grenzenlos ist. Der Rundflug war Hauptpreis eines Gewinnspiels der Diözese Würzburg bei der jüngsten Mainfrankenmesse. „Endlich klappt’s heute mal mit dem Wetter“, sagt Bischof Hofmann am Samstagvormittag, 28. April, zu Sophia, der Tochter der Familie, die mit ihm im gleichen Flieger sitzt. Bruno und Maria Karl samt Sohn Maximilian folgen in einer Cessna, mit Heinzmann-Tochter Martina Heinzmann-Erhart am Steuerknüppel. Mehrere Male musste zuvor der Flug wegen schlechter Witterung kurzfristig abgesagt werden.
„Ich habe mal gehört, dass Sie an Ihrem Fahrer besonders seine vorsichtige Fahrweise schätzen. Hoffentlich gefällt Ihnen dann auch der Flug“, sagt Heinzmann. Noch auf dem Flugplatz erzählt Bischof Hofmann ihm von einem Erlebnis der besonderen Art: Bei einem Rundflug über Köln bugsierte ihn einst ein besonders tollkühner Pilot zwischen den beiden Türmen des Doms hindurch. „Ich dachte nur: ein kleines Lüftchen und wir stürzen ab.“ In Frankens Lüften und dank der Erfahrung und Umsicht des Piloten wirkt der Bischof sehr entspannt: „Wunderschön, diese herrliche Landschaft“, entgegnet der Bischof und plauscht mit Sophia über die Schule. Begeistert erzählt das Mädchen von der Maria-Ward-Schule, die sie in Würzburg besucht: „Ich fahre auch jeden Tag mit dem Zug“, berichtet sie, während am Boden eine rote Regionalbahn vorbeisaust.
„Wir kreisen um Fährbrück“, teilt Martina Heinzmann-Erhart über Funk mit. Sophia späht aus dem Fenster und deutet auf einen Punkt am Horizont. „Da sind sie!“ Wenige Minuten später hat die Maschine den Main überflogen und zieht über die Anhöhen des Spessarts hinweg. Wie ein Inselchen im großen Meer wirkt Mariabuchen beim Blick aus der Vogelperspektive. Heinzmann erzählt von dem jungen Pater, der ihn ansprach, als er mit seinem Auto vorfuhr und die GPS-Daten notierte. „Als ich ihm gesagt habe, dass ich das für einen Flug mit dem Bischof mache, hat er mich angelacht und gesagt: Dann müssen wir extra aufräumen.“
Elf Grad zeigt das Außenthermometer, ungewöhnlich warm für einen Tag im Frühjahr, weiß Heinzmann und kündigt das nächste Ziel an: „Noch 13 nautische Meilen, also 24 Kilometer, bis zum Kreuzberg. In acht Minuten sind wir da.“ „Ist diese Landschaft nicht herrlich?“, fragt der Bischof und lässt sich von seinen Begleitern erklären, dass der Kreuzberg der höchste Berg auf bayerischer Seite der Rhön ist, die Wasserkuppe auf hessischer Seite aber noch höher ist. „Dort war ich schon zum Sommerrodeln“, berichtet Sophia. Zwischen den gelb leuchtenden Rapsfeldern und den vertrocknet grünen Getreidefeldern taucht ein leuchtend grünes Stück Land auf: der Golfplatz von Maria Bildhausen. „Von hier oben sieht man erst so richtig, wie groß die Anlage ist“, stellt der Bischof fest.
Wenige Augenblicke später hat Heinzmann seinen Copiloten überredet. „Nehmen sie ruhig mal selbst den Steuerknüppel in die Hand und versuchen Sie, ein Gefühl für die Maschine zu bekommen.“ Schüchtern greift der Bischof zum Lenkhorn, während seitlich die mächtigen Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld vorbeiziehen. „Dort drüben ist Hopferstadt“, ruft Sophia begeistert, als Ochsenfurt ins Blickfeld gerät, und erklärt, dass die große grüne Kuppel am Ortsrand zu einer neuen Biogasanlage gehört. Fast zwei Stunden sind seit dem Start vergangen. Pilot Heinzmann ruft über Funk den Tower auf dem Schenkenfeld und bittet um Landeerlaubnis. Die einmotorige Maschine zieht eine große Runde über dem Würzburger Kessel. „Man sieht sogar meinen Garten“, ruft Bischof Hofmann begeistert beim Blick auf Dom, Neumünster und Bischofshaus.
Mit einem sanften Ruck fahren die Landeklappen aus und die Piper senkt sich hinab in Richtung Landebahn. „Mein Enkel hat mich einmal beim Fliegen gefragt: Opa, sind wir hier oben näher beim lieben Gott? Wir müssen nur fest daran glauben, habe ich ihm gesagt“, erzählt Heinzmann. Sophia und der Bischof applaudieren für die sanfte Landung.
Markus Hauck (POW)
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