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POW-Serie: „12 Wege“ (6)

Im Zeichen des roten Tau

Franziskusweg an der Thüringer Hütte thematisiert den Sonnengesang und Wegerfahrungen – Kunst und Natur als eine anregende Einheit – Macher von Erfolg überrascht

Thüringer Hütte (POW) Der Oberkörper der Statue ist ausgehöhlt. Franziskus hält schützend seine Hände davor. Dahinter ist das mit Blattgold belegte Innere zu erkennen. „Als Franziskus, damals ein reicher, im Überfluss lebender junger Mann, in Gefangenschaft gerät, hat er Zeit und Anlass, über sein Leben nachzudenken. Er muss also erst einmal innerlich leer werden und viel von dem ablegen, was ihm wichtig war. Das, was ihm jetzt sein Glaube an Christus schenkt, ist so wertvoll, dass er es schützen und bewahren will“, sagt Dekan Dr. Andreas Krefft. Etwa 30 Gruppen führt der Dekan von Bad Neustadt (Landkreis Rhön-Grabfeld) jährlich auf dem Franziskusweg im Dreiländereck von Hessen, Thüringen und Bayern. Wie bei den vielen weiteren Ehrenamtlichen auch, die dort Führungen anbieten, sind die Teilnehmer bunt gemischt – von Kommunionkindern über Familien bis hin zu Senioren reicht das Spektrum. Mit der eingangs beschriebenen Franziskusstatue verbindet Krefft eine besondere Erinnerung: „Als der Sturm Kyrill vor einigen Jahren hier zahlreiche Bäume umlegte, fielen auch zwei große Stämme links und rechts dieser Franziskusskulptur. Sie selbst aber blieb unversehrt.“

Der Lobgesang des Heiligen von Assisi auf die Schöpfung, der Sonnengesang, aber auch das Leben des Franziskus sind zentrale Themen des Franziskuswegs. Startpunkt ist die Straßenkreuzung unterhalb des Jugendhauses Thüringer Hütte. Dort beginnt auch die Beschilderung mit dem roten Tau, dem Zeichen des T, mit dem Franziskus immer verband, dass er sich von Gott getragen und von Christus erlöst wusste. Wenige Schritte entfernt findet sich am Weg ein Bach. Er kommt aus der Quelle am hangaufwärts gelegenen Eisgraben. „Hören Sie, wie es plätschert? Die Quelle spendet unablässig Wasser. Ich bin es, der entscheidet, ob ich es in mich aufnehmen will“, erklärt Krefft. Das sei ein tolles Bild für Gottes Liebe.

Neben zahlreichen Skulpturen, die von Künstlerinnen und Künstlern der Holzbildhauerschule in Bischofsheim/Rhön eigens für den Weg geschaffen wurden, finden sich auf dem Rundweg auch immer wieder insgesamt sieben Lesestationen, große Cortenstahl-Tafeln mit Texten, die als „Lebensweg“ Beobachtungen am Wegesrand thematisieren. „Auch für Menschen, die wie zum Beispiel viele der Besucher aus Thüringen nicht christlich sozialisiert sind, bietet der Weg daher Impulse, die sie aus ihrer persönlichen Lebenserfahrung kennen“, sagt Krefft. „Auf meinem Weg sammle ich Erfahrungen, Erfahrungen des Aufbrechens, des Unterwegsseins, der Veränderung, des Gehens auf ein Ziel hin, der Verwirrungen und des Ankommens“, steht da beispielsweise zu lesen.

Drei helixförmige Skulpturen finden sich bei der Station „Mutter Erde“. „Das Erbgut, die DNS, ist der Baustein des Lebens“, betont Krefft. Eine der Figuren ist nahezu perfekt, eine zweite mit etwas Abweichungen. Eine dritte weist Verstärkungen aus Stahl auf, weicht also deutlich von der Norm ab, wirkt zerbrechlich. Er lasse an dieser Station oft einem der Kinder die Augen verbinden und dieses dann tastend erraten, welche Kinder es vor sich habe. „Das klappt immer. Weil jeder von uns einmalig ist!“

Aber auch vermeintlich schwere Themen wie den Tod thematisiert der Franziskusweg. Ein eiförmig zusammengekauertes Reh symbolisiert die Haltung des Sterbens und steht zugleich für das Werden neuen Lebens. „Vielleicht denken wir beim Betrachten daran, dass mit dem Tod zwar unser Leben hier auf der Erde endet, wir aber damit als Christen zugleich darauf vertrauen, dass wir dann zum ewigen Leben gelangen.“ Krefft zitiert aus dem Begleitbuch zum Franziskusweg, das Günter und Monika Werner verfasst haben: „Wenn mir die Augen aufgehen, einmal, nach dem Gang durch die Zone des Todes, sehe ich, was mir ein Geheimnis war, Gott, ich möchte mich öffnen auf Dein Licht hin.“

Eine Skulptur nebenan zeigt auf der einen Seite einen einzelnen Menschen, auf der anderen eine ganze Gruppe von Leuten. Dazwischen eine deutlich sichtbare Lücke. Sie thematisiert den sozialen Tod durch Ausgrenzung. „Ich gehe mit Kindern den Weg oft in der umgekehrten Runde. Eine Station zuvor lasse ich dann immer einen zurück, der zum Beispiel mit dem Gehen etwas Schwierigkeiten hat oder schon müde ist“, erklärt Krefft. Wenn er dann frage, ob die Gruppe jemanden kenne, dem es ähnlich geht, erinnerten sich die Kinder schnell an den Kameraden. „Dann holen sie das fehlende Kind immer schnell den Berg herauf zur restlichen Gruppe.“ Der Hang zur Station „Frieden“ ist zwar mit einem Geländer versehen, aber für Kinderwägen und Rollstühle nicht geeignet.

Eine Brücke überwindet dort einen kleinen Bach. Das Geländer zeigt zwei Hände, die sich einander reichen und so eine Verbindung herstellen. „Frieden beginnt bei jedem von uns, im Kleinen. So können wir miteinander Gräben überwinden. Ein schönes Symbol“, sagt Krefft. Auf der anderen Bachseite bilden viele kleine und größere Basaltsteine einen imposanten Haufen. „An dieser Station sind Menschen eingeladen, das abzulegen, was sie bedrückt, was ihnen Sorgen macht.“ Das Angebot wird, wie der gesamte Weg, offenbar gut genutzt. Laut dem Dekan sind jedes Jahr bis zu zehn Abtransporte notwendig, um zu verhindern, dass sich die Steine allzu hoch auftürmen und am Ende gar den Weg blockieren.

An einer nahen Stelle wird ein kleiner Umweg nach rechts vorgeschlagen. „Es lohnt sich. Wie manchmal auch im Leben“, ist an der Stahlsäule zu lesen. „Vielleicht gibt es gar keine Umwege. Vielleicht sind dies Wege, die du gehen musst, um Erfahrungen zu sammeln und zu erkennen, auf welchem Weg du dich eigentlich bewegen möchtest. Umwege gehören zu deinem Leben.“ Dann öffnet sich der Wald, und der Blick geht weit hinunter in Richtung Bad Neustadt und bis ins Grabfeld. Die Künstlerin, die diese Station geschaffen hat, hatte dabei aus dem Sonnengesang die Zeile „Lobet und preiset den Herrn und dankt und dient ihm mit großer Demut“ im Blick. Zu sehen ist eine große Schar von Vögeln, die um die Sonne kreisen. „Man könnte meinen, sie hatte dabei ein afrikanisches Morgengebet im Kopf gehabt, ein Lobpreis auf Gott, den Schöpfer, wo es heißt: Herr ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel. Wer hier steht und die Schönheit um sich herum betrachtet, kann eigentlich gar nicht anders.“

An der Kapelle unterhalb des Jugendhauses Thüringer Hütte treffen wir Monika Werner, die den Franziskusweg gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Günter konzipiert hat. „Wir hatten etwas Ähnliches in Südtirol kennengelernt und haben uns gleich gedacht: Das ist als spirituelles Angebot nach dem Sinnesparcours und dem eher den Geist ansprechenden Alternativen Energiepark im Jugendhaus die perfekte Ergänzung.“ Die nahe Umgebung habe mit Wanderwegen, breiten Forststraßen und steilen Pfaden bereits eine gute Wanderstrecke mit Wald, Wiesen und Wasser geboten. „Dass das 2007 gestartete Angebot so gut angenommen wird, haben wir damals nicht gedacht.“ Ein wesentliches Element für den Erfolg sind ihrer Meinung nach auch die Kunstwerke, die von Schülerinnen und Schülern der Holzbildhauerschule in Bischofsheim geschaffen wurden. Eine Weidenwand bildet ein wichtiges Element der Kapelle am Franziskusweg. „So wie die lebende Weidenwand jahreszeitmäßig ihr Gesicht verändert, so muss sich auch Kirche im Laufe der Zeit immer wieder wandeln und mit den Menschen gehen. Die Wurzeln allerdings bleiben die gleichen“, sagt Werner.

Stichwort: Franziskusweg

Der Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi gehört zu den eindrucksvollsten und beliebtesten religiösen Dichtungen. Auf einem rund fünf Kilometer langen Weg in der Nähe der Thüringer Hütte, Rother Kuppe 3, 97647 Hausen (im Navigationssystem: Thüringer Hütte/Ostheim), sind zu den einzelnen Lobgesängen zehn Kunststationen zum Sonnengesang und sieben Lesestationen zum Thema „Lebensweg“ errichtet worden. Dort laden Schnitzereien und Tafeln mit meditativen Texten zur Besinnung und Betrachtung ein. Mindestens zwei Stunden sollte man für einen Gang auf dem Franziskusweg einplanen. Führungen können über das Pfarrbüro der Pfarreiengemeinschaft Bad Neustadt, Pfarrer-Alois-Friedrich-Platz 2, 97616 Bad Neustadt, E-Mail mariae-himmelfahrt.nes@bistum-wuerzburg.de, Telefon 09771/689000, vereinbart werden. Im Würzburger Echter-Verlag sind jeweils ein Begleitbuch für Erwachsene sowie eines für Kinder erschienen.

Lisa Fries/Monika Werner: Kleine Atem-Wege. Der Franziskusweg an der Thüringer Hütte/Rhön. 127 Seiten, 12 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2009, ISBN 978-3-429-03091-9.

Günter und Monika Werner: Atem-Wege. Der Franziskusweg an der Thüringer Hütte/Rhön. Meditationen zum Sonnengesang. 95 Seiten, 12 Euro. Echter Verlag, 6. Auflage 2010, ISBN 978-3-429-02800-8.

Einen „Erntedankgottesdienst am Franziskusweg“ feiern Dekan Dr. Andreas Krefft und Franziskanerpater Georg Andlinger am Sonntag, 29. September, um 14 Uhr an der Station „Mutter Erde“. Bei schlechtem Wetter findet der Gottesdienst in der Kapelle statt.

Markus Hauck (POW)

(3619/0937; E-Mail voraus)

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