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Immer auf Ballhöhe

Kloster Maria Bildhausen feiert 850. Jubiläum mit buntem Festprogramm – Kleine Gemeinschaft von elf Franziskanerinnen wohnt im Konvent – Dominikus-Ringeisen-Werk beschäftigt 300 Mitarbeiter

Maria Bildhausen (POW) Hier grasen schon lange keine Kühe mehr. Sie hätten auch wenig zu fressen, denn das Gras darf nur wenige Zentimeter hoch sein und wird deswegen penibel gepflegt. Robert Pfister ist sehr zufrieden mit der Anlage in der fränkischen Rhön. Selbst bei grauem Himmel und eisigem Wind lässt sich der 73-Jährige nicht von seinem Sport abbringen. Pfister holt aus und schwingt den Schläger. Der Schlag vom kurzen Rasen, genannt „Fairway“, gelingt: Der Ball landet nicht weit entfernt von dem Loch mit dem gelben Fähnchen. Hinter dem grünen Hügel ragt ein Gebäude auf: das Clubhaus. Wo jetzt Golfer ein- und ausgehen, haben früher Äbte ihren Sommer verbracht – doch das ist lange her: Der erste Abt kam im Jahre 1158 ins Kloster Maria Bildhausen – zusammen mit zwölf Mönchen vom Zisterzienser-Orden.

850 Jahre später, im großen Jubiläumsjahr des Klosters, sind es fast genau so viele Ordensleute, die im Konvent wohnen, das sich einige 100 Meter entfernt vom Golfplatz und der ehemaligen Sommerresidenz der Äbte befindet: keine Mönche mehr, sondern Franziskanerinnen von der Sankt Josefskongregation in Ursberg, die von dem Priester Dominikus Ringeisen gegründet wurde. Sie sind 1900 ins Kloster eingezogen, doch auch ihre große Blütezeit ist schon wieder vorbei: Die elf verbliebenen Nonnen sind zwischen 67 und knapp 100 Jahre alt. Die meisten von ihnen fühlen sich wohl in Bildhausen, weiß ihre Oberin Schwester Werenfried Söffge. „Maria Bildhausen hat eine eigene, besondere Atmosphäre, wegen der langen Geschichte, aber auch aufgrund der schönen Lage“, sagt sie. Die Schwestern würden sich darüber freuen, hier ihren Lebensabend verbringen zu können.

In vielen Jahrzehnten haben die Franziskanerinnen das ehemalige Zisterzienser-Kloster in ein Zentrum verwandelt, dessen Schwerpunkt die Betreuung behinderter Menschen ist. 1940 waren es über 130 Ordensfrauen, die den Betrieb in Schwerstarbeit am Laufen hielten. Heute sind nur noch kleinere Hausarbeiten für sie möglich: der Pfortendienst, Essensversorgung und Wäsche für den eigenen Bereich im Klosterbau, die Pflege der Hauskapelle und Sakristei sowie Reinigungsarbeiten. Und natürlich das Gebet: morgens, mittags, abends, nachts. Was die Schwestern nicht mehr können, haben andere übernommen: Die Filiale des Dominikus-Ringeisen-Werks, der kirchlichen Stiftung mit Hauptsitz in Ursberg, beschäftigt in Bildhausen 300 Mitarbeiter. Sie arbeiten in der Werkstatt und den Wohnanlagen für behinderte Menschen, in der Offenen Behindertenarbeit, in der Großküche, dem Gästehaus, in der Landwirtschaft, der Gärtnerei und Metzgerei.

Rainer Waldvogel, Leiter der Einrichtung, muss den Überblick behalten: „Meine Arbeit ist durchweg eine sehr spannende. Golfer, die Schwestern, Wanderer, behinderte Menschen und Landwirte – sie alle treffen aufeinander in Maria Bildhausen.“ Dies gehöre zu einem Konzept, das den Standort für die Zukunft absichern soll. Zusammen mit der Fachhochschule Konstanz hat die Leitung eine Vision entwickelt: „Kloster Maria Bildhausen – Oase des Lebens“. Die Franziskanerinnen hatten das Konzept mit in Auftrag gegeben, denn sie möchten den Ort als spirituelle Stätte aufrechterhalten. „Auch wenn es hier im Vergleich zu den Mitarbeitern des Dominikus-Ringeisen-Werks nur wenige sind, haben sie doch eine starke Präsenz“, betont Waldvogel.

Auch der 1996 eröffnete Golfplatz gehört zum Zukunftskonzept, allerdings geht es auf dem kurz gemähten Rasen weniger spirituell zu. Mit dem luxuriösen Sport – für die Aufnahme in den Club bezahlt ein Erwachsener über 1000 Euro – hat sich das Kloster einer zahlungskräftigen Kundschaft geöffnet. Durch die Verpachtung des 140 Hektar großen Geländes an den Golfclub, der denselben Namen trägt wie das Kloster, fließt Geld in die Kasse, das ansonsten schwer erwirtschaftet werden müsste. Der passionierte Golfer Pfister weiß das, deswegen hält er die Idee für hervorragend. Er hat schon die Entstehung des Platzes verfolgt und kennt auch die Besonderheit der grünen Hügellandschaft: Sie wird von Menschen mit Behinderung gepflegt und auch genutzt, sogar internationale Turniere für behinderte Golfer haben sich etabliert. Für Pfister ist es eine Ehrensache, bei diesen Turnieren mitzuhelfen und sie zu unterstützen – noch eine Entwicklung, die wohl auch der kühnste Zisterzienser im 12. Jahrhundert nicht vorherzusehen gewagt hätte.

Hinweis: Im Jubiläumsjahr 850 Jahre Kloster Maria Bildhausen finden unter dem Motto „Mensch – Glaube – Lebensfreude“ über das Jahr verteilt verschiedene Veranstaltungen im Kloster statt. Hier die Programmpunkte für Februar und März: Sonntag, 17. Februar, 17 Uhr, Benefizkonzert „Winterklänge“, Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen; Samstag, 23. Februar, 19 Uhr, Vortrag: „Kloster Bildhausen – Leben und Wirken im hohen und späten Mittelalter“, Historiker Dr. Heinrich Wagner aus Heustreu; Samstag, 8. März, 19 Uhr, Vortrag: „Bildhausen im Bauernkrieg 1525“, Diplom-Pädagoge Michael Böckler aus Trappstadt; Dienstag, 18. März, 19.05 Uhr, Bayern-1-Volksmusik, Gespräche und Musik zur Karwoche, Eberhard Schellenberger und regionale Volksmusikgruppen; Montag, 24. März, 14 Uhr, Osterkonzert, Jugendblaskapelle Großwenkheim. Weitere Informationen zu Maria Bildhausen im Internet unter www.bildhausen.de.

(0707/0211; E-Mail voraus)

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