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POW-Serie: „12 Wege“ (4)

In der Natur zur Ruhe finden

„Rück-Besinnungsweg“ bei Rück-Schippach – Sieben von Künstlern gestaltete Stationen – Verbindung von Natur, spirituellen Impulsen und Kunst

Rück-Schippach (POW) Es ist später Vormittag an einem sonnigen Samstag, als wir uns auf dem Vorplatz der Pfarrkirche Sankt Pius in Rück-Schippach treffen. Wir – das sind meine Frau und ich, meine Tochter und eine gute Freundin. Zu viert wollen wir den „Rück-Besinnungsweg“ gehen, der im Oktober 2015 nach zwei Jahren Vorbereitungszeit eröffnet wurde. Der Name des Weges spielt mit dem Namen des Elsenfelder Ortsteils „Rück“ und mit der Idee, sich auf zeitlose Werte zu besinnen. Los geht es vor dem großen, 1960 eingeweihten Kirchenbau, der auf einem Hügel über Rück-Schippach thront. Hier ragen sieben große, rohe und leicht nach hinten geneigte Stämme aus Robinienholz in die Höhe, die in der oberen Hälfte mit Querbalken versehen sind. Das Werk des Künstlers Konrad Franz aus Hausen wirkt fast wie eine Versammlung freundlich gesinnter Riesen, die sich einander geschwisterlich die Arme auf die Schultern legen. „Friede“ ist das Thema der Station. Sie ist genauso wie die sechs folgenden Stationen konzipiert: Eine Tafel weist auf das Thema hin, ein lyrischer Text greift Aspekte des Themas auf und das Kunstwerk eines regionalen Künstlers setzt es optisch um. Immer findet man eine Bank, die zum Verweilen einlädt, was das Innehalten und Nachdenken natürlich erleichtert.

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Von der Kirche geht es jetzt erstmal ein kleines Stück bergab. „Mut“ heißt die nächste Station, die von der Wörther Künstlerin Karin Laumeister mit einer großen Figur aus Keramik interpretiert wurde. Niemand geringeres als Johann Wolfgang von Goethe fordert hier dazu auf: „Was keiner wagt, das sollt ihr wagen.“ Auch von unserer Wandergruppe wird jetzt ein wenig Mut gefordert. Die Sonne brennt immer stärker und Einheimische machen uns darauf aufmerksam, dass wir das nächste Wegstück statt auf der markierten Strecke, die auf einen Radweg mit wenig Schatten führt, parallel dazu auf einem Pfad durch den Wald gehen können. Wir verpassen dadurch zwar eine Extra-Station, die sich mit der Elsavatal-Bahnstrecke beschäftigt, dafür sind wir weiter weg von der Straße und besser vor der Sonne geschützt. Kurz vor der nächsten Station stoßen wir wieder auf den offiziellen Weg, jetzt schon in Sichtweite des Klosters Himmelthal.

Um „Hoffnung“ drehen sich der Text von Monika M. Kraus und die Edelstahlkonstruktion des Künstlers Josef Speth aus Schneeberg. Hier treffen wir an diesem Tag das einzige Mal andere Wanderer. Sie erzählen uns, dass sie aus Schippach sind und den Weg zwar in Teilen kennen, sich für heute aber vorgenommen haben, die Strecke endlich mal komplett abzulaufen. „Das ist schon sehr interessant gemacht und man bekommt auch einen guten Überblick über den Ort“, sagt ein Mann. Und gibt uns gleich noch einen Tipp, welche Häckerwirtschaft gerade geöffnet hat und zu einem gemütlichen Abschluss der Tour einlädt. Spätestens jetzt wird klar: Der Weg hat auch einen touristischen Aspekt.

Von der „Hoffnung“ ist es auf dem „Rück-Besinnungsweg“ nur ein kurzes Stück bis zur „Gelassenheit“. Man überquert die Elsavastraße und kommt im alten Gemäuer des ehemaligen Klosters Himmelthal an. Das ehemalige Zisterzienserinnen-Kloster ist heute eine Berufsbildungsstätte mit dem Ziel, junge Menschen mit hohem Erziehungsbedarf in das Berufsleben einzugliedern. Wir werden in einem Bogen um die Internatsgebäude herumgeführt und gelangen so in den Bereich direkt hinter dem hölzernen Eingangstor. Hier ist ein herrlich blühender Garten angelegt, ein Brunnen plätschert vor sich hin. Da kann man vor der von Helmut Brendel aus Amorbach gefertigten Sandstein-Stele gut zur Ruhe kommen. Aus dem Stein betrachtet einen gelassen ein Gesicht. Vielleicht ist es das des Zisterzienserabts Bernhard von Clairvaux, dessen berühmtes Zitat „Gönne dich dir selber“ auf der Tafel dieser Station zu lesen ist. Also gönnen wir uns einen längeren Aufenthalt an diesem ruhigen und schönen Ort. Leider ist die 1753 von Jesuiten errichtete barocke Klosterkirche Sankt Sebastian an diesem Tag geschlossen. Sie soll durchaus einen Blick wert sein.

Als wir schließlich aufbrechen, müssen wir zunächst die Elsava überqueren, die im Spessart entspringt und es hier schon nicht mehr weit bis zum Main hat. Gleich darauf, etwas zurückversetzt, erwartet uns die nächste Station, die sich der „Achtsamkeit“ widmet. Eindrucksvoll ist das Kunstwerk „Gottesauge“ aus Stein und Metall von Alexander Schwarz aus Dorfprozelten. Es zeigt unser Planetensystem, davor ein großes Pendel wie von einer Standuhr, das sich auch hin und her bewegen lässt. Der persische Dichter und Mystiker Rumi wird hier zitiert mit den Worten „Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben – das Leben allen Lebens.“ Schwarz hat sein Kunstwerk in ein altes Flurdenkmal aus Buntsandstein integriert, was sich durchaus auch als achtsamer Umgang mit der Geschichte interpretieren lässt.

Wir gehen weiter, und ab jetzt wird es ein wenig anstrengend. Während der Weg nach dem Abstieg von der Sankt-Pius-Kirche relativ eben war, geht es jetzt auf der anderen Seite des Tales hoch in die Weinberge. Eine Infotafel am Weg klärt zwischendurch über die Weinbaugeschichte in Rück auf. Wir ziehen an Reihen von Rebstöcken entlang, an denen sich schon die Trauben zeigen, bis wir die nächste Station erreichen. Vielleicht mit Blick auf ihre Lage mitten in diesem fruchtbaren Abschnitt des Weges heißt sie „Dankbarkeit“. Eine große Granitplatte, entworfen von Christoph Jakob aus Kleinwallstadt, ist kunstvoll in zwei Teile aufgetrennt worden und gibt so den Blick frei auf Rück, das zu Füßen des Weinbergs liegt.

Da es inzwischen schon ziemlich heiß geworden ist, steigen wir jetzt zügig hinab ins Dorf. Dort empfängt uns auf dem Dorfplatz die Momme, eine Frauenfigur, die mit dem Besen in der einen und dem erhobenen Zeigefinger in der anderen Hand dazu mahnt, im Leben den Humor nicht zu vergessen. Die Station heißt „Gemeinschaft“, weil die Momme für den Ort eine Identifikationsfigur ist. Die Statue von Theo Steinbrenner aus Schwarzach am Main steht hier auch schon seit 2012 und wurde in den „Rück-Besinnungsweg“ integriert. Natürlich folgen wir der Aufforderung, die neben der Momme notiert ist: „Wer dreimal an dem Finger reibt, stets ein froher Vogel bleibt. Wer vorbeigeht ohne Reiben wird ein Griesgram ewig bleiben.“ Das wollen wir natürlich nicht riskieren.

Noch einmal überqueren wir die Elsava und steigen dann wieder auf zum Ausgangspunkt, der Sankt-Pius-Kirche. Etwa zweieinhalb Stunden haben wir bei gemütlicher Gehgeschwindigkeit für den Weg gebraucht. Dabei gab es viel zu sehen, viele Anregungen und viele Einladungen, Pause zu machen. Bei manchen der Impulse zu den ausgewählten Werten haben wir uns mit der Interpretation ein bisschen schwer getan und sind darüber ins Diskutieren gekommen, aber genau das kann natürlich auch den Reiz eines solchen Weges ausmachen. Umso besser, wenn man ihn nicht alleine geht. Unsere wohlverdiente Einkehr machen wir dann doch nicht in einer Häckerwirtschaft, sondern angesichts der inzwischen hohen Temperaturen in einer Eisdiele im nahe gelegenen Obernburg.

Stichwort: „Rück-Besinnungsweg“

Der „Rück-Besinnungsweg“ ist ein gemeinsames Projekt des Heimat- und Museumsvereins Elsenfeld, des Marktes Elsenfeld, der Pfarreiengemeinschaft „Christus Salvator Elsenfeld“ und einiger Privatpersonen. Der zirka fünf Kilometer lange Rundweg ist zwischen den Stationen 5 und 7 etwas steiler und dort für Kinderwägen nicht geeignet. Informationen zum Weg gibt es im Internet unter www.rueck-besinnungsweg.de. Hier kann auch der Flyer mit allen Informationen und dem Streckenverlauf heruntergeladen werden. In einem Interview erklärt Heinz Linduschka, einer der Initiatoren des „Rück-Besinnungswegs“, die Entstehung und Konzeption dieses Wegs https://ab.main-franken-katholisch.de.

Burkard Vogt (POW)

(3519/0912; E-Mail voraus)

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