Aschaffenburg (POW) Festlich und doch mit einer gewissen Leichtigkeit haben knapp 2000 Christen vom Untermain am Sonntag, 24. Juni, ihren ersten Gottesdienst gemeinsam mit Bischof Dr. Franz Jung auf dem Stiftsplatz in Aschaffenburg gefeiert. Von Miltenberg bis Alzenau waren die Katholiken des Mainvierecks nach Aschaffenburg gekommen. Mit Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferenten aus der ganzen Region zog der neue Oberhirte des Bistums Würzburg von der Muttergottes-Pfarrkirche auf den Stiftsplatz. Dort erwartete ihn neben den Gottesdienstbesuchern auch ein aus über 250 Sängerinnen und Sängern bestehender Projektchor aus Mitgliedern unterschiedlicher Chöre der Region. Unter Leitung der Stiftskantorin Caroline Roth begleitete dieser den Gottesdienst musikalisch.
Der Aschaffenburger Dekan Wolfgang Kempf begrüßte den Bischof auch im Namen der fünf anderen Dekanate am Untermain und bot ihm gleich, ähnlich wie die Schweinfurter, die Region als Zufluchtsort bei Heimweh an. „Ein Pfälzer braucht in Aschaffenburg keine Angst haben, nicht verstanden zu werden“, betonte Kempf mit Anspielung auf den lokalen Dialekt. Bischof Jung griff den Ball gleich auf, begrüßte mit einem korrekt gesprochenen „Aschebersch“ und erzählte, dass ein Speyerer Bischof einst den Amtssitz von dort nach Aschaffenburg verlegen wollte. „Zum Glück ist es nicht so gekommen und so kann ich als Bischof von Würzburg heute mit ihnen feiern“, sagte Bischof Jung.
Seine Predigt stand ganz im Zeichen des Hochfestes der Geburt Johannes des Täufers, nach dem auch das Aschaffenburger Wahrzeichen Schloss Johannisburg benannt ist. Anhand des Hingabegebetes des seligen Pater Rupert Mayer meditierte der Bischof die Umstände dieser Geburt, die für die Eltern Elisabeth und Zacharias eine große Herausforderung darstellte. Zunächst war ihr Kinderwunsch unerfüllt geblieben. „Unerfüllte Wünsche werden zur Wunde“, sagte der Bischof, der hier auch einen Bezug zum fehlenden Priesternachwuchs in der Kirche herstellte. Als dann Gott über einen Engel die Geburt des Johannes ankündigte, sei diese Botschaft nicht mit Begeisterung aufgenommen worden, denn für Zacharias und Elisabeth schien die Zeit für eine Elternschaft vorbei. „Aber Gebete werden eben nicht erfüllt, wie wir Menschen es wollen“, sagte Bischof Jung. Er verknüpfte seine Gedanken immer mit der Anfrage an die eigene Person und an die Kirche: „Glauben wir wirklich, dass Gott unsere Bitten erhört, und sind wir dann auch bereit, alle unsere Pläne und die Art, wie wir uns eingerichtet haben, noch einmal zur Disposition zu stellen und die Dinge ganz neu zu denken und uns noch einmal ganz neu auszurichten?" Für den Bischof ist die letzte Strophe des Hingabegebetes von Rupert Mayer eine Antwort auf diese Frage, weil es daran erinnert, dass Leben immer wieder neu auf Gott auszurichten: „Herr, weil Du's willst, drum ist es gut und weil Du's willst, drum hab' ich Mut. Mein Herz in deinen Händen ruht.“
Am Ende des Gottesdienstes überreichten Vertreter aus der Politik und aus den ehrenamtlichen Gremien der Region dem Bischof Wein, Brot und eine Kerze mit den Wappen der Landkreise Miltenberg und Alzenau und der Stadt Aschaffenburg. Deren Oberbürgermeister Klaus Herzog sprach stellvertretend das Grußwort für alle Politiker. Er hieß den Bischof in der „Region der Lebensfreude“ willkommen. Als nördlichste der insgesamt 18 bayerischen Regionen sei der Untermain die Region Nummer eins – und das nicht nur auf der Landkarte, wie Herzog augenzwinkernd hinzufügte. „Hier leben insgesamt 370.000 Menschen und die sind von Fröhlichkeit, Barmherzigkeit und Unkompliziertheit geprägt", betonte Herzog. Er lud den Bischof ein, oft nach Aschaffenburg zu kommen, und bot ihm die Unterstützung an, wenn es darum geht, die Gemeinschaft in ihrem Zusammenhalt zu stärken und den Menschen zu dienen. Herzog erinnerte daran, dass Jung schon einmal im Jahr 2003 in Aschaffenburg zu Gast war und damals vom Turm der Stiftsbasilika auf Aschaffenburg geschaut hat. „Einen Überblick haben Sie also schon!", schloss Herzog daraus und wünschte ihm für sein Wirken hier und im ganzen Bistum viel Ausdauer und Weitsicht.
Für die Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen sprach der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche Hansjörg Schemann das Grußwort. Er stellte das hohe Maß an ökumenischen Begegnungen und ökumenischer Zusammenarbeit in den Mittelpunkt, das am Untermain gepflegt wird. „Hier an der Basis unserer Gemeinden gibt es eine ganz große Sehnsucht nach Gemeinsamkeit, besonders auch bei den konfessionsverbindenden Ehepaaren, die es mit dem Glauben ernst meinen“, sagte Schemann und bekam dafür von den Gottesdienstteilnehmern viel Applaus. Er erinnerte an den gemeinsamen und bewegenden Gottesdienst „Healing of memories“ im vergangenen Jahr und an den schon teilweise umgesetzten Plan für die Errichtung eines Ökumene-Weges zwischen der Stiftsbasilika und der Christuskirche. Auf dem Stiftsplatz ist dafür schon die Bronzeplatte mit dem Titel „Liebe“ in den Boden eingelassen. „Lassen Sie uns die heilsame Liebe Gottes an seiner Welt hier am Untermain zusammen sichtbar machen“, sagte Schemann.
Im Anschluss an den Gottesdienst lud Dekan Kempf ganz nach kurmainzischer Tradition zu „Worscht, Weck und Woi“ auf den Theaterplatz ein. Dort nutzten viele der zum Teil weit angereisten Besucher die Gelegenheit, mit dem Bischof kurz ins Gespräch zu kommen oder ein Foto mit ihm zu machen. „Ich glaube, das ist ein charmanter Mensch. Und was er drauf hat, werden wir noch sehen“, beschrieb eine Frau ihren ersten Eindruck nach dem Gottesdienst. Ein Pfadfinder aus der Fahnenabordnung fand es angenehm überraschend, dass der Bischof so gerne lache und den Gottesdienst offensichtlich genossen habe. Manche merkten auch an, dass sie sich konkretere Äußerungen zur Zukunft der Kirche am Untermain gewünscht hätten und dass der Gottesdienst eine sehr traditionelle Form gehabt habe. Das Fazit eines anderen: „Lockere Atmosphäre, sehr positive Impulse. Ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes gestärkt."
bv (POW)
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