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In die Welt der Bibel eingetaucht

Bei der „Lectio Divina“-Tagung in Würzburg ging es um Menschen und Meditation – Bischof Dr. Franz Jung spricht über persönlichen Umgang mit der Bibel

Würzburg (POW) Wer die Bibel liest, bringt Lebensfragen mit. Und die Bibel kann auf Fragen antworten. Menschen, die das erkannt haben, haben sich kürzlich zu einer dreitägigen „Lectio Divina“-Tagung in Würzburg getroffen. Die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland begegneten sich im Exerzitienhaus Himmelspforten. Bei einer Gesprächsrunde am Freitag, 9. Februar, äußerte sich Bischof Dr. Franz Jung zu seinem persönlichen Umgang mit der Bibel.

Dr. Katrin Brockmöller, Geschäftsführende Direktorin des Katholischen Bibelwerks und Moderatorin des Gesprächs, rief den Bischof und die anderen Talkgäste einzeln nach vorn. Die Tagungsteilnehmer hörten aufmerksam zu, als jede Person ihr eigenes religiöses Bekenntnis ablegte. Brockmöller wollte von allen wissen, wie sie zur „Lectio Divina“ stehen und was diese für ihr Leben bedeutet. Die „Lectio Divina“ ist eine althergebrachte Form spiritueller Bibellektüre, die vor allem in Klöstern gepflegt wird. Dabei wird ein Bibeltext gelesen und in mehreren Stufen betrachtet sowie ins eigene Leben integriert.

Bischof Jung berichtete, als Student am Collegium Germanicum in Rom habe er die Ignatianische Schriftbetrachtung gelernt und danach jahrelang angewandt. Bis er an eine Grenze gestoßen sei. „Es kam der Tag, an dem ich das nicht mehr konnte.“ Immer seien die Übungen mit dieser Schriftbetrachtung „abgezweckt“ gewesen. „Da muss etwas herauskommen für die Predigt, die Ansprache oder die Begegnung mit jemandem.“ Danach habe er sich auf einem persönlichen Lernweg die „Lectio Divina“ erschlossen, berichtete der Bischof. Dabei seien auch seine Kontakte zu den Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem wichtig gewesen. In Gemeinschaft habe er seinen Zugang zur Bibel weiterentwickelt – frei von allem Abgezweckten.

Der Bischof wies auf das Projekt „Pilger der Hoffnung“ hin, mit dem das Bistum Würzburg das Heilige Jahr 2025 vorbereitet. Seelsorger und andere Verantwortliche sollen ermutigt werden, „Lectio Divina“-Übungen in den Pastoralen Räumen anzubieten. Beim Erstellen des Arbeitsmaterials kooperiert das Bistum mit dem Katholischen Bibelwerk, wofür der Bischof dem Bibelwerk-Team dankte. Er zeigte sich außerdem erfreut darüber, dass die Bibelexperten aus Stuttgart Würzburg als Tagungsort ausgewählt hatten. „Es ist eine glückliche Fügung, dass Ihr da seid.“

Insgesamt befragte Brockmöller acht Personen zu ihren Erfahrungen mit der Bibel. Darunter Sana Iqbal, die der Bibelkommission in Pakistan angehört. „Unser Ziel ist es, Leute zu Freunden der Bibel zu machen“, bekundete Iqbal. Beispielsweise habe die Bibelkommission in Pakistan einen „Bibelmarathon“ organisiert. 4000 Menschen hätten die Bibel sieben Tage und sechs Nächte lang vom Anfang bis zum Ende gelesen. Die Bibelkommission gebe Bibeln für bestimmte Zielgruppen wie Kinder, Jugendliche oder Frauen heraus. Zudem kümmere sie sich um Übersetzungen in die in Pakistan gesprochenen Sprachen, von denen es 87 gebe.

Auch zwei Referenten der Tagung gaben bei der Gesprächsrunde Auskunft, Dr. Ingeborg Peng-Keller und ihr Mann Dr. Simon Peng-Keller. Letzterer arbeitet als Professor für „Spiritual Care“ an der Universität Zürich. Peng-Keller berichtete, in seiner Kindheit habe es ihn beeindruckt, wenn in der Schriftlesung im Gottesdienst sein Name, Simon, genannt worden sei. Daraus habe er einen Schluss gezogen, der bis heute seine Bibelmeditation präge: „Du bist gemeint. Du kommst vor und hast deinen Platz in dieser Geschichte. Deine Aufgabe ist es, herauszufinden, wo dieser Platz ist.“

Seine Frau Ingeborg, Psychotherapeutin und Geistliche Begleiterin, legte ein leidenschaftliches Bekenntnis zur „Lectio Divina“ ab. Die Worte sprudelten aus ihr heraus, als sie ihr Publikum gut gelaunt wissen ließ: „Man kann die Bibel lesen wie einen Krimi. Ich brauche das existenziell.“ Ihr Ehemann stand neben ihr und wirkte amüsiert, als Peng-Keller die Bedeutung Gottes in ihrem Leben mit Humor beschrieb: „Es ist eine Dreiecksbeziehung.“

Organisiert wurde die Tagung in Würzburg vom Lectio-Team des Katholischen Bibelwerks. Als Kooperationspartner beteiligten sich Bibelwerk und Bibelpastoral in der Diözese Würzburg, das Martinusforum Aschaffenburg-Schmerlenbach sowie die Augustiner in Würzburg.

ub (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)

(0724/0189; E-Mail voraus)

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