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„In diesem Beruf kann ich mich ganz einbringen“

100 Jahre Berufsgemeinschaft der Pfarrhausfrauen in der Diözese Würzburg – Jubiläumsfest im Kloster Oberzell – Vorsitzende Korbmann: „Eine starke Gemeinschaft mit einer langen Geschichte“ – Bischof Jung: Beruf der Pfarrhaushälterin ist eine große Stütze – Ehrung für Berufsjubilarinnen

Würzburg/Oberzell (POW) „Es ist uns ein großes Anliegen, dass die diözesane Berufsgemeinschaft weiter besteht und unser Beruf seinen Platz im Reigen der vielfältigen kirchlichen Berufe wahrt. Der Jubiläumstag möge uns bewusst machen, dass wir Mitglieder einer starken Gemeinschaft mit einer langen Geschichte sind.“ Das hat Marika Korbmann, Vorsitzende der Berufsgemeinschaft der Pfarrhausfrauen in der Diözese Würzburg, bei der Feier zum 100-jährigen Bestehen gesagt. Rund 60 Gäste hatten sich am Mittwoch, 27. April, im Kloster Oberzell versammelt, um das Jubiläum mit einem Festakt und einer Vesper in der Klosterkirche zu feiern. Bischof Dr. Franz Jung bezeichnete die Pfarrhausfrauen in seiner Predigt als „eine große Stütze“. Im Rahmen der Feier wurden auch die Berufsjubilarinnen geehrt. Insgesamt zählt die Berufsgemeinschaft derzeit im Bistum 105 Mitglieder.

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In seiner Predigt betrachtete Bischof Jung das Gleichnis von der Perle aus dem Matthäusevangelium. „Wenn Menschen einen Schatz gefunden haben, geht ihnen das Herz auf und sie sind bereit, alles zu geben. Auch die Jünger sind Menschen, die sich von der Leidenschaft ergreifen lassen.“ Paulus etwa habe alles hinter sich gelassen, um Jesus zu folgen. „Sie alle haben etwas von diesem Schatz in Ihrem Leben entdeckt“, sagte der Bischof zu den Pfarrhausfrauen. Zugleich hätten sie in ihrem Beruf eine „unglaubliche Vertrauensstellung“ inne. „Es braucht Menschen, die zugleich verschwiegen und offen sind, die sehen, wo es fehlt, die eine ehrliche und wohlmeinende Rückmeldung geben.“ Derzeit werde viel über die priesterliche Lebensform diskutiert. Dazu gehöre auch das Thema Lebenskultur und geordneter Alltag. Das Umfeld müsse passen, damit der Priester gut dienen könne. Die Arbeit der Pfarrhausfrauen sei eine große Stütze in der Sorge um die Mitbrüder, betonte Bischof Jung: „Dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken.“ Früher seien Pfarrhausfrauen wertschätzend auch als „Perle des Pfarrhauses“ bezeichnet worden, sagte Pastoralreferentin Dorothea Maiwald-Martin, Referentin bei der Berufsgemeinschaft, zu Beginn der Vesper. „Jede von uns ist einmalig und jedes Leben ist kostbar.“

Vorsitzende Korbmann blickte auf den Beginn der Berufsgemeinschaft zurück, die am 30. Oktober 1922 als „Verein der katholischen Pfarrhausangestellten in der Diözese Würzburg“ gegründet wurde. „Zweck des Vereins in den Gründerjahren war vorrangig die Unterstützung von in Not geratenen Mitgliedern.“ Schon Bischof Matthias Ehrenfried habe 1925 angemahnt, dass den Pfarrhausangestellten „monatlich ein bestimmter auskömmlicher Lohn“ zustehe. Heute gebe es einen eigenen Manteltarif- und Lohntarifvertrag sowie zusätzliche Absicherungen durch das Theklawerk beziehungsweise die Mitgliedschaft in der Zusatzversorgungskasse. Auch die Arbeit im Pfarrhaus habe sich verändert, unter anderem durch den Einsatz von Maschinen. Mit Blick auf den Umstrukturierungsprozess im Bistum Würzburg sagte Korbmann: „Wir sind gespannt, welche Bedeutung den Pfarrhäusern, in denen noch ein Pfarrer wohnt und in denen eine Pfarrhausfrau den Haushalt führt, im Pastoralen Raum zukommen wird. Vielleicht werden sie ja zu besonderen Häusern gelebter Willkommenskultur und Gastfreundschaft.“

Dr. Mary Anne Eder, stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands der Pfarrhaushälterinnen, verlas das Grußwort der Bundesvorsitzenden Petra Leigers. In den vergangenen 100 Jahren habe sich das Berufsbild massiv gewandelt. Immer seltener werde die klassische Pfarrhaushälterin, die in Vollzeit arbeite und im Pfarrhaus lebe. „Als Kinder unserer Zeit sind wir mehr denn je aufgefordert, Zeugnis abzugeben für unseren Beruf, der ja auch Berufung ist. Ich bin und bleibe überzeugt, dass es den Beruf der Pfarrhaushälterin weiter geben wird, nur eben anders.“

Vorsitzende Luise Mai überbrachte die Grüße des Landesverbands der Pfarrhaushälterinnen in Bayern in Form von Wein mit besonderen Sprüchen auf den Etiketten. Das „Dorfkirchenglockenläuten“ beispielsweise drücke aus, dass die Frauen der Berufsgemeinschaft durch ihre vielen Dienste seit 100 Jahren dafür sorgten, dass „die Kirche im Dorf bleibt“. „Komm, wir schieben die Wolken weg“ wiederum solle trotz aller „Sorgenwolken“, die derzeit über der Kirche schweben, Dankbarkeit und Freude ausdrücken.

Annemarie Hopf überbrachte Glück- und Segenswünsche der Augsburger Berufsgemeinschaft. Die Berufsgemeinschaft Würzburg sei „reich gesegnet mit vielen kreativen Pfarrhausfrauen. Sie alle haben dem Beruf ein Gesicht und eine Stimme gegeben.“ Durch ihre Gastfreundschaft, ihr Apostolat der Präsenz und ihre Entscheidung, mitten in der Kirche zu leben und sich für die Aufgaben der Kirche von heute einzusetzen, leuchte etwas vom Evangelium auf.

„Sie sind das Herz der Pfarrei. Es wäre schade, wenn es in 100 Jahren den Beruf nicht mehr gäbe“, schrieb Generaloberin Schwester Dr. Katharina Ganz in ihrem Grußwort, das von Schwester Beatrix Barth vorgelesen wurde. Auch die Ordensgemeinschaften spürten den Nachwuchsmangel und stünden deshalb vor einem radikalen Wandel. „Pfarrhäuser können ebenfalls Orte sein, an denen Menschen Aufnahme finden. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viele weitere Jahre.“ Er sei zuversichtlich, „dass es meinen und Ihren Berufsstand auch in Zukunft noch geben wird“, sagte Pfarrer Klaus König, stellvertretender Vorsitzender des Klerusvereins der Diözese Würzburg. Der Beruf der Pfarrhausfrau und das Leben im Pfarrhaus seien mit vielen Klischees beladen, stellte er fest: „Danke, dass Sie das mit einem Lachen und Humor ertragen.“

Brigitte Schmitt, Vertreterin der Berufsgemeinschaft beim Berufsverband für Angestellte und Selbstständige in der Hauswirtschaft (BKH), hielt einen Vortrag zum Thema „50 Jahre Tarifverträge für Pfarrhaushälterinnen – ein Erfolgsmodell?“. „Ein öffentlich-rechtlicher Tarifvertrag bedeutet für einen Berufsstand immer Ansehen und Respekt“, betonte sie. 1972 sei der erste Tarifvertrag für Pfarrhaushälterinnen in Kraft getreten. Es folgten schrittweise Verbesserungen wie die Orientierung am Öffentlichen Dienst und dessen Gehaltsstufen über die Einführung von Weihnachtsgratifikation und Urlaubsgeld bis hin zur Möglichkeit der Entgeltumwandlung zur Erhöhung der Rente. Als aktuelle Themen nannte Schmitt den Datenschutz, eine Stellenbeschreibung sowie die nächsten Tarifverhandlungen im Jahr 2023. „Dringend nötig“ sei auch der Aufstieg in eine höhere Entgeltgruppe. „Das Anforderungsprofil entspricht eher einer Hauswirtschaftsleitung als einer normalen Hauswirtschafterin“, stellte sie fest.

Im Rahmenprogramm sahen die Gäste unter anderem Bilder von Veranstaltungen und Fortbildungen aus drei Jahrzehnten. Brigitte Obermeier vom Theater Sommerhausen las Kurzgeschichten von Doris Dörrie vor. Musikalisch begleitet wurde die Jubiläumsfeier von Ernst Martin Eras (Oboe) und Wolfgang Uhl (Klavier), einem Klarinettentrio mit Pastoralreferentin Marion Mack, Rota Kläger und Pastoralreferentin Dorothea Maiwald-Martin sowie Alexander Wolf an der Orgel.

Ehrung von Jubilarinnen

Im Rahmen der Feier gratulierten Vorsitzende Korbmann und Bischof Jung den Berufsjubilarinnen. Für 50 Jahre wurde Cäcilia Kroth (Großostheim-Pflaumheim) ausgezeichnet. Seit 40 Jahren ist Waltraud Dosch (Bürgstadt) im Beruf. Seit jeweils 25 Jahren stehen Marina Hegel (Kloster Schönau), Ulrike Shanel (Würzburg) und Angelika Schwarzkopf (Johannesberg) im Beruf. Außerdem wurde Pastoralreferentin Dorothea Maiwald-Martin für 25 Jahre Tätigkeit als Referentin bei der Berufsgemeinschaft der Pfarrhausfrauen in der Diözese Würzburg ausgezeichnet.

„Ich würde es auf jeden Fall wieder machen“

Sie würde den Beruf „sofort“ wieder ergreifen, erklärte Anne Hahnlein (Schweinfurt) bei der Feier. Sie war 39 Jahre als Pfarrhaushälterin in Vollzeit in Ebern, Lohr am Main und Sennfeld bei Schweinfurt tätig. Nach 13 Jahren als Einzelhandelskauffrau habe sie eine Veränderung gesucht, erzählte sie. Damals habe Pfarrer Heinrich Knauer in Ebern eine Pfarrhaushälterin gesucht. „In diesem Beruf kann ich mich ganz einbringen“, sagt Hahnlein rückblickend. „Meine Motivation waren der Kontakt mit Menschen und mein Glaube.“ Ein weiterer Pluspunkt sei das selbstständige Arbeiten und Planen. Auch Dagmar Neumar (Aschaffenburg-Nilkheim) ist mit ihrem Beruf sehr zufrieden. Sie ist mit einer kurzen Unterbrechung seit 1999 als Pfarrhaushälterin in Teilzeit tätig. Nach der Elternzeit habe sie eine neue Stelle gesucht, erzählte sie. Ihr Heimatpfarrer habe ihr daraufhin eine Stelle als Pfarrhaushälterin angeboten. „Ich finde es immer noch spannend und würde es auf jeden Fall wieder machen“, sagte Neumar.

Weitere Informationen zur Berufsgemeinschaft gibt es im Internet.

sti (POW)

(1822/0494; E-Mail voraus)

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