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Italienische Düfte in der Klosterbackstube

Adventsbäckerei bei der Franziskanischen Gemeinschaft von Bethanien in Aschaffenburg – Unterschiedliche Traditionen aus ganz Italien – Vanillesterne und Zitronenherzen aus dem neuen Backofen

Aschaffenburg (POW) Es duftet nach Vanille und Nüssen. Zart gebräunte, mit Puderzucker und gehobelten Mandeln verzierte Monde, Sterne und Tannenbäume liegen zum Auskühlen auf einem großen Teller. Schwester Paola Imperatori bestreut die Arbeitsfläche mit Puderzucker und platziert den nächsten, goldgelben Teig darauf. Intensiver Zitronenduft steigt auf. Schwester Francesca Scalici, Schwester Chiara Corti und Pater Alberto Onofri rücken näher und sehen zu, wie Schwester Paola die süße, klebrige Masse aus Mandeln, Zucker, Eiweiß und viel geriebener Zitronenschale mit dem Nudelholz zu einer gleichmäßig dünnen Platte ausrollt. Alle sind ein bisschen aufgeregt: Es sind die ersten Weihnachtsplätzchen, die die Franziskanische Gemeinschaft von Bethanien in der neuen, gerade mal eine Woche alten Küche im ehemaligen Kapuzinerkloster in Aschaffenburg bäckt.

Mit der Hand glättet Schwester Paola sorgsam die Ränder der Teigplatte. Und dann läuft es wie am Schnürchen: Pater Alberto reicht große und kleine Sterne, die er aus einem großen Haufen Ausstechformen heraussucht. Schwester Paola und Schwester Francesca stechen Plätzchen aus und heben sie vorsichtig auf das eingefettete Backblech. Schwester Chiara überwacht den Backofen – die Temperatur muss erst auf 160 Grad abkühlen, bevor die Zitronensterne in den Ofen dürfen. „Wir lieben es, Dinge zusammen zu machen“, erklärt Schwester Francesca und schneidet für alle kleine Teigstückchen zum Probieren ab. „Man wird wieder Kind“, sagt sie lächelnd. Mit einem Messer entfernt Pater Alberto überstehenden Teig von den Sternen. Schwester Francesca schmuggelt rasch noch ein paar Herzen zwischen die Sterne. Dann schiebt Schwester Chiara das volle Blech in den Backofen. Etwa zehn Minuten soll es laut Rezept dauern, bis die Plätzchen fertig sind.

Um die Wartezeit zu verkürzen, schneidet Pater Alberto ein Stück Torrone auf. Der weiche, nach Honig und Mandeln duftende Nougat ist eine italienische Spezialität. Sofort strömen alle herbei und bedienen sich. Eigentlich solle man in der Adventszeit ja keine Süßigkeiten essen, erzählt Pater Alberto. Zumindest in seiner Heimat im Friaul im Nordosten Italiens. „Bei uns in Italien ist das eigentliche Weihnachtsfest am 25. Dezember und Plätzchen gibt es erst ab Weihnachten“, unterstützt ihn Schwester Francesca. „Advent und Weihnachten ohne Panettone ist unmöglich“, findet dagegen Schwester Chiara aus Bergamo in der Nähe von Mailand. So unterschiedlich wie die Regionen, aus denen die Mitglieder der Gemeinschaft kommen, so unterschiedlich sind auch die Advents- und Weihnachtstraditionen, mit denen sie aufgewachsen sind.

Manches davon ist in Deutschland kaum bekannt. „Wir beginnen mit dem Aufbau der Krippe und der Dekoration am Tag des heiligen Ambrosius am 7. Dezember“, erzählt Schwester Chiara als Beispiel. Das sei ein Hochfest, an dem nicht gearbeitet werde. Ambrosius ist passenderweise nicht nur der Schutzpatron von Mailand und Bologna, sondern auch der Lebkuchenbäcker. Knapp eine Woche später, am 13. Dezember, folgt das Fest der heiligen Lucia. „Als wir Kinder waren, haben wir auf die Ankunft der heiligen Lucia gewartet.“ So wie an das Christkind, so habe man auch an die heilige Lucia Briefe schreiben können, erklärt Schwester Chiara. Die Kinder würden ihre Weihnachtswünsche darin aufschreiben, aber auch Bitten um Frieden in der Welt.

Schwester Paola wirft einen prüfenden Blick in den Backofen. Fertig oder nicht fertig? Schwester Chiara öffnet rasch die Ofentür, holt ein Plätzchen heraus und bricht das warme Gebäck in kleine Stückchen zum Probieren. Alle sehen auf Schwester Paola. „Sie ist unser Profi. Sie hat die Hotelfachschule besucht“, sagt Pater Alberto. „Noch zwei Minuten“, entscheidet Schwester Paola und holt schon mal den letzten Teig für heute aus dem Kühlschrank. Schokolade und Mandeln, Zimt und Nelken stecken darin – und ein Schuss Kirschwasser. Pater Alberto putzt die Tannenbäume und Sterne unter fließendem Wasser ab, dann können Schwester Paola und Schwester Francesca mit dem Ausstechen beginnen. Im Handumdrehen ist das Blech voll und kann in den Backofen. Es sind die schnellsten Plätzchen an diesem Tag – nach gut fünf Minuten sind sie bereits fertig.

Schwester Francesca und Schwester Chiara stapeln die warmen Schokoladenplätzchen vorsichtig in die Mitte des großen Tellers, zwischen die Vanilleplätzchen und Zitronenherzen. „Wir haben es geschafft!“, ruft Pater Alberto. Noch ein bisschen Puderzucker auf die Tannenbäumchen, fertig. „Wunderschön“, lobt Schwester Paola. „Und in der nächsten Adventszeit“, sagt Schwester Francesca, „da machen wir Panettone.“

sti (POW)

(5014/1237; E-Mail voraus)

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