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Jeden Tag intensiver leben

Bischof Dr. Franz Jung feiert Dankgottesdienst mit Ehepaaren, die seit 25 Jahren verheiratet sind – Erneuerung des Eheversprechens

Würzburg (POW) „Das Sakrament der Ehe ist ein Glaubenszeugnis für die Liebe Jesu Christi, die Sie einander täglich schenken. Danke für dieses wunderbare Zeugnis dafür, dass der Glaube trägt und dass es möglich ist, diese Liebe zu leben. Gerade in unserer Zeit ist es ein wichtiger Dienst, den Sie damit unserer Kirche erweisen.“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung am Donnerstagabend, 29. Juni, beim Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom vor rund 200 Ehepaaren gesagt, die in diesem Jahr Silberhochzeit feiern. Die Festgottesdienste für Ehejubilare sind der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche vorgeschaltet. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Suchet zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben.“ Gemeinsam erneuerten die Jubelpaare im Dom ihr Eheversprechen. Am Ende der Messe erteilten der Bischof sowie weitere Seelsorgerinnen und Seelsorger den Paaren einzeln den Segen.

In seiner Predigt betrachtete Bischof Jung einen Satz aus der Bergpredigt. Darin sagt Jesus: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt!“ Dabei sei doch ein gutes Essen der Kitt für eine gute Beziehung, und sich füreinander schön zu machen ein Zeichen von Wertschätzung. Doch Jesu Sorge sei, dass trotz der Befriedigung der Alltagsbedürfnisse das Eigentliche zu kurz komme – das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. „Er stiftet Beziehung und ermöglicht es, dass wir in Beziehung zueinander treten. Er ist der Grund unseres Christseins, aber zugleich der Grund, einander Mann und Frau zu sein“, sagte der Bischof.

Weitere Bilder

Jesus nehme die Menschen ohne Vorbedingungen an, er vergebe, er heile die Verwundeten und gehe den Verlorenen nach. Auch in der Ehe habe man einander angenommen, sei eingeladen, einander zu vergeben, sei berufen, die Wunden des anderen zu heilen, führte Bischof Jung aus. „Er trägt uns, damit wir einander tragen können. Wenn die Beziehung stimmt und wirklich belastbar ist, dann möge kommen was wolle, dann sind die Krisen und Konflikte des Lebens relativ leicht zu schultern, weil man es gemeinsam tut und weiß, dass da jemand ist, auf den man ganz zählen kann.“

Die Bergpredigt enthalte „zwei sehr schöne Bilder“, fuhr der Bischof fort. Das seien zum einen die Vögel des Himmels, die keine Speicher anlegen, sondern aus der Hand des Vaters leben. „Es ist wichtig, einen gemeinsamen Vorrat an guten Erinnerungen, an Zeiten, die man gemeinsam durchgestanden hat, an Glücksmomenten zu haben. Aber das Leben in der Gegenwart entscheidet, ob es eine gemeinsame Zukunft gibt.“ Auch spreche Jesus von den Lilien, deren Schönheit sogar die Pracht des König Salomon übertreffe. Sie seien seit alters ein Symbol für das reine Herz und die reine Gesinnung. „Sie gebraucht den anderen nicht für die eigenen Zwecke, sondern nimmt ihn an, weil er von Gott her für mich schön ist und weil die Liebe ihn schön macht.“

Es gehe nicht darum, das Leben zu verlängern, sondern darum, es intensiver zu leben, sich jeden Tag einzuüben in der größeren Liebe, sagte Bischof Jung. Qualität vor Quantität: „Wenn das geschieht, dann wird automatisch das Leben länger. Weil man dann gut aufeinander achtet und es Kraft gibt, miteinander alt zu werden.“ In jedem Heute, in dem die Liebe gelebt werde, werde die Vollendung der Liebe in Gott erfahrbar, schloss der Bischof. „Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie diese Kraft für das Leben in der Gegenwart und den Zuspruch des Wortes Gottes erfahren, dass Sie damit einander tragen können und hoffentlich noch viele gesegnete und gute Jahre miteinander haben.“

Nach dem Gottesdienst war auf dem Kiliansplatz Gelegenheit zum Austausch und zur Begegnung mit Bischof Jung. Vertrauen, miteinander reden, verzeihen können, das ist nach den Worten von Peggy (47) und Heiko (50) Rügamer aus Leinach (Landkreis Würzburg) die Basis einer gelingenden Ehe. „Es gibt immer Höhen und Tiefen. Aber es ist schön, wenn man gemeinsam durch das Leben geht. Man geht gemeinsam durch die Gewitter“, erklärte Peggy Rügamer.

Daniela und Bernd Vierengel aus Hesselbach (Landkreis Schweinfurt) warnen davor, mit falschen Erwartungen eine Beziehung einzugehen. „Man muss sich vorher Gedanken machen, ob man es miteinander aushält. Man darf sich kein Traumbild zurechtlegen. Hinbiegen funktioniert nicht“, erklärte Bernd Vierengel. „Man muss sagen können: Der Partner passt so, wie er oder sie ist.“

„Je mehr man zusammen durchhält, desto mehr wächst man zusammen“, ist die Erfahrung von Kerstin und Joachim Dietz aus Fladungen (Landkreis Rhön-Grabfeld). Dabei könne ein gefestigter Glaube helfen, sagte Kerstin Dietz: „Das ist leider ein bisschen verloren gegangen.“ Zugleich sei es wichtig, unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren und sich gegenseitig Freiheiten zu lassen, ergänzte Joachim Dietz. Jungen Menschen am Beginn einer Beziehung raten sie: „Immer an einer Beziehung arbeiten und nicht gleich aufgeben, wenn es mal nicht so funktioniert.“

Zur Erinnerung an den Gottesdienst erhielt jedes Ehepaar ein Herz aus Olivenholz, gefertigt von einer christlichen Schnitzerfamilie in Betlehem. Die Kollekte bei allen Ehejubilarsgottesdiensten wird in diesem Jahr Caritas International zur Linderung von Hunger in Ostafrika und für Projekte für Vertriebene und Menschen auf der Flucht zur Verfügung gestellt.

sti (POW)

(2723/0743; E-Mail voraus)

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