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Als „weltwärts“-Freiwillige im Partnerbistum Mbinga

„Jeder Tag ist eine kleine Überraschungstüte“

Johanna Böhm und Jakob Höfling unterstützen in Mbinga beim Englisch- und beim IT-Unterricht – Seit September 2024 als „weltwärts“-Freiwillige in Tansania

Mbinga/Elchingen/Eußenheim (POW) Hunderte von Kindern stehen auf dem staubigen Platz der Saint Wilhelm Grundschule in Mbinga. Ein Meer aus blauen Shirts und Jacken mit weißen Streifen an Ärmeln und Kragen. „Karibu Mbinga!“ – „Willkommen in Mbinga!“, begrüßen sie lautstark Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, und Diözesanjugendseelsorger Christoph Hippe, beide zum ersten Mal zu Besuch im tansanischen Partnerbistum. Nach dem offiziellen Teil mit vielen Liedern und Reden drängen die Jungen und Mädchen nach vorne, um den Gästen die Hand zu schütteln. Auch Johanna Böhm steht dabei und hat zusammen mit einer Lehrerin ein Auge auf die Kinder. Die 19-Jährige aus Elchingen (Landkreis Neu-Ulm) und Jakob Höfling (20) aus Eußenheim (Landkreis Main-Spessart) sind seit Mitte September als „weltwärts“-Freiwillige in Mbinga: Johanna hilft in der Grundschule und Jakob in der Computerschule. Organisiert und begleitet wird ihr Aufenthalt vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Diözesanstelle Weltkirche des Bistums Würzburg. Auch nach vier Monaten gilt laut Johanna: „Jeder Tag ist eine kleine Überraschungstüte.“

Johanna ist von Montag bis Freitag in der Saint Wilhelm Grundschule zu finden. Insgesamt 645 Jungen und Mädchen besuchen die Klassenstufen eins bis sieben. Schon ab der zweiten Klasse lernen die Kinder Englisch. Auf die Frage „Good morning, how are you?“ – „Guten Morgen, wie geht es Euch?“ antworten sie im Chor: „We are fine, thank you.“ – „Danke, es geht uns gut.“ Am Anfang sei sie einfach mitgelaufen und habe beim Unterricht zugeschaut, erzählt Johanna. Doch schon im ersten Monat sei eine Lehrerin erkrankt, und die 19-Jährige sprang als Vertretung ein. „Wir haben besprochen, was ich unterrichten soll, und dann habe ich alleine unterrichtet.“ Weil sie noch zu wenig Swahili spreche, um alleine zu unterrichten, sei meist noch eine Lehrkraft dabei. „Aber ich bereite oft den Unterricht alleine vor und erkläre dann erst einmal auf Englisch, und die Lehrkraft später auf Swahili.“ So wird sichergestellt, dass die Kinder auch alles verstehen. „Alle sind sehr nett und freuen sich, dass ich da bin. Ich wurde gleich eingebunden und kann immer mit Fragen kommen“, sagt Johanna.

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Der Unterricht unterscheide sich sehr von deutschen Schulen. „Es ist schwer, wenn man alleine ist, denn die Klassen sind sehr groß“, schildert Johanna. Zwischen 80 und 90 Kinder seien in einer Klasse. Wohl auch deshalb seien die Lehrerinnen und Lehrer eher „Respektspersonen“. In ihrer eigenen Schulzeit seien die Lehrer in der Oberstufe mehr „auf Augenhöhe“ gewesen. Auch bei der fröhlichen Begrüßung der deutschen Gäste ist spürbar, dass Disziplin eine deutlich größere Rolle spielt, als man es in Deutschland gewohnt ist. Alle stehen ordentlich in Reihen, tragen Schuluniform, beim Abschlusslied wird feierlich salutiert. Es fehle an Schulbüchern. „Die Kinder gucken zu dritt oder viert in ein Buch. Wenn es überhaupt eins gibt.“ Und nach dem Unterricht putzen die Schülerinnen und Schüler die Schule: Sie spülen das Geschirr, wischen die Böden oder jäten Unkraut auf dem Schulgelände.

Zu Jakob kommen die Schüler freiwillig. Zusammen mit zwei Lehrern betreut er den IT-Raum, der von Montag bis Freitag an den Vormittagen geöffnet ist. Hier absolvieren junge Menschen, die eine „Secondary School“, eine weiterführende Schule, abgeschlossen haben, einen dreimonatigen Kurs und lernen den Umgang mit Computerprogrammen wie Word, Excel und PowerPoint. Die meisten kämen ohne Vorkenntnisse, sagt Jakob. „Sie haben Arbeitshefte mit Aufgaben, die sie durcharbeiten. Wenn sie Fragen oder Probleme haben, melden sie sich, und ich helfe ihnen.“ Am Anfang habe er sich erst einmal in die Programme einarbeiten müssen, erzählt der 20-Jährige: „Wir arbeiten hier mit älteren Office-Versionen.“ Auch die Computer sind sichtlich alt. Jakob zeigt den Besuchern Räume voller ausrangierter Computer und Zubehör. „Da wären neue fällig“, sagt Christoph Hippe nachdenklich.

Johanna und Jakob haben sich bewusst für ein Jahr in Afrika entschieden. „Ich wusste, dass ich die Welt sehen will, und dass ich nach Afrika will“, sagt Johanna. Zudem wollte sie im sozialen Bereich arbeiten, einer Schule oder einem Kindergarten, denn ihr Ziel sei es, Sonderpädagogik auf Lehramt zu studieren. Auf das „weltwärts“-Programm sei sie über ihre Eltern aufmerksam geworden, die aus Schweinfurt stammen. Jakob schloss gerade beim Bistum Würzburg die Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration ab, als eine Rundmail an alle Auszubildenden gekommen sei, in der für „weltwärts“ geworben wurde. „Die Computerschule hat sich interessant angehört. Ich bin zum Informationstag gegangen und habe mich dann auf diese Stelle beworben.“

Beide loben die Vorbereitung auf ihren Einsatz. „Es gab zwei Wochen Vorbereitung und ein Kennenlernwochenende“, erzählt Johanna. Themen waren unter anderem Landesgeschichte, die Unterschiede zu Deutschland und „der Umgang mit dem Kulturschock“, ergänzt Jakob. „Zwei Wochen Sprachkurs, das war sehr intensiv. Das kommt dann mit der Zeit, wenn man spricht“, berichtet Johanna. Da nur wenige Menschen in Mbinga ein bisschen Englisch sprechen, komme die Übung von ganz alleine. Und: „Wir haben auch schon gelernt, wie man Preise herunterhandelt.“

In Mbinga kennen sich beide schon recht gut aus. „Auf dem Markt gibt es ein kleines Café mit gutem Kaffee und Essen“, erzählt Johanna. Dort gibt es auch „Kitenge“, bunt bedruckte Stoffe, die als Rock oder Kleid getragen werden. Auch Johanna trägt gerne die farbenfrohen Stoffe. Wenn die beiden irgendwohin wollen, nehmen sie ein „Pikipiki“: „Diese Motorräder sind wie Taxis. Es ist das Fortbewegungsmittel.“ An den Wochenenden machen sie Ausflüge und treffen sich mit den anderen Freiwilligen. „Ich war um Mbinga wandern, die Landschaft ist echt sehr schön“, erzählt Jakob. Johanna hilft gerne in der Küche im Bischofshaus. Ihr Lieblingsgericht? „Chipsi Mayai, das sind Pommes aus Kartoffeln, in der Pfanne gebraten mit zwei, drei Eiern darüber.“ Das und Ugali – eine Art Maisbrei – habe sie „so langsam drauf“. Sie spiele auch gerne mit den Kindern mit Albinismus, die im Saint Albin Hostel der Diözese leben. „Sie freuen sich immer sehr, wenn ich einen Ball mitbringe oder Klatschspiele mit ihnen mache.“

Und wie war Weihnachten in Mbinga? Am vierten Adventswochenende trafen sich Johanna und Jakob mit anderen „weltwärts“-Freiwilligen in Litembo. „Wir haben sehr viel gutes Essen gekocht und gegessen und auch gewichtelt. Es war sehr schön“, berichtet Jakob. Weihnachten habe sie auf dem Bischofsgelände bei den Schwestern und „ganz viel in der Kirche verbracht“, sagt Johanna. Im Dom gab es einen Weihnachtsbaum und eine recht große Krippe. „Es wird viel weniger Wert auf Geschenke gelegt, dafür viel mehr Wert auf die Sache an sich. Das fand ich ganz schön.“ Doch habe sie ihre Familie und die deutschen Traditionen vermisst. In der Stadt sei Weihnachten „nicht groß gefeiert worden“, schildert Jakob seine Eindrücke. Er habe manchmal englische Weihnachtslieder gehört, und auch ein paar kleine Weihnachtsbäume gesehen, geschmückt mit Lichterketten. „Aber sonst war eigentlich nichts Besonderes los.“ Silvester feierten Jakob und Johanna mit anderen Freiwilligen auf Sansibar. Mit rund 18 Stunden Busfahrt nicht der nächste Weg, „aber so habe ich sehr viel vom Land gesehen“, erzählt Jakob.

„Es hat sich wirklich gelohnt, hierher zu kommen“, sagt Jakob, wenn er auf die ersten vier Monate in Tansania blickt. Würden sie das „weltwärts“-Programm weiterempfehlen? „Ja!“, sagt Johanna. „Ich habe hier schon so viele Sachen erlebt, die mir keiner mehr nehmen kann, und jeden Tag lerne ich mich ein Stück besser kennen.“ Jeden Tag fühle sie sich ein Stück mehr wie zuhause. Und auch wenn manchmal das Heimweh komme: „Man ist umso stolzer, wenn man sagen kann, dass man es geschafft hat, für ein Jahr auf einem anderen Kontinent mit einer komplett anderen Kultur gelebt zu haben.“

Weltfreiwilligendienst mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend

Interesse an einem Freiwilligenjahr im Ausland? Auf der Homepage des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gibt es unter https://www.bdkj-wuerzburg.de/weltfreiwilligendienst/ viele Informationen zum „weltwärts“-Freiwilligendienst, von der Bewerbung über mögliche Einsatzstellen bis hin zu Links zu den Berichten von ehemaligen Freiwilligen. Für den Jahrgang 2025/2026 sind noch einige Plätze frei. Bewerbungsschluss ist am Sonntag, 2. März.

sti (POW)

(0725/0182; E-Mail voraus)

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