Bergtheim (POW) Arbeit darf nicht ausschließlich als wirtschaftlicher Faktor betrachtet werden. Eine solche Denkweise führe zu der Verlagerung in günstigere Länder, wie das Beispiel AEG zeige. Das hat Pfarrer Nikolaus Hegler, Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), bei einem Vortrag betont. „Wenn Betriebsseelsorger Oswald Grein vor den AEG Werkstoren mit seiner Kirchenglocke demonstriert, dann erahnen viele schon die wegfallenden Arbeitsplätze“, sagte Hegler.
Zum 100. Jubiläum des ersten päpstlichen Sozialschreibens habe Papst Johannes Paul II. 1991 erklärt: „Jeder trägt zur Arbeit und zum Wohl anderer bei. Der Mensch arbeitet, um die Bedürfnisse seiner Familie, der Gemeinschaft, zu der er gehört, der Nation und schließlich der ganzen Menschheit zu erfüllen. Er trägt außerdem zur Arbeit der anderen bei, die im selben Unternehmen tätig sind, sowie, in einer Solidaritätskette, die sich progressiv fortsetzt, zur Arbeit der Lieferanten beziehungsweise zum Konsum der Kunden.“
Ohne die Arbeit, so die Aussage des Papstes, gäbe es die Industrieanlagen und das sogenannte Kapital nicht, das in der Öffentlichkeit als ein Gegenpol der Arbeit dargestellt wird. Weil also die Arbeit zuerst war, leite sich daraus auch die Sozialverpflichtung derer ab, die als Arbeitgeber die Geschicke der Wirtschaft und Industrie bestimmen: Nur aus Kostengründen Arbeitsplätze abzubauen, sei ungerechtfertigt. So würden einseitig die Interessen der Anteilseigner auf Kosten derer bedient, die lediglich ihre Arbeitskraft am Markt einbringen könnten
In ähnlicher Weise habe Papst Johannes Paul II. das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg gedeutet, die unabhängig von ihrer konkreten Arbeitsleistung alle den gleichen Lohn erhielten. Alle hätten Verantwortung gegenüber ihren Ehepartnern, Kindern und Eltern zu übernehmen, die ja unabhängig davon bestehen bleibe, ob sie nun Arbeit und Lohn haben oder nicht. „In diesem Dilemma sind auch die Arbeitnehmer in Deutschland, die zur Finanzierung der Sozialkosten der ganzen Gesellschaft und der Wiedervereinigung herangezogen werden. Wenn aber der Faktor Arbeit zu teuer für die Anteilseigner wird, dann werden sie in die Arbeitslosigkeit entlassen“, sagte Hegler. Nach der neuen Gesetzgebung drohe den Arbeitslosen schnell Hartz IV und damit die Armut.
In der anschließenden Diskussion hoben die Teilnehmer hervor, dass es unumgänglich sei, nach Beispielen eines gelungenen Miteinanders von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu suchen, die es in Deutschland durchaus auch gebe. Viele Arbeitnehmer spürten ihre Abhängigkeit von einem übermächtigen Arbeitgeber und hätten aus Angst um ihren Arbeitsplatz nicht den Mut, für ihre Rechte einzutreten.
(0606/0239)
