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Reportage

„Jedes Plätzchen muss so schön sein, dass es ein Geschenk ist“

Plätzchen backen im Kloster der Armen Schulschwestern in Heidingsfeld – Seit Mitte November backen drei Frauen für Weihnachten mehrere Plätzchensorten, vier Arten von Lebkuchen und Christstollen

Würzburg (POW) Im Kloster der Armen Schulschwestern im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld duftet es weihnachtlich. Es riecht nach Butter, Vanille und karamellisiertem Zucker. Drei Frauen mit weißen Schürzen und Kopfbedeckungen arbeiten in der großen Küche. Normalerweise werden hier die Mahlzeiten für die Klosterschwestern zubereitet, aber im Advent sind die Arbeitsflächen aus Edelstahl vormittags mit Backblechen belegt. Einige Plätzchen liegen schon zum Auskühlen auf den Blechen.

Das Team der Weihnachtsbäckerei des Klosters Heidingsfeld bilden Schwester Sigharda Landfried (86), Hauswirtschafterin Sabine Hummel (46) und Hauswirtschaftsmeisterin Heike Götz (61). Heute backen sie vier Plätzchensorten. Auf dem Plan stehen Sandgebäck, Mandelplätzchen, Spitzbuben und Walnusstaler. Insgesamt 20 verschiedene Plätzchen, vier Lebkuchensorten und einen Typ Christstollen backen die Frauen in der Vorweihnachtszeit. „Mitte November fangen wir mit den Lebkuchen an. Ende November geht es mit den Plätzchen los“, erklärt Hummel, während sie mit einem Spritzbeutel Teig auf ein Blech bringt. Daraus werden die Sandplätzchen, die sie mit kleinen roten Belegkirschen verziert.

Die Plätzchen gibt es an Heiligabend für die Schwestern und das restliche Team des Klosters zur Bescherung. Vorher probieren ist verboten. „Wir schließen die Plätzchen ein“, verrät Hummel.

Hummel und Götz arbeiten an der Arbeitsfläche neben dem Backofen. Auf der anderen Seite des Raumes sitzt Ordensfrau Landfried. „Schwester, wenn wir Sie nicht hätten, wären wir verloren“, ruft Hummel ihr durch den Raum zu. „Naja, ich bin gerne dabei“, antwortet die Schwester. Sie kümmert sich um die Walnusstaler. Bedächtig bestreicht sie die Plätzchen mit dunkler Schokolade und platziert jeweils eine Walnuss in die Mitte. Ab und zu geht sie zur Mikrowelle und erwärmt die Schokolade wieder, damit sie flüssig bleibt. „Am liebsten mache ich Teig. Das Aufstreichen finde ich etwas langweilig“, erzählt sie. Landfried feiert dieses Jahr ihr Jubiläum: Sie ist zum 20. Mal beim Plätzchenbacken dabei. Manche Schwestern helfen außerdem beim Verzieren mit.

Da die Hauswirtschafterinnen Hummel und Götz abends nicht im Kloster sind, kümmert sich Landfried um den Teig, wenn dieser am Vorabend gemacht werden muss. So kann die Masse kalt und fest werden und lässt sich dann besser verarbeiten. Das gilt zum Beispiel für die Walnusstaler und die Spitzbuben. Den Teig für das Sandgebäck haben die Frauen erst heute Morgen gemacht, der muss frisch sein.

Zwischendurch schaut auch die Hausleitung des Klosters vorbei. Die besteht aus Ilona Kaup und den Schwestern Alvera Lutz und Bergit Rohe. Im Kloster der Armen Schulschwestern leben 19 Schulschwestern, außerdem wohnen gerade zwei Schwestern einer indischen Kongregation im Haus. Der Name „Arme Schulschwestern“ komme von ihrer Gründerin. „Sie wollte, dass ihre Schwestern in der damaligen Zeit der Bildung und Erziehung des einfachen Volkes dienten und sie selbst arm und einfach lebten“, erklärt Rohe. Außerdem habe die Gründerin selbst in Armut gelebt. Dass im Kloster Plätzchen gebacken werden, sei schon immer so, erklärt Lutz. „Das hat bei uns Tradition.“

Götz kümmert sich inzwischen um die Spitzbuben. Sie rollt den Teig aus und sticht mit einer Form erst den unteren und später den oberen Teil der Plätzchen aus. Der obere Teil hat in der Mitte ein sternförmiges Loch. Dazwischen kommt nach dem Backen noch Marmelade, die beide Teile zusammenhält. „Heute sind wir sehr fleißig“, stellt sie fest. Pro Tag produzieren die Frauen mehrere hundert Plätzchen. Montag bis Donnerstag backen sie in dieser Woche jeden Vormittag, bis es Zeit ist, das Mittagessen vorzubereiten. Eine Mindestanzahl an Plätzchen pro Tag müssten sie aber nicht schaffen, erklärt Götz. „Ich denke, es hat schon immer gereicht.“

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Ein paar der Zutaten kommen auch aus dem Garten des Klosters. Zum Beispiel die Walnüsse, die für die Nusstaler verwendet werden. Auch die Quitten-Kürbis-Marmelade, die Hummel mit einer Spritze auf der unteren Seite der Spitzbuben verteilt, ist selbstgemacht.

Die roten Ziffern des Backofens zeigen 160 Grad an. Ein lautes, dumpfes Surren tönt durch den Raum. Es sind wieder ein paar Bleche fertig. Hummel zieht Ofenhandschuhe an und holt die Plätzchen heraus. Mit einem Heber befördert sie die kleinen runden Mandelplätzchen und die Sandplätzchen auf Gitterbleche. So können sie besser abkühlen.

Die fertigen und abgekühlten Plätzchen werden anschließend in Dosen verpackt. Für diese Arbeit stößt Schwester Enfrieda Nunner (89) dazu. Sie übernimmt beim Backen kleine Helferdienste. Landfried gibt ihr ein zerbrochenes Plätzchen zum Probieren. „Mmmh“, sagt Nunner und strahlt. „Das ist ein riesiges Erfolgserlebnis, wenn man wieder eine Schachtel vollkriegt. Da freut man sich über die getane Arbeit“, erzählt sie begeistert. Sehr behutsam legt die Schwester Plätzchen der Sorte „Teesterne“, die an einem anderen Tag gebacken wurden, in eine Dose.

„Jedes Plätzchen muss so schön sein, dass es ein Geschenk ist“, erzählt Landfried. Früher habe sie Hauswirtschaft unterrichtet, da habe sie das auch immer zu ihren Schülern gesagt. Diese Hingabe kommt auch bei ihren Schwestern an. Die Plätzchen seien mit Sorgfalt und Liebe gemacht, findet Schwester Immanuela Beierschoder (89), die zufällig in der Küche vorbeischaut. „Da kann man sich nur freuen und schnabulieren“, beschreibt sie das Gefühl, wenn es an Weihnachten endlich Plätzchen gibt. Sie lebt seit 25 Jahren im Kloster Heidingsfeld. „Die Plätzchen gehören zu Weihnachten. Ich esse sehr gerne Plätzchen. Und die Heidingsfelder Plätzchen schmecken am besten“, sagt sie.

Vincent Poschenrieder (POW)

(5023/1372; E-Mail voraus)

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