Reute/Würzburg (POW) Am Dienstag, 25. Mai, hat der Generalminister des Kapuzinerordens, Bruder Mauro Jöhri (Rom) im oberschwäbischen Kloster Reute bei Ravensburg die „Deutsche Kapuzinerprovinz“ mit Sitz in München errichtet und deren erste Leitung ernannt. Damit endete die abwechslungsreiche Geschichte der Bayerischen und der Rheinisch-Westfälischen Ordensprovinzen. Zur neuen Provinz gehört auch das Würzburger Kloster am Käppele, der berühmten Wallfahrtskirche. Bis April 2010 gab es zudem ein Kapuzinerkloster in Aschaffenburg, bis 2002 eines am Wallfahrtsort Mariabuchen. Provinzial der neuen Deutschen Kapuzinerprovinz ist Bruder Christophorus Goedereis (Frankfurt/Main-München), erster Definitor und Provinzvikar Bruder Werner Labus (Münster/Westfalen). Weitere Definitoren sind Bruder Marinus Parzinger (München), Bruder Bernd Kober (Salzburg) und Bruder Thomas Dienberg (Münster/Westfalen).
Zum Festakt kamen über 100 Brüder aus den beiden bisherigen deutschen Ordensprovinzen, aber auch Gäste aus anderen europäischen Ländern sowie aus Indien, Indonesien, Mexiko und Chile in das Kloster Reute.
Die 170 Brüder der neuen Ordensprovinz – acht davon stammen aus den Ordensprovinzen Sankt Joseph und Pavanatma in Kerala/Indien – leben in 18 Niederlassungen. Dazu gehören markante Orte wie Altötting, Deutschlands größter Wallfahrtsort, aber auch das Citykloster in Frankfurt am Main. Im westfälischen Münster ist der Sitz der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Kapuziner.
Die Mitglieder der neuen Kapuzinerprovinz hoffen, dass die Vereinigung zu einer Provinz auch nach innen wirkt. In einem längeren Vorbereitungsprozess hatten sie diskutiert, wie sie heute ihre Ideale leben können. Allein schon die Entwicklung der Mitgliederzahlen zwinge sie, Orte und Aufgaben, die Zukunft haben sollen, frühzeitig zu benennen. Umgekehrt müssten sie dazu auch festlegen, welche Niederlassungen eher aufgelöst werden können als andere, ohne dabei die Bedürfnisse der zunehmenden Zahl alter und kranker Mitbrüder aus den Augen zu verlieren. Die Organisation der neuen Provinz zielt mit einer starken Nachwuchswerbung sowie der Ausbildung der jungen Mitbrüder auf die Zukunftsfähigkeit des alten Ordens. Erfreut zeigten sich die deutschen Kapuziner, dass vier junge Männer aus dem deutschsprachigen Raum im Herbst das Postulat beginnen, drei im Noviziat und vier in Ausbildung und Studium sind.
Der Kapuzinerorden entstand im 16. Jahrhundert und zählt weltweit etwa 10.000 Brüder in 106 Ländern. Er gehört mit den Franziskanern und Minoriten-Konventualen zu den drei großen Zweigen der Ordensfamilie des heiligen Franziskus von Assisi, der 1226 starb. Die Zahl der Brüder in Deutschland ist von 590 im Jahr 1975 auf aktuell 170 gesunken. Die neue Deutsche Kapuzinerprovinz ist auch in Mexiko, Chile, Indonesien, und Albanien tätig. Sie arbeitet eng mit der Österreichischen und Schweizer Kapuzinerprovinz zusammen und gehört darüber hinaus der „Nord-West-Europäischen Kapuzinerkonferenz“ an. Zurzeit setzen sich die europäischen Kapuziner nach eigenen Angaben mit den Phänomenen der postmodernen Gesellschaft auseinander, um trotz zurückgehender Zahlen an Brüdern und Klöstern das eigene Profil mit ihren franziskanischen Idealen zu stärken und sich noch deutlicher und entschiedener in die heutige Zeit und Gesellschaft einzubringen.
(2210/0714; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet