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Kein „Betriebsunfall“ der Geschichte

Langjähriger Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Friedrich Kronenberg, würdigt Würzburger Synode als mutige und notwendige Entscheidung – Jahresversammlung des Diözesangeschichtsvereins und des Klerusvereins der Diözese Würzburg

Würzburg (POW) Die von 1971 bis 1975 tagende Würzburger Synode war kein „Betriebsunfall“ in der jüngeren Kirchengeschichte, sondern eine mutige, richtige und notwendige Entscheidung der deutschen Bischöfe. Diese wussten sich einig mit allen verantwortlichen Kräften der Kirche Deutschlands nach dem Konzil, mit Priestern, Ordensleuten und Laien. Das hat Dr. Friedrich Kronenberg, langjähriger Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und stellvertretender Sekretär der Synode, in seinem Vortrag bei der Jahresversammlung des Würzburger Diözesangeschichtsvereins am Freitagnachmittag, 18. November, im Sankt Burkardus-Haus betont. Das Treffen fand in Zusammenarbeit mit dem Priesterverein statt, der jetzt Klerusverein der Diözese Würzburg heißt.

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann würdigte in seinem Grußwort die Würzburger Synode als vorläufigen Höhepunkt der gesamtdeutschen synodalen Arbeit. Die Synode befinde sich in einer langen Tradition von wichtigen Versammlungen der deutschen Kirche in Würzburg. Der Bischof erinnerte besonders an die in Würzburg tagende erste Deutsche Bischofskonferenz von 1848, an die die deutsche Kirche mit ihrer Entscheidung für Würzburg als Ort der Gemeinsamen Synode angeknüpft habe. Die Synode wertete er als großes Ereignis der neueren deutschen Kirchengeschichte. Gleichzeitig wies er auf die beeindruckenden Diözesansynoden 1931 und 1954 im Bistum Würzburg hin und würdigte den Prozess „Wege suchen im Gespräch“ von 1993 bis 1996.

Besonders erfreut zeigte sich Bischof Hofmann, dass sich der Diözesangeschichtsverein an der Ausstellung des Diözesanarchivs zum 100. Geburtstag Bischof Dr. Josef Stangls 2007 beteilige. Dabei werde nicht nur die Biographie und Amtstätigkeit des Würzburger Oberhirten beleuchtet, sondern auch auf die Widerspiegelungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode im Bistum eingegangen. Ein aktiver Diözesangeschichtsverein sei keine verstaubte Ansammlung lebensfremder Sonderlinge, betonte der Bischof weiter. Vielmehr nehme er Teil an der immerwährenden Erneuerung der Kirche. Seine Arbeit könne mithelfen, die Spuren des Wirkens Jesu in der konkreten Ausformung des Bistums und seiner Gläubigen sichtbar zu machen.

In seinem Vortrag berichtete Kronenberg als Zeitzeuge über seine Erinnerungen und reflektierte seine Erfahrungen anlässlich des 30. Jubiläums der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, wie die Würzburger Synode offiziell heißt. Interessante Einblicke gab er zur Genese der Synode in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils: Diskussionen über die Demokratisierung der Kirche 1967, die Forderung eines Nationalkonzils und erste Vorgespräche zwischen Bischofskonferenz und ZdK beim Essener Katholikentag 1968, der Einsatz von Kardinal Julius Döpfner und Bischof Franz Hengsbach, die Entscheidung für die Synode 1969 und die Suche nach einem geeigneten Ort. Frankfurt am Main, Mainz und Würzburg seien im Gespräch gewesen.

In Würzburg sei das Domkapitel der Meinung gewesen, der Kiliansdom sei für die Synode ungeeignet, berichtete Kronenberg. Bischof Stangl habe dies dem Sekretär der Synode, Prälat Karl Forster, mitteilen müssen: Die Beschallung des Domes sei äußerst schwierig; es gäbe „Schalllöcher“; um überhaupt gehört zu werden, müsse man einen getragenen Ton verwenden; für Diskussionen sei der Dom denkbar ungeeignet; Trinken und Rauchen sei im Dom nicht möglich, es gäbe auch keine Toilettenmöglichkeiten; der Fußboden des Doms sei äußerst empfindlich, so dass erhebliche Schäden auftreten würden; es gäbe keine Schreibmöglichkeiten; bei der Verschiedenartigkeit der Zusammensetzung der Synode werde es auf jeden Fall zu lebendigen Debatten kommen, so dass sich die Frage ergebe, „ob sich nicht ein Stil entwickeln wird, der für eine Kirche, insbesondere für einen Dom abträglich wirkt“. Dieser Brief habe Forster und Kronenberg zunächst die Sprache verschlagen. „Waren wir doch, was den Dom anbelangte, in allem vom Gegenteil überzeugt“, sagte Kronenberg.

Bevor es zum Gespräch mit dem Würzburger Bischof und Domkapitel am 13. April 1970 gekommen sei, habe er Oskar Neisinger gebeten, die technischen Voraussetzungen für eine Synode in Würzburg zu klären. Mit dem damaligen Hausmeister des Burkardushauses, Balthasar Schäffer, habe Neisinger Dom und Burkardushaus geprüft und sei zum Ergebnis gekommen, dass der Dom ein hervorragender Rahmen für dieses Ereignis wäre. Ebenso bedeutend seien seine hervorragenden technischen Voraussetzungen. „Dom und Burkardushaus, verbunden durch den Kreuzgang, sind ein hervorragendes Synodenkombinat“, habe Kronenberg damals festgestellt. Danach habe sich die Vorbereitungskommission für Würzburg als Tagungsort entschieden.

Kronenberg wertete die Entscheidung als Voraussetzung dafür, dass die Synode über ihre Diskussionen und Beratungen hinaus zu einem geistlichen Ereignis werden konnte. „Der Kiliansdom, das Burkardushaus, die Bischofsstadt Würzburg ermöglichten es der Synode, ihre geistliche Dimension auszuprägen und sichtbar zu machen.“ Zum Strukturkonzept der Synode sagte Kronenberg, es habe sich bewährt und erheblich dazu beigetragen, dass die Synode fast immer eine Lösung schwieriger Probleme fand und ein ungutes Gegenüber von Synode und Bischöfen vermieden wurde. Ein Glücksfall für die Synode sei der Präsident Julius Kardinal Döpfner gewesen. „Ohne seine kluge und feste Art zu führen und zu integrieren, wäre die Würzburger Synode nicht zu einem solchen Erfolg gelangt.“

Deutlich machte Kronenberg, dass sich die Synode auch in kritischen Situationen bewährt habe. „Ich denke an die Frage der Weihe bewährter verheirateter Männer zu Priestern, an die Laienpredigt und an die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten. Immer wurden Wege gefunden, die weder faule Kompromisse darstellten, noch zum Scheitern der Synode führten. Solche und andere Fragen beschäftigen unsere Kirche freilich bis auf den heutigen Tag.“ Die aktuelle Abschaffung der Dekanatsräte und des Diözesanrats im Bistum Regensburg steht für Kronenberg im Widerspruch zur konziliaren Sicht der Mitverantwortung aller für die Sendung der Kirche. Strukturfragen seien zwar kirchliche Rechtsfragen. In erster Linie seien sie aber ekklesiologische Grundfragen, auf die das Konzil und die Synode überzeugende und eindeutige Antworten gefunden habe, unterstrich Kronenberg.

Zu Beginn der Versammlung hießen Domkapitular Monsignore Günter Putz, Vorsitzender des Klerusvereins der Diözese, und Professor Dr. Wolfgang Weiß, Vorsitzender des Diözesangeschichtsvereins, die zahlreichen Mitglieder willkommen. Putz wies auf die beschlossene Umbenennung des Priestervereins zum Klerusverein hin. Die Tatsache, dass seit 30 Jahren Diakone zum Priesterverein hinzukämen, habe für diese Entscheidung gesprochen.

Den besonderen Einsatz von Kassier Dr. Adolf Bauer und Schriftführer Erik Soder von Güldenstubbe in den vergangenen 25 Jahren für den Diözesangeschichtsverein würdigte Weiß. Beiden sind zusammen mit Professor Dr. Dieter Feineis, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, die 67. Würzburger Diözesangeschichtsblätter gewidmet. Weiß überreichte sie im Beisein von Bischof Hofmann. Gleichzeitig übergab Dr. Tobias Haaf seine Dissertation „Von volksverhetzenden Pfaffen und falschen Propheten. Klerus und Kirchenvolk im Bistum Würzburg in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ an Bischof Hofmann.

Der Würzburger Diözesangeschichtsverein hat derzeit 540 Mitglieder. Hinzu kommen die Mitgliedschaft von 74 Archiven und Bibliotheken sowie 240 Tauschpartner im In- und Ausland.

Hinweis für Redaktionen: Weitere Informationen finden Sie im Internet.

bs (POW)

(4705/1540; E-Mail voraus)