Würzburg (POW) Der gekreuzigte Christus leidet mit allen Menschen. Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Karfreitagnachmittag, 6. April, bei der Feier des Leidens und Sterbens Jesu im Kiliansdom betont. „Im grauenvollen Sterben Jesu Christi fällt alles Leid der Welt zusammen. Keiner leidet für sich allein, ausgestoßen, verlassen und vergessen“, sagte der Bischof. Das könne über die Freude an der Erlösung der Menschen hinaus auch ein Trost des Karfreitags sein.
Der Anblick des Gekreuzigten dürfe nicht dem Gewöhnungseffekt zum Opfer fallen, mahnte der Bischof. Heute machten sich die Menschen kaum noch klar, was das Karfreitagsgeschehen bedeute: Der Ursprung allen Lebens habe sich von den eigenen Geschöpfen töten lassen. „Fasse, wer es fassen kann“, sagte der Bischof. In der Kunst habe jede Zeit neu versucht, ihre Frage nach dem Sinn des Leidens in der Welt mit dem Gekreuzigten zu verbinden. „In dem gekreuzigten Christus fällt alles Leiden der Welt wie in einem Fokus zusammen.“ Erst in der Moderne verselbstständige sich in vielen Darstellungen wieder das Leid, ohne doch eigentlich von Christus loszukommen.
Bei der Feier der Abendmahlsmesse am Gründonnerstagabend, 5. April, betonte Bischof Hofmann, Gott schaffe das Heil für alle Menschen. Es müsse aber auch von den Menschen angenommen werden. Näher ging der Bischof dabei auf die im Jahr 2006 verkündete Änderung der Übersetzung der Einsetzungsworte Jesu im eucharistischen Hochgebet ein. In der offiziellen deutschen Übersetzung werde seit 1975 vom Blut Christi gesprochen, „das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden“. Das lateinische „pro multis“ (für viele) werde derzeit im Deutschen mit „für alle“ wiedergegeben. Bis zur Neuübersetzung des Messbuchs dürften diese im Deutschen gewohnten Wandlungsworte „für alle“ verwendet werden.
Unbestritten sei in der Theologie der Kirche, dass Jesus für alle Menschen gestorben sei. „Gottes Liebe zu uns Menschen ist schrankenlos.“ Unbestritten sei auch, dass es sich im biblischen Text bei dem Opfer, das „für viele“ geschehen ist, in der semitischen Ausdrucksweise nicht nur um eine große Schar, sondern um die Gesamtheit der Menschen handle. Papst Benedikt XVI. habe in seiner Zeit als Münchner Erzbischof geschrieben, im Neuen Testament und in der ganzen Überlieferung der Kirche sei immer klar gewesen, dass Gott das Heil aller wolle und Jesus nicht für einen Teil, sondern für alle gestorben sei.
Jesus sei es im Abendmahlssaal nicht um die Frage gegangen, ob „alle“ oder vielleicht nur „viele“ Menschen in den Himmel kämen, sondern darum, dass sein Ziel verwirklicht werde, das Gottesvolk neu zu sammeln und zu heiligen, erläuterte der Bischof. „Jesus sammelt im Abendmahlssaal nicht seine Familie um sich, sondern er lädt die zwölf Jünger ein.“ Jesus gebe sein Leben für Israel, für das Volk Gottes. „Die Vielen“ in den Abendmahlsworten Jesu seien „die Völker“. Jesus sterbe also nicht nur für Israel, sondern auch für die Völker. Dieser wichtige Zusammenhang werde durch das Bewusstmachen des ursprünglichen Wortlauts der Wandlungsworte wieder deutlicher. „Es geht nicht um eine Ausgrenzung, sondern um die besondere Beauftragung derer, die in der Christusnachfolge stehen. Diese Beauftragung des Volkes Gottes hat mit der Stiftung der heiligen Eucharistie im Abendmahlssaal ihren entscheidenden Anfang“, unterstrich Bischof Hofmann.
Bei der Abendmahlsmesse, die Bischof Hofmann zusammen mit Weihbischof Helmut Bauer, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Regens Gerhard Weber und Mitgliedern des Domkapitels feierte, wusch der Bischof zwölf Männern der Dompfarrei und des Diözesanrats die Füße. Bischof Hofmann nannte dieses Geschehen ein Zeichen der Nächstenliebe. Die Feier gestaltete der Würzburger Domchor unter Leitung von Domkantorin Judith Schnell. Am Karfreitag sangen die Domsingknaben die Johannespassion von Müller.
bs (POW)
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