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Kiliani-Wallfahrt in Krisenzeiten

Abschluss der Kiliani-Wallfahrt mit Familienfest – Rund 17.000 Menschen kommen zur Kiliani-Wallfahrtswoche 2010 – Tage der Ehejubilare großer Renner

Würzburg (POW) Die Krisen in Gesellschaft und Kirche haben die Kiliani-Wallfahrtswoche 2010 bestimmt. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bezeichnete die aktuelle Lage der Kirche als sehr ernst. Dramatisch sei die Verabschiedung vieler Menschen von den Kirchen. Weihbischof Ulrich Boom sprach von gewaltigen Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft. „Wir spüren, dass wir an die Grenzen des materiellen und geistigen Vermögens herangekommen sind.“ Die Kirche müsse wieder Gott in die Mitte des Lebens stellen.

Trotz Krise, trotz sommerlich heißer Temperaturen und trotz des spannenden Endspurts bei der Fußball-Weltmeisterschaft zog die Kiliani-Wallfahrtswoche 2010 erneut die Katholiken in Unterfranken nach Würzburg: Rund 17.000 Menschen kamen zwischen 3. und 11. Juli zu Gottesdiensten in den Kiliansdom, wo die Häupter der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan zur Verehrung aufgestellt waren. Die Wallfahrtswoche stand ganz im Zeichen des Mottos „Komm, Herr Jesus – Maranatha“, eines Zitats aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes. 19 Pontifikalgottesdienste fanden statt, denen sich meist Gespräche und Begegnungen mit den Wallfahrern und den einzelnen Interessensgruppen anschlossen.

Bei jedem Treffen der Wallfahrtswoche griffen Bischof Hofmann und Weihbischof Boom das Motto auf und ermutigten, dem Beispiel der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan zu folgen. Der christliche Glaube habe eine Zukunft, weil Gott verheißen habe, dass er die Welt mit ihren Mängeln und Unzulänglichkeiten neu schaffen werde, sagte Bischof Hofmann. Gottvertrauen und Zusammenhalt legte Weihbischof Boom den Pilgern nahe. Überall, wo die Menschen Vertrauen in Gott und Menschen legten, holten sie ein Stück Himmel auf die Erde. Angesichts einer Welt, die zunehmend auseinanderfalle, gelte es, das Gesamte im Blick zu haben. Heftig kritisierte Bischof Hofmann das in der Wallfahrtswoche veröffentlichte Urteil des Bundesgerichtshofs zur Präimplantationsdiagnostik. „Es für mich völlig unverständlich, dass zur Zeit im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik Gentests an künstlich befruchteten Embryonen durchgeführt werden dürfen, die den Zweck haben, befruchtete Embryone, das heißt kleine Menschen, bei auffälligem genetischen Befund auszusondern, das heißt zu töten“, sagte er beim Kiliani-Tag der Kranken und Behinderten.

Mit einer Jugendwallfahrt und der Reliquienprozession von Sankt Burkard über die Alte Mainbrücke zum Dom begann die Festwoche, mit einem internationalen Familienfest endete sie. „Unser Leben ist nicht zufällig, sondern wir leben, weil Gott das will und er uns liebt“, betonte Bischof Hofmann beim Familiengottesdienst am Sonntag, 11. Juli, im Kiliansdom vor rund 1000 Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Gläubigen aus aller Welt. Die Kinder und Jugendlichen rief er auf, wichtige Zeuginnen und Zeugen des Glaubens zu werden. „Jeder ist unverzichtbar.“ Ein buntes Familienfest sowie die Präsentation gemeinsamer Aktionen der katholischen Familienverbände rundeten den letzten Kiliani-Tag ab.

Die meisten Pilger lockten die Tage der Ehejubilare, die erstmals auf drei Gottesdienste verteilt waren. Insgesamt kamen rund 3500 Frauen und Männer in den Dom, um ihr silbernes, goldenes oder diamantenes Ehejubiläum mit Bischof Hofmann zu feiern und sich segnen zu lassen. „Sie alle verkörpern erfüllte Hoffnungen auf eine geglückte Liebes- und Ehegemeinschaft“, dankte der Bischof den Ehejubilaren. Für ihn gehörten die Tage der Ehejubilare zu den beglückenden Erfahrungen der Kiliani-Wallfahrtswoche. Die Ehejubilare machten beeindruckend deutlich, dass das Modell Ehe nicht aus der Mode kommen dürfe, weil es die Verbindung zum Geheimnis Gottes schlage.

Besonders große Resonanz fanden auch die Tage der katholischen Schulen, der Förderschulen und der Kindergärten. Aus den Maria-Ward-Schulen in Aschaffenburg und Würzburg kamen 2100 Schülerinnen mit ihren Lehrkräften. Der Malteser-Hilfsdienst hatte dabei alle Hände voll zu tun: Etwa 45 Mädchen suchten wegen Kreislaufbeschwerden oder Kopfschmerzen Hilfe. Die Sanitäter gaben Wasser aus und errichteten ein kleines Bettenlager im Sanitätsraum, damit sich die Schülerinnen erholen konnten. Die rund 600 Förderschüler mit ihren Lehrern und Betreuern aus allen Regionen des Bistums zeigten bei ihrem Kiliani-Tag, welch große Bedeutung die katholische Kirche in Unterfranken als Träger dieser Schulen für benachteiligte Kinder und Jugendliche hat, deren Start ins Leben viele Hilfen benötigt. Die jüngsten Wallfahrer, rund 1300 Kindergartenkinder aus den Landkreisen Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld, begrüßte Bischof Hofmann am Domportal zum Tag der Kindergärten. Mehrmals wiederholte er mit den Kindern die Namen der Frankenapostel, „damit ihr euren Eltern heute Abend daheim erzählen könnt, wie die drei heißen, denen wir in Franken unseren Glauben verdanken“.

Wie immer volles Haus war beim Tag der Politiker und Ratsmitglieder angesagt. Erfreulich war heuer, dass Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Schweinfurts neuer Oberbürgermeister Sebastian Remelé sowie zahlreiche Landräte, Abgeordnete und Bürgermeister zum Kilianitreffen kamen. Entschieden warnte Weihbischof Boom dabei vor einem Schönreden angesichts von Schuld, Versagen und Vergehen in der Kirche. „Der Raum des Glaubens, die Kirche, ist auch keine heile Welt, das haben wir in den letzten Wochen und Monaten übermächtig erlebt. Da hilft kein Schönreden, eher das Einsehen, dass wir Menschen sind mit Schwächen und Fehlern, nicht heilig, sondern auf dem Weg zur Heiligkeit“, betonte er vor den Politikern. Zur Tradition der Festwoche gehörte die Verleihung der kirchlichen Lehrbefugnis „Missio canonica“. Bischof Hofmann beauftragte 58 Religionslehrerinnen und -lehrer. Einen Großeinsatz hatten Caritas und Malteser am Tag der Kranken und Behinderten. Rund 400 Kranke und Behinderte mussten aus allen Regionen der Diözese nach Würzburg gebracht und dort betreut werden.

Zu den Quellen ihres Glaubens kehren traditionell die Missionsleute aus der Diözese in der Kiliani-Woche zurück. Die rund 400 Ordens- und Missionsleute rief der Bischof auf, die Botschaft Jesu ohne Abstriche zu leben. Trachten und Fahnenabordnungen prägten das Bild beim Tag der Aussiedler und Vertriebenen. Gut besucht waren nach wie vor die drei Wallfahrtsgottesdienste für die 21 Dekanate. Mit Schiffen kamen junge Pilger aus Retzbach sowie aus dem Dekanat Ochsenfurt. In bewährter Weise betreuten auch dieses Jahr wieder die Frauen und Männer vom Malteser-Hilfsdienst die Kiliani-Pilger. Vor allem machte heuer die große Hitze den Pilgern zu schaffen. Ein Pilger musste nach einem Sturz ins Krankenhaus gebracht werden. Die Kollekte der Gottesdienste war für den kirchlichen Wiederaufbau in Haiti bestimmt. Tröstende Worte gab Weihbischof Boom schließlich allen Fans der deutschen Nationalmannschaft nach der WM-Halbfinalniederlage gegen Spanien mit auf den Weg: „Im Leben gibt es nicht nur Siege, sondern häufig auch Scheitern.“

(2810/0897; E-Mail voraus)

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