Randersacker/Juruti (POW) Hilfe zur Selbsthilfe, zusammen mit den Menschen vor Ort: So lautete die Maxime der Ordensschwester Brunhilde Henneberger, die mehr als 50 Jahre im heutigen Bistum Óbidos in Brasilien als Missionarin tätig war und 2020 im Alter von 80 Jahren in Recife starb. Um ihr Erbe am Amazonas fortzuführen und von ihr angestoßene Projekte langfristig zu sichern, haben Freunde und Verwandte Hennebergers den Förderverein „Ponte Juruti – Brücke für Kinder“ gegründet. Bei einem Festgottesdienst in Hennebergers Heimatort Randersacker (Landkreis Würzburg) wurde er am Sonntag, 23. Juli, der Öffentlichkeit vorgestellt. Am Mittwoch, 26. Juli, informierten Verantwortliche aus dem Bistum Óbidos, Mitglieder des deutschen Fördervereins und Alexander Sitter von der Diözesanstelle Weltkirche Bischof Dr. Franz Jung über das Projekt.
„Schwester Brunhilde hat in und um Juruti viele Dinge ausgesät. Sie hat sich um alles gekümmert: Projekte, die ein Zuhause für die Menschen schufen, die Infrastruktur voranbrachten, eine Gesundheitsversorgung ermöglichten“, erklärte Schwester Joanita Sell, gebürtige Hammelburgerin und selbst 57 Jahre als Missionarin in Brasilien aktiv. Henneberger sei durch und durch franziskanisch geprägt gewesen. „Ganz einfach und bescheiden, naturverbunden, den Menschen zugewandt.“ Daher habe sie auch stets Wert darauf gelegt, dass Menschen, die eine Not hatten, nicht einfach etwas geliefert bekamen, sondern selbst einen Beitrag zur Abhilfe des Problems leisteten, zum Beispiel durch Arbeitsleistung oder Material. „So haben sie alles auch als wertvoll und schützenswert erfahren. Das sichert langfristigen Bestand der Errungenschaften.“
Schwerpunkt bei „Ponte Juruti“ sind die von Henneberger initiierten Kindergärten. Insgesamt 24 davon mit insgesamt rund 1400 betreuten Kindern unterstützt der Verein in drei Pfarreien. In jedem „Casulo“ (Kokon/Bienenstock) wird nicht nur Betreuung für die Kleinen geleistet. Jede Einrichtung ist auch ein Ort, der sich um gute Ernährung, bessere Gesundheit und frühkindliche Bildung und letztlich um vielfältige Entwicklungen im Leben der Menschen kümmert. „Die Kinder sollen sich rundum wohlfühlen. Dort, wo es einen Kindergarten vor Ort gibt, werden Gemeinschaft, Solidarität, politisches Bewusstsein und nachhaltiges Denken und Handeln gefördert“, sagte Annette Lörner vom Vereinsvorstand. Sie ist Hennebergers Nichte und war vor 36 Jahren selbst als Freiwillige erstmals vor Ort aktiv.
Ansprechpartner des Fördervereins in Brasilien ist der Verein ACA (Amiga da Criança e Adolecente – Freundin des Kindes und Heranwachsender), eine Gründung der Franziskanerinnen von Maria Stern in Juruti Velho und dem Mutterhaus in Augsburg. Jonas Morais ist ehrenamtlicher Vorsitzender bei ACA. Obwohl die jeweilige Kommune seit 2005 die Gehälter der Erzieherinnen, das Essen für die Kinder und das Verbrauchsmaterial trage, sei die finanzielle Lage der Kindergärten prekär. Alles, was an Unterhalt für das Gelände und die Gebäude gebraucht wird, muss von ACA finanziert werden. „Der erste Kindergarten in unserem Einzugsgebiet ging 1976 in Betrieb. Jetzt stehen vielfach Sanierungsarbeiten an“, erläuterte Morais. Wellblechdächer sind durchgerostet und müssen ersetzt werden, vielfach hätten die Betonböden aufgrund von Setzungen und Verschleiß Risse. Mitunter sei die Tragekonstruktion über die Jahre durch das feuchtwarme Klima so in Mitleidenschaft gezogen, dass sogar Einsturzgefahr bestehe.
Hier Material und Helfer zu organisieren sei für ihn und ACA eine Herausforderung, die weit verstreute Lage – bis zu 80 Kilometer im Regenwald mit schlechten Straßen liegen die Kindergärten entfernt – und die damit verbundenen Reisezeiten eine andere. Er habe seit Kindesbeinen Henneberger in ihrer fürsorglichen und begeisternden Art erlebt und fühle sich ihrer Arbeit verpflichtet – „fast wie ein Sohn“, erklärte Morais. Deswegen habe er bereitwillig für den Vorsitz von ACA kandidiert, als Bernardo Johannes Bahlmann, Bischof von Óbidos, ihn darum gebeten habe, der selbst zweiter Vorsitzender des Vereins ist.
„Wir hoffen, dass sich viele Menschen in Deutschland finden, die uns mit einer Spende, Mitarbeit oder einer Mitgliedschaft unterstützen möchten“, sagte Lörner. In den Kindergärten am Amazonas würden viele Menschen sensibilisiert für die Bedeutung des Erhalts von Wald, Wasser, Erde und Luft als Lebensgrundlagen der Menschen in Amazonien, aber auch weltweit. „Die Kindergärten sind echte Leuchtturmprojekte.“
Für die schon jetzt vielfältige Unterstützung, die aus dem Bistum Würzburg dem Partnerbistum Óbidos zuteilwerde, dankten Schwester Deca Amaral und Schwester Fatima Paiva im Namen der gesamten brasilianischen Delegation. „So können wir die Themen Nächstenliebe und Erhalt der Schöpfung glaubhaft umsetzen.“
Spendenkonto: Ponte Juruti – Brücke für Kinder e. V., IBAN DE 25 7909 0000 0000 6351 20, VR Bank Würzburg. Nähere Informationen zum Förderverein im Internet unter www.pontejuruti.de.
mh (POW)
(3123/0866; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet