Würzburg (POW) Das Programm „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ mit der Errichtung der Pastoralen Räume, das 2015 gestartet wurde, ist jetzt abgeschlossen. „Jetzt haben wir die Grundlagen, um uns vermehrt den Inhalten zuzuwenden“, formulierte es Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran beim Diözesanforum zum Abschluss des Strukturprozesses am Samstag, 15. November, vor 120 Delegierten aus dem ganzen Bistum. Der Strategieprozess im Bistum nehme wichtige inhaltliche Richtungsentscheidungen des Programms auf, weise aber darüber hinaus in die Zukunft, betonte Bischof Dr. Franz Jung.
Generalvikar Vorndran nannte als wesentliche Orientierungspunkte für das Erreichte das Zusammenfassen von vormals 22 in nun neun Dekanaten und von 167 Pfarreiengemeinschaften in 43 Pastoralen Räumen. „Die neue territoriale Untergliederung des Bistums macht Kirche zukunftsfähig: Die Kirche bleibt vor Ort, wir leben das Christsein unter den Menschen.“ Personelle und finanzielle Ressourcen könnten zielgerecht verteilt werden. Wesentliche Veränderung gegenüber 2015 sei auch, dass der Gedanke der Teamarbeit in allen Berufsgruppen eine stärkere Verankerung gefunden habe. „Das Einbeziehen von freiwillig Engagierten entwickelt sich zum Standard. Synodalität und Partizipation sind auf allen Ebenen als Zielgrößen gesetzt und werden vermehrt eingefordert“, hob der Generalvikar hervor. So sei auf allen hauptamtlichen Ebenen eine ehrenamtliche Vertretung als Gegenüber eingerichtet.
Im Zuge des Prozesses der vergangenen Jahre seien auch Entscheidungswege transparenter, Kommunikation ausgeweitet und Informationen leichter verfügbar gemacht worden. „Das führt dazu, dass mehr Menschen daran interessiert sind, dass sich Pastoral mit hoher und verlässlicher Qualität weiterentwickelt.“ Deutlich werde das unter anderem durch verbindliche Standards für das gesamte Bistum, zum Beispiel bei der Trauerbegleitung. Die Kategorisierung der kirchlichen Immobilien habe das Wissen um den Gebäudebestand vertieft. „Wir können so nicht nur Zuschüsse zukunftsfähiger und nachhaltiger steuern. Ein Denken vom Bedarf her schafft Ansporn zur Kooperation.“
Durch die neu eingeführten Verwaltungsreferentinnen und -referenten sowie die Verwaltungsleitungen gebe es deutliche Entlastung für Haupt- wie Ehrenamtliche in Verwaltungsfragen. In den Pastoralen Räumen seien zunehmend Sozialpädagoginnen und -pädagogen sowie Mitarbeitende der Gemeindecaritas Teil der multiprofessionellen Teams. „Sozialraumorientierte Pastoral ist inzwischen als die handlungsleitende Perspektive seelsorglichen Handels bistumsweit auf den Weg gebracht.“
Wie bei den Beteiligten im Bistum die vergangenen zehn Jahre in Erinnerung geblieben sind, erläuterten Dr. Miriam Zimmer und Mirjam Henkes von „impækt – Institut für Evaluation und Wirkungsforschung“. 373 Personen, Haupt- wie Ehrenamtliche, nahmen an der nicht repräsentativen Befragung mittels eines Onlinefragebogens teil. Dabei waren Ehrenamtliche mit 0,5 Prozent von etwa 46.800 Ehrenamtlichen deutlich weniger vertreten als beispielsweise die in der Pastoral Mitarbeitenden, von denen rund 30 Prozent, oder die Pfarrer, von denen mehr als 20 Prozent teilnahmen. Eine zentrale Erkenntnis aus der Befragung sei die sehr unterschiedliche Wahrnehmung der Pastoralen Räume. Manche lobten beispielsweise neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und erklärten, sie würden sich gern mehr mit innovativen Themen beschäftigen. Andere monierten sehr große Verwaltungseinheiten und, damit verbunden, eine wahrgenommene Überforderung statt einer Entlastung.
In Kleingruppen hatten die Delegierten Gelegenheit, sich über die Ergebnisse der Evaluation auszutauschen. Wichtige Ergebnisse und Anregungen zur Weiterarbeit wurden danach im Plenum zusammengetragen. Bei einer Lectio divina, wieder in Kleingruppen, holten sich die Delegierten biblische Inspiration. Bei der Zukunftsmanufaktur am Nachmittag erarbeitete das Diözesanforum konkrete Schritte, wie kirchliches Handeln im Bistum Würzburg in Zukunft aussehen soll. Beispielsweise, wie Zusammenarbeit aller Gläubigen auf Augenhöhe geschehen kann oder wie Kirche als ansprechbar erlebbar bleibt.
Der Bischof lud zum Auftakt bei seinem geistlichen Impuls dazu ein, sich Zeit zu nehmen für einen Moment der Rückschau. „Bringen wir wie die Israeliten die ersten Früchte vor Gott ‒ als Bestätigung dafür, dass wir im neuen Land angekommen sind.“ Mancher Ertrag sei geschenkt worden, anderer hart erarbeitet, sagte der Bischof.
„Einen Prozess über zehn Jahre zielgerichtet zu führen und auch abzuschließen, ist schon eine besondere Sache. Das war schon ein Diözesanforum wert“, konstatierte Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf. Persönlich hätte er sich zum einen eine stärkere Beteiligung und zum anderen einen intensiveren Rückblick erhofft, bei dem die Entstehungsgeschichte noch einmal in den Blick genommen hätte werden können. „Mit wenigen Ausnahmen sind die Menschen, die den Prozess im Jahr 2015 begonnen und ihn seit dieser Zeit begleitet haben, ja nicht mehr die, die ihn nun abgeschlossen haben.“ In Summe habe die Diözese erst einmal ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Strukturelle Änderungen seien mit der Errichtung der Pastoralen Räume implementiert, aber auch Vision, Mission und Leitlinien sind erstellt und für alle nachlesbar. Jetzt gelte es, den bisher erarbeiteten Rahmen mit Leben zu füllen und vielleicht auch Anpassungen zu bedenken. „Waren wir bislang auf der strategischen Ebene unterwegs, stehen nun die operativen Maßnahmen an, und hier werden meiner Meinung nach die Diskussionen intensiv geführt werden müssen.“ Auch in der Kirche gelte: Nichts ist so beständig wie der Wandel.
„Die Vorstellung der Umfrageergebnisse zur Auswertung des Strukturprozesses war sehr interessant, deshalb wird sich der Diözesanratsvorstand auch noch einmal intensiv mit den Auswertungen auseinandersetzen, insbesondere zum Ehrenamt“, sagte Andrea Czech vom Vorstand des Diözesanrats der Katholiken. In den Arbeitsgruppen sei deutlich geworden, was die Ehrenamtlichen bewege, zum Beispiel die Anerkennung vorhandener Qualifikationen. Zu den beschlossenen Pastoralen Standards habe es viele positive Rückmeldungen gegeben. „Dafür, dass das Forum ein Abschluss für zehn Jahre Prozess war, kam in meinen Augen der Rückblick auf die erreichten Ergebnisse zu kurz“, erklärte sie weiter.
Den Abschluss des Tages bildete ein gemeinsamer Gottesdienst, bei dem die Gläubigen Hoffnungen und Frustrationen vor Gott brachten und um den Beistand des Heiligen Geists baten. Vorbereitet hatte die gesamte Veranstaltung die Abteilung Pastorale Entwicklung und Konzeption.
mh (POW)
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