Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Kirche einziger Fürsprecher der Armen

Delegation aus dem brasilianischen Partnerbistum Óbidos berichtete im Bistum Würzburg von den sozialen und ökologischen Herausforderungen – Illegaler Holzeinschlag, Staudämme und Rohstoffabbau schaffen viele Probleme

Würzburg/Óbidos (POW) Diesmal ist es vor allem um die ökologischen und sozialen Herausforderungen in ihrer Heimat im brasilianischen Partnerbistum Óbidos gegangen: Schwester Deca Amaral, Maria José Pinheiro de Jesus, Koordinatorin der Familienpastoral auf dem Land, und Josielson Santos da Costa, Leiter der diözesanen Kommission für Landpastoral (CPT), haben bei ihrem Aufenthalt im Bistum Würzburg über das kirchliche Engagement in ihrer Heimat in diesem Bereich berichtet. Sie waren Gäste im Rahmen der bundesweiten Eröffnung der 58. Misereor-Fastenaktion unter dem Motto „Das Recht ströme wie Wasser“.

„Sorgen machen uns vor allem der illegale Holzeinschlag in Amazonien, die vielen Staudämme, die errichtet werden sollen, und der Abbau von Rohstoffen“, berichtete Amaral. Dabei kämen die Staudämme nicht der Bevölkerung zugute, sondern dienten in erster Linie der Weiterverarbeitung des Bauxiterzes zu Aluminium. Seit der Kolonialzeit erlebe sich das Regenwaldgebiet als Hinterhof Brasiliens. „Unter den Folgen der Ausbeutung leiden die Menschen noch heute“, sagte Santos da Costa. Die Mehrheit lebe unter einfachsten Bedingungen von dem, was dort wild wächst und was an Fischen gefangen wird.

Oft würden die Menschen schnell ihres Landes enteignet, auf dem sie seit langem lebten, insbesondere die Angehörigen indigener Völker oder die Nachfahren afrikanischer Sklaven. „Sie bekommen selten einen Landtitel zugesprochen. Kommt aber ein großer Wirtschaftskonzern daher, passiert das im Handumdrehen“, kritisierte Amaral. Ohne Landrechte gebe es aber keinen Anteil an der Wertschöpfung. Nur die Kirche trete für die Interessen der kleinen Leute ein, betonte Santos da Costa. Zwar gebe es eine Stiftung, die sich offiziell für die Rechte der Nachfolger der Sklaven einsetze. „Aber die Mitarbeiter dort scheinen für Korruption anfällig zu sein“, sagte Pinheiro.

Die brasilianischen Bischöfe und die Vertreter der CPT haben bereits 2013 einen Solidaritätsbrief verfasst und gewarnt, dass der illegale Holzeinschlag vielen Kleinbauern die Lebensgrundlage nehme. Denn sie seien auf den Regenwald als Baustoffquelle, als Brennstoff und auf die Früchte als Nahrung angewiesen. „Viel vom illegal geschlagenen Holz landet über dunkle Kanäle in Europa. Dass es illegal geschlagen wurde, weiß dort niemand“, sagte Santos da Costa. Das Holz werde oft heimlich in legale Einschlaggebiete transportiert und auf diese Weise „geheilt“. In den drei aneinandergrenzenden Bistümern Óbidos, Itaituba und Santarem gibt es drei solcher offiziellen Einschlaggebiete.

Für den Bundesstaat Pará, in dem die Bistümer liegen, gibt es acht Regierungsbeamte, die darauf achten sollen, dass nicht illegal Bodenschätze abgebaut werden oder Holz geschlagen wird. Bei einer Fläche von fast viermal der Größe Deutschlands ein wenig aussichtsreiches Unterfangen. „Die deutsche Bundesregierung hat vor Jahren 100 Millionen Euro für den Erhalt des Regenwalds gegeben. Seither gibt es weniger Brandrodung“, attestierte Amaral. Dafür machten jetzt vermehrt Bulldozer den Wald platt, damit dort Sojafelder und Viehweiden entstehen. „Geld allein reicht nicht, es muss auch Kontrolle erfolgen.“

Weil sich die Bischöfe und die CPT auch auf diesem Gebiet einsetzten, lebten viele mit Todesdrohungen, unter anderem durch Großgrundbesitzer. „Weil die Caritas zum Beispiel die Opfer des Unrechts auf vielfältige Weise unterstützt, wenden sich viele der von ihrem Land Vertriebenen an diese“, berichtete Pinheiro. Natürlich könne die Caritas nicht alle Betroffenen mit dem Lebensnotwendigen versorgen. „Aber wir organisieren und helfen mit, dass die Leute ihre Rechte einklagen. Es geht um Wasser und Stromversorgung und um Gesundheitsvorsorge.“ Nur so könne verhindert werden, dass die Armen nicht noch ärmer würden und sie in Prostitution, Drogen, Alkohol und dem Leben als Obdachlose auf der Straße versinken. Zu den Projekten, die mit Hilfe der Kirche angestoßen wurden, zählen Kurse im Bereich des (Kunst-)Handwerks, des Gemüseanbaus oder Fischzucht in Teichen. „Außerdem zeigen wir den Kleinbauern, wie sie den Wald nachhaltig nutzen können, um mit seinen Produkten Öle, Parfüms und Seife herzustellen.“

Die Delegation ist sich einig: „Der Regenwald ist wichtig für die ganze Welt. Deswegen gehen die Probleme in Amazonien auch alle etwas an.“ Bei den verschiedenen Informationsveranstaltungen im Bistum Würzburg ist Pinheiro aufgefallen: „Die Menschen interessieren sich für die Umweltfragen. Hier in Deutschland beginnt die Bewusstseinsbildung schon im Kindergarten.“

  mh (POW)

(1316/0410; E-Mail voraus)                                                                                    

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet