Würzburg (POW) Durch private Häuser, Industrieanlagen oder archäologische Stätten schlendern – beim „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, 14. September, macht es die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möglich. Unter dem Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ kann in diesem Jahr auch in Unterfranken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von so manchem Gebäude gesprochen werden. Das Würzburger katholische Sonntagsblatt hat eine Übersicht der Angebote im Bistum Würzburg zusammengestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Mitten in der Pleich, einem der ältesten Viertel Würzburgs, steht seit dem 12. Jahrhundert die Kirche Sankt Gertraud. Was man heute von außen sehen kann, entstand im Wesentlichen 1612/13 in einer Mischung aus gotischen und Renaissance-Elementen. Sankt Gertraud kann um 16 Uhr bei einer Führung besichtigt werden. In Darstadt, dem westlichen Ortsteil von Ochsenfurt, wird um 18 Uhr eine Führung durch Sankt Laurentius angeboten. Die Kirche, erbaut 1597, ist typisch für die Echterzeit: spitzer Turm, vielfältige und wertvolle Innenausstattung.
In Winterhausen kann die ehemalige Pfarrkirche Sankt Mauritius von 10 bis 16 Uhr alle 45 Minuten erkundet werden. Der Bau entstand etwa 1250 und ist bereits seit 1463 profaniert. Über die aktuelle Restaurierung und das Sichtbarmachen alter Details informiert das beteiligte Architekturbüro. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist ebenfalls mit einem Infostand vor Ort.
Vor der Profanierung steht die Kirche Sankt Laurentius in Zell am Main, in der seit Ende 2024 keine Gottesdienste mehr stattfinden. Die dreischiffige Basilika entstand 1928 und enthält auch eine Pietà von Tilman Riemenschneider. Unter dem Motto „Zukunft für ein Stück Geschichte“ lädt die Pfarrgemeinde den ganzen Tag in die Kirche ein, nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Mitdenken: Erwartet werden kreative Köpfe, gute Ideen und ein offener Dialog für die Nachnutzung.
In der Alten Synagoge Kitzingen, inzwischen eine Kultur- und Bildungsstätte, ist eine Comic-Ausstellung gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus zu sehen. Führungen durch den Bau finden um 11, 14 und bei Nachfrage um 15 Uhr statt. In Hellmitzheim bei Iphofen kann die evangelische Kirche besichtigt werden. Sie ist Teil einer ehemaligen Kirchenburg. Auf dem Programm stehen eine digitale Reise in die Vergangenheit sowie Orgel- und Kanzelführungen. Rundgänge um 14, 15 und 16 Uhr laden ein, die ehemalige Kapuzinerkloster-Kirche in Kitzingen zu erkunden. Die barocke Bettelordenskirche mit reicher Ausstattung wurde 1652 geweiht. Ein vielfältiges Begleitprogramm winkt ab 14.30 Uhr in und um die Sankt-Mauritius-Kirche in Wiesentheid, die nach Plänen Balthasar Neumanns errichtet wurde.
Die Pfarrkirche Sankt Andreas im Wernecker Ortsteil Schnackenwerth verfügt über eine sehenswerte Ausstattung: Schätze der Handwerkskunst sind Deckenstuck, Doppelempore und Kanzel. Für die 15 restaurierten Gaden gab es sogar die Denkmalschutzmedaille des Bezirks Unterfranken. Alles zu besichtigen entweder auf eigene Faust oder bei Führungen um 14 und 16 Uhr.
Ganztägig geöffnet ist die ehemalige Synagoge von Gleusdorf – genutzt von 1857 bis 1909, als die letzte jüdische Familie den Ortsteil von Untermerzbach verließ. Die renovierte Synagoge wurde 2024 mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet.
Drei Kirchen stehen in Bad Neustadt an der Saale offen: Um 14.15 und 15.15 Uhr finden Führungen zur Kirche des ehemaligen Karmelitenklosters, heute Teil des Amtsgerichts, statt. Um 15 und 16 Uhr werden Führungen durch die Pfarrkiche Mariä Himmelfahrt angeboten, um 17 Uhr geht es weiter in Pfarrhof und Pfarrhaus-Keller. Auf Besucher wartet um 15 und 15.45 Uhr in Brendlorenzen die Kirche Sankt Johannes der Täufer. Die Bausubstanz geht bis in die Zeit der Karolinger zurück.
In Aschaffenburgs Kunsthalle und Christian-Schad-Museum wird ab 15 Uhr dem ehemaligen Jesuitenkolleg mit seiner Studienkirche nachgespürt. Die 1548 erbaute Wilgefortis-Kapelle in Alzenau öffnet ihre Türen für Interessierte um 10 und 11 Uhr. Gar aus dem 14. Jahrhundert stammt der Ursprungsbau von Sankt Laurentius in Eschau. Bereits seit 1923 ist die Pfarrkirche profaniert. Am „Tag des offenen Denkmals“ kann sie ab 13 Uhr besichtigt werden. Auch hier dürfen besonders kreative Personen Ideen für die weitere Nutzung beisteuern.
Touren in Unterfranken
Als wären all diese stationären Angebote nicht genug, gibt es vielfache Möglichkeiten, mit Expertinnen und Experten für Geschichte und (Bau-)Kultur auf Tour zu gehen. Führungen durch Orte und Stadtviertel werden angeboten in Würzburg, Sommerhausen, Erlabrunn, Thüngersheim, Gaibach, Marktheidenfeld, Laudenbach, Kolitzheim, Gerolzhofen, Bad Kissingen, Aschaffenburg und Großostheim. Eine ganze „Tour de Landkreis“ im Beisein von Landrat Thomas Eberth startet am Gut Wöllried in Rottendorf vor den Toren Würzburgs.
Aktuelle Informationen zu Orten und Denkmälern, Führungen und Touren gibt es online auf der Website www.tag-des-offenen-denkmals.de und in der dazugehörigen App.
Der „Tag des offenen Klosters“
Auch die Ordensgemeinschaften im Bistum sind am 14. September mit von der Partie (siehe eigener Bericht): Die Franziskaner-Minoriten feiern um 9.30 und 11 Uhr Gottesdienste in der Würzburger Franziskanerkirche und laden nach der zweiten Messe zu Imbiss und Begegnung ein. Die Kreuzschwestern Gemünden feiern zum 200. Geburtstag ihrer Gründerin ab 10 Uhr einen Festgottesdienst mit Domkapitular Clemens Bieber; Kirchenführungen gibt es um 13.30 und 16 Uhr. Das vielfältige Programm bei den Oberzeller Franziskanerinnen läuft von 9 bis 16 Uhr. Zudem öffnen die Künstlerinnen auf dem Klostergelände ihre Ateliers. Die Salesianer Don Boscos führen zwischen 14 und 17 Uhr alle 90 Minuten durch Kirche, Ordensbereiche und ausgewählte Räume ihres Bildungszentrums im Würzburger Mainviertel. Die Ursulinen in Würzburg geben Einblick in ihre 300-jährige Geschichte auf dem Gelände in der Augustinerstraße – bei Führungen um 14 und 16 Uhr.
Sebastian Haas (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
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