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„Klimawandel betrifft Schicksal der ganzen Menschheit“

Diözesanempfang in Würzburg mit Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga als Festredner – Thema: „Gerechtigkeit und Frieden. Solidarisch leben in der Einen Welt“ – Rund 1500 Gäste aus Politik, Kirche, Caritas und Gesellschaft

Würzburg (POW) Der Klimawandel und die damit verbundene Zerstörung von Luft und Wasser, Regenwäldern und Erde sind die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Das hat Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras, vor rund 1500 Gästen beim Diözesanempfang am Donnerstagabend, 15. Januar, in der Universität am Hubland betont. Der Kardinal ist Präsident von Caritas Internationalis und Koordinator des Kardinalsrats, der Papst Franziskus bei der Leitung der Weltkirche berät. „Mit dem Klimawandel berühren wir einen Kernpunkt, der das Schicksal der ganzen Menschheit betrifft.“ Zugleich kritisierte er die Rolle der Politik. „Wir sehen eine Politik, der es vor allem um Machterhalt geht und darum, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Wir sehen keine Strategien, die die Zukunft der Menschheit im Blick haben und das Wohlergehen künftiger Generationen.“ Mehrfach wurde sein Vortrag vom Applaus der Zuhörer unterbrochen.

Der Klimawandel und die damit verbundene Verschmutzung und Zerstörung der gemeinsamen Güter sei das „wichtigste Zeichen der Zeit“, sagte Kardinal Maradiaga. Der Klimawandel werde alle Menschen betreffen, vor allem die Armen. „Er ist keine technologische Frage, sondern eine höchst ethische.“ Bei der UN-Klimakonferenz in Lima Ende 2014 hätten die Länder des Südens – Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien – ihre Befürchtungen und die bereits bestehenden Leiden durch den Klimawandel vorgebracht. „Der Süden konnte den Industrieländern und Schwellenländern ins Gewissen reden.“ In der bevorstehenden Weltklimakonferenz in Paris Ende 2015 müssten wichtige Entscheidungen getroffen werden für alle Länder, die ganze Menschheit und besonders für die zukünftigen Generationen, betonte der Kardinal: „Paris darf nicht scheitern und muss zu ambitionierten Vereinbarungen kommen, die sich auf alle Völker beziehen und die eine Erderwärmung um höchstens zwei Grad Celsius garantieren.“ Auch Papst Franziskus habe seit Beginn seines Pontifikats unterstrichen, wie wichtig der Schutz der Umwelt sei, und bereite eine Enzyklika zum Thema Klimawandel vor, die voraussichtlich im März veröffentlicht werden solle.

Eindringlich appellierte Kardinal Maradiaga an die Politiker, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Dialog, die Teilhabe an den Gütern, die Ehrfurcht vor dem Leben und der Würde der Person, das Gemeinwohl, das Gleichgewicht der internationalen Mächte – das seien die Themen, die auf ihrer Liste ganz oben stehen müssten. Die Realität sehe jedoch anders aus. „Die Politik fixiert sich auf die Alltagsprobleme der Gegenwart oder auf das Funktionieren einer globalisierten Ökonomie, obwohl sie verzerrt und ausschließt, weil sie auf den schnellen und maximalen Gewinn aus ist.“ Doch eine Globalisierung, die sich auf das Ökonomische reduziere, sei ein Gigant, der auf wackeligen Füßen stehe und aus fehlender Ethik in sich zusammenbreche. „Das Einzige, was globalisiert wurde, ist der Markt“, beklagte Kardinal Maradiaga den Ist-Zustand der Welt. „Die Globalisierung ist eine Maske, hinter der sich das Monopol versteckt. Wir stellen fest, dass der globale Bankensektor und die Kommunikationsmittel in den Händen weniger liegen.“ Die Gier dränge die Mehrheit der Menschen „an den Bordstein der Geschichte“.

In seiner Begrüßung hatte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eine Zeitungsmeldung zitiert, nach der ein vermeintlicher Geldregen in Shanghai eine Massenpanik ausgelöst habe, bei der 36 Menschen starben. „Für mich zeigt dieses Ereignis, was eine unbeherrschte Gier nach Geld anrichten kann“, sagte der Bischof. „Die Menschen müssen aufhören, dem vermeintlichen Geldregen nachzujagen, sondern sich den Aufbau gerechterer Lebensbedingungen zur Aufgabe machen. Dann wird Leben gerettet.“ Als „ältester und größter Global Player“ müsse die Kirche mitwirken am Aufbau einer friedvollen, menschenwürdigen Welt.

Das war auch das Anliegen von Kardinal Maradiaga. Die katholische Perspektive müsse die Globalisierung der Menschenrechte und der Menschenwürde beinhalten. „Wenn wir uns mit der Globalisierung des Geldes, der Technologie und der Macht aufhalten, werden wir unseren Glauben verleugnen“, warnte er. „Wir müssen dieser neuen Weltordnung die Stirn bieten, die heute eigentlich eine Welt-Unordnung ist.“ Es sei Zeit zum Handeln. „Es gibt keinen Raum mehr für eine Globalisierung der Gleichgültigkeit, keine Zeit mehr für eine Wirtschaft, die ausschließt, und für eine Kultur der Verschwendung“, sagte er. „Ich habe den Traum, dass wir sehr wohl einen dauerhaften Frieden erreichen können, wenn wir alle Anstrengungen des Südens, Nordens, Ostens und Westens bündeln.“ Dieser Friede werde sich am Gemeinwohl ausrichten, die gemeinsamen Güter schützen und die Armen einschließen. „Wenn wir bereit sind, die Stimme Gottes zu hören, dann wissen wir, dass der Glaube uns eine Menge zu sagen hat und uns hilft, die Globalisierung zu führen, ohne die Ethik des Lebens zu vernachlässigen“, betonte der Kardinal am Schluss seines Vortrags.

Zu Beginn des Abends hieß Bischof Hofmann die Vertreter der Kommunal-, der Landes-, der Bundes- und Europapolitik und die Mitarbeiter in der Kirche auf Pfarrei-, Dekanats- und Diözesanebene willkommen. Besonders begrüßte er Landtagspräsidentin Barbara Stamm, den bayerischen Justizminister Professor Dr. Winfried Bausback, den Präsidenten des hessischen Staatsgerichtshofs Dr. Günter Paul, Bundesminister a. D. Dr. Wolfgang Bötsch, Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt.

Zu den Gästen zählten Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Landräte, Bezirks- und Kreisräte, Bürgermeister, Dekane, Pfarrer, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ordensleute, Mitglieder des Diözesanrats und der Dekanatsräte, der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen, Vertreter der Caritas sowie Professoren der Universität Würzburg mit Universitätspräsident Professor Dr. Alfred Forchel an der Spitze. Vertreter der Justiz, der Polizei, der Behörden und Ämter, der Fachhochschulen, der Wohlfahrtsverbände, der unterfränkischen Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammer, der Medien sowie der evangelischen Kirche standen weiter auf der Grußliste. Gekommen waren außerdem der Regionalbeauftragte der Bundesrepublik Deutschland für Lateinamerika und die Karibik, Botschafter Thomas Neisinger, der Leiter des Katholischen Büros in Bayern, Prälat Dr. Lorenz Wolf, der Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, Monsignore Dr. Florian Schuller, und der langjährige Leiter des Hilfswerks Misereor, Prälat Professor Dr. Josef Sayer.

Ein besonders herzliches Willkommen galt den Vertretern der Ordensgemeinschaften. Stellvertretend für die „großartige Hilfsbereitschaft in der gesamten Diözese“ dankte der Bischof Schwester Monika Edinger, Generaloberin der Erlöserschwestern, für die Aufnahme von 100 Flüchtlingen in ihrem Kloster sowie den Franziskanern, die 14 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge aufnehmen. „Es gibt keine menschenwürdige Alternative zu einem Willkommen für Fremde, Flüchtlinge und Vertriebene“, betonte der Bischof.

Organisiert wurde der Diözesanempfang von der Katholischen Akademie Domschule und dem Caritasverband für die Diözese Würzburg. Für die musikalische Gestaltung sorgte das „Main-Brass Quintett“.

sti (POW)

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