Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krippe mit Schneemann und Bügelsäge

Ausstellung im Museum Schloss Oberschwappach zeigt 191 Krippen aus fünf Kontinenten – Volkskunst mit zentraler Glaubensbotschaft

Oberschwappach (POW) In einen hohlen Baumstamm hat sich die heilige Familie zurückgezogen. Während dort – von der Baumrinde abgeschirmt – Josef und Maria beschaulich beim Jesuskind knien, ist um sie herum viel los: Jede Menge knallbunte Blüten sprießen aus den Ästen des Baumes, die heiligen Drei Könige bringen ihre Gaben, die Hirten kommen, um zu staunen, und ein Engel im weißen Gewand thront seitlich über dem Eingang zum Bauminnern. Diese aus Ton gefertigte, farbenprächtige Darstellung der Weihnachtsszene stammt aus Portugal. Sie ist eines von insgesamt 191 Exponaten, die bis 29. Januar 2012 im Museum Schloss Oberschwappach zu sehen sind. Es sind Krippen aus fünf Kontinenten, die Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent des Bistums Würzburg, im Laufe der Jahre zusammengetragen hat. Das barocke Schloss von Oberschwappach bietet den passenden Rahmen.

Die Epoche des Barock war die letzte, die das Ziel hatte, in den unterschiedlichen Lebensbereichen eine große Gesamtharmonie zu schaffen. Gartengestaltung, Städtebau und Architektur waren eng miteinander verwoben. Für Lenssen greifen die Krippen diesen Gedanken inhaltlich auf. Sie zeigen ein Stück heile Welt, wobei die Heilsamkeit in der Botschaft liegt: Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden. Diese Botschaft wurde im 13. Jahrhundert durch den heiligen Franziskus in Form einer szenischen Darstellung des Geschehens verlebendigt, Tiere inklusive. Als figürliche Darstellung verbreitete sich der Brauch von Italien aus erst über Europa und durch die Kolonialisierung und Missionierung dann über alle Kontinente, örtliche Einfärbungen inklusive. Von Glas über Papier, Ton und Stroh bis hin zu Wolle reicht die Bandbreite der verwendeten Materialien.

In der getöpferten Krippe aus der Werkstatt eines Amazonas-Indianervolks sind Maria und Josef in der typischen Weise als bauchige Trinkgefäße mit Füßen gestaltet. Statt Ochs’ und Esel stehen Tapir, Gürteltier und Schildkröte an der Krippe. Erst auf den zweiten Blick offenbart eine Plastik aus Bangladesch ihre Herkunft: Das traute Paar ist mit ein paar Schafen dargestellt. So weit, so vertraut. Neu ist, dass Maria in einen Sari gekleidet ist und sich links und rechts neben dem kleinen trockenen Flecken, auf dem die Krippe steht, die Wellen des Meeres kräuseln. Solche kleinen Details lassen sich oft entdecken: Da ist der bauchige Schneemann mit roter Mütze, der wie ein Wächter am Eingang einer als Winterlandschaft gestalteten Krippe steht. An der Wand hinter ihm hängt die Bügelsäge, vermutlich fürs Holzmachen. Bei einer aus dunklem Holz geschnitzten Krippe aus Togo trägt einer der Hirten eine große Kalebasse auf der Schulter, wie sie zum Wasserholen verwendet wird. Der Ochse hat den für die dort heimischen Rinderrassen prägnanten Buckel.

Aus blauem Glas ist eine italienische Krippe gefertigt, die dem Besucher beim Betreten des ersten Ausstellungsraums in den Blick kommt: zwei Engel mit großen Schwingen, das Jesuskind mit weit ausgebreiteten Armen in der Krippe. Maria kniet, Josef hält einen geschwungenen Hirtenstab in der Hand. Ochs‘ und Esel stehen mit – wie zum Sprung bereit – mit leicht gebeugten Gliedmaßen dahinter. Bequem ließe sich die ganze Szene mit zwei Händen tragen. In Größe und Opulenz das direkte Gegenteil dazu ist eine Krippe aus Peru: Dutzende von kleinen Engeln, mal nur als Gesichter mit Flügeln, mal als Musikanten mit Trompeten und Saiteninstrumenten, umränken das Geschehen. In einem dichten Gedränge scheinen Hirten, Schafe, Ochse und Esel und einer der drei Könige darum zu wetteifern, einen möglichst guten Blick auf das Kind in der Krippe zu bekommen. Knallige Farben mit viel Gold in den Mustern der Gewänder lassen vergessen, dass ein hölzerner Halbzylinder Rohstoff für die Schnitzereien war. Links und rechts neben dem zentralen Bild sind zwei Flügel angebracht, mit denen sich die Krippe verschließen lässt. Der zweite und der dritte König sind darin bei der Anreise dargestellt, über ihnen jeweils in einer weiteren Szene Indios in traditionellen Poncho-Gewändern und glockenartigen Kopfbedeckungen.

Wie bei den anderen Krippen ist der Name des Künstlers unbekannt. Wichtig ist, was dargestellt ist, nicht wer dafür verantwortlich ist. Ob in Polen, Tansania, Australien, Ecuador oder Südamerika: Die klassische Situation der Futterkrippe, mal als außergewöhnliche Christbaumkugel, als Bastkoffer zum schnellen Einklappen und Transportieren oder als Blechfiguren haben fast alle Kulturen übernommen. Die Seefahrernation Portugal wagt eine ganz neue Interpretation: Josef ist der Steuermann eines kleinen getöpferten Ruderboots und hat Maria, die Jesus im Arm hält, fürsorglich die Hand auf die Schulter gelegt. Kein „Kindelein im Stall“. Aber auch ein Stück heile Welt.

Zu sehen ist die Ausstellung in Oberschwappach mit Ausnahme des 1. Weihnachtsfeiertags ab sofort jeweils sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet pro Person zwei Euro. Nähere Informationen im Internet unter www.museen.bistum-wuerzburg.de.

(4711/1203; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Bildergalerie abrufbar im Internet