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Kritik an kirchlichen Unterstützern von Verschwörungstheorien

„Bericht zur Lage“ von Diözesanratsvorsitzendem Dr. Michael Wolf – Ein „Weiter so“ wie vor Corona darf es für die Kirche nicht geben – Dank an scheidenden Generalvikar Thomas Keßler

Würzburg (POW) Deutliche Kritik an dem auch von kirchlichen Vertretern wie Kardinal Gerhard Ludwig Müller und Erzbischof Carlo Maria Viganò unterzeichneten Brief im Zusammenhang mit Covid-19 hat Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, bei der außerordentlichen Vollversammlung am Samstag, 4. Juli, geäußert. In dem Schreiben äußerten die Unterzeichner die Vermutung, die im Zuge der Pandemie verhängten Einschränkungen und Verbote seien die Vorboten einer düsteren Zukunft. „Wenn in dem Brief von Erzbischof Viganò dann ausgesagt wird, dass ‚das Auferlegen dieser unfreiheitlichen Maßnahmen […] ein beunruhigendes Vorspiel zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht‘ ist, fehlen hier nur noch die ‚schwarzen Helikopter‘“, sagte Wolf. Diese stellten in Erzählungen von Weltverschwörungen immer den politischen Arm der „Weltregierung“dar. „Mir ist völlig unverständlich, wie man auf diese abstruse Idee kommen und durch Unterschrift unterstützen kann. Insbesondere dann, wenn fast alle Länder ihre Grenzen schließen und in einen Zustand wie vor 40 Jahren zurückfallen. Ich befürchte aktuell – auch hinsichtlich der politischen Gegebenheiten vor Corona – dass die Welt in eine nationalistische Nabelschau verfällt“, sagte Wolf. Zugleich dankte er der Deutschen Bischofskonferenz, die sich ebenso wie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken deutlich von dem Papier distanziert hat.

In seinem „Bericht zur Lage“ erklärte Wolf weiter, im Zuge von „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ würden größere Räume beschrieben. „Die Zentralisierung von Personal mit dessen begrenzter Zuweisung zu Pfarreiengemeinschaften wird sicherlich Änderungen nach sich ziehen. Angesichts der abnehmenden Zahl hauptamtlicher Mitarbeiter muss diese Umstrukturierung aber eine Hilfe zur Selbsthilfe sein. Hier müssen wir in den nächsten Jahren die räumliche Umschreibung mit Leben – also Inhalt – füllen.“ Durch die Errichtung der „Pastoralen Räume“ würden zudem auch Anpassungen am bisherigen Rätesystem notwendig. Nur wenn die Arbeiten zu den Satzungen bis zur Frühjahrsvollversammlung 2021 abgeschlossen seien, könnten die Pfarrgemeinderatswahlen im März 2022 im neuen Modus durchgeführt werden.

Die kürzlich veröffentlichten Zahlen zur kirchlichen Statistik 2019 interpretierte Wolf insbesondere als Aufforderungen, nach dem Feuer der christlichen Botschaft zu suchen und nicht bei der Anbetung der Asche zu verharren. „Ein simples ‚Weiter so‘ und zurück zur ‚Vor-Corona-Zeit‘ – das zeigt die Extrapolation der Statistik – darf es nicht geben, wenn wir als Kirche mittelfristig noch eine wesentliche Rolle im weltlichen Leben spielen wollen.“

Um aus der finanziell misslichen Situation herauszukommen, die durch die Coronakrise noch verschlimmert worden sei, „müssen wir als Kirche in der Diözese unsere Ziele klar definieren und unsere Struktur und unser Handeln daraufhin ausrichten“. So werde das Bistum sich in Zukunft keine Parallelstrukturen mehr leisten können, ebenso vermutlich ein einfaches Abdecken aller Arbeitsfelder. Die Zielbeschreibung müsse von einer breiten Basis im Dialog erarbeitet werden. Zugleich seien alle kirchlichen Gruppierungen und Einrichtungen aufgefordert, offensiv ihre christliche Motivation in die Öffentlichkeit zu tragen, damit kirchliches Engagement auch von der Gesellschaft wahrgenommen werde.

Die Corona-Pandemie hat laut Wolf auch den Synodalen Weg betroffen, der deswegen bis in den Februar 2022 verlängert werden soll. „Der durch den Missbrauch in Gang gesetzte Prozess muss zu einem guten Ende gebracht werden – und aus meiner Sicht müssen Konsequenzen gezogen werden. Das Verweigern der Diskussion, so wie es jetzt von Weihbischof Schwaderlapp erfolgte, der Verweis auf die absolutistische Verfassung der Kirche und die Entscheidungsbefugnis der Ortsbischöfe mit einer impliziten Infragestellung des Prozesses, ist nicht zielführend“, betonte Wolf. Wenn die Beteiligten in ein Gegeneinander anstelle eines Miteinanders gerieten, werde sich der Schrumpfungsprozess der Kirche fortsetzen oder gar beschleunigen. „Vergessen wir nicht: Was heute von Vielen als ‚unveränderlich‘ oder ‚gottgegeben‘ angesehen wird, ist es nicht. Es ist eine lange Tradition, die von menschlichen Wünschen und an mancher Stelle auch von äußeren Zwängen bedingt ist. Die Frohe Botschaft ist göttlich, das Kirchenrecht nicht.“

Dem scheidenden Generalvikar Thomas Keßler sprach Wolf im Namen des Diözesanrats seinen Dank aus. „Du hast uns immer unterstützt, auch wenn Du nicht immer gemacht hast, was wir wollten.“ Für die zukünftige Tätigkeit als Pfarrer in Bad Neustadt wünschte Wolf Keßler alles Gute, Gesundheit „und wieder etwas mehr Zeit für Hobbys“. Den künftigen Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran hoffte Wolf bei der Herbstvollversammlung begrüßen zu können. „Der gesamte Diözesanrat freut sich auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit.“

mh (POW)

(2820/0703; E-Mail voraus)

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