Würzburg/Schweinfurt (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat mit Wirkung zum 25. Mai 2017 die Stadtpfarrei Schweinfurt gegründet. Sie umfasst gut 20.000 Katholiken und ist deckungsgleich mit dem bisherigen Dekanat Schweinfurt-Stadt. Die bisherigen Pfarreien Sankt Anton, Christkönig, Sankt Josef, Sankt Kilian, Maria Hilf, Sankt Maximilian Kolbe, Sankt Michael und Sankt Peter und Paul werden aufgehoben und als Filialgemeinden der Pfarrei Heilig Geist eingegliedert. Damit sind auch die vier bisherigen Pfarreiengemeinschaften „Schweinfurt-Zentrum: Heilig Geist – Sankt Kilian – Sankt Michael“, „Schweinfurt-Ost: Sankt Peter und Paul und Sankt Maximilian Kolbe“, „Schweinfurt-West: Christkönig – Sankt Josef“ und „Schweinfurt-Nord: Sankt Anton – Maria Hilf“ aufgelöst. Bischof Hofmann feiert am Hochfest Christi Himmelfahrt, Donnerstag, 25. Mai, um 10 Uhr einen Pontifikalgottesdienst zur Gründung der neuen Pfarrei in der Pfarrkirche Heilig Geist.
Mit einem einstimmigen Beschluss hatten die neun Schweinfurter Pfarreien Christkönig (Bergl), Sankt Josef der Bräutigam (Oberndorf), Heilig Geist, Sankt Kilian, Sankt Michael (Musikerviertel, Yorktownvillage, Hainig), Sankt Maximilian Kolbe Schweinfurt (Deutschhof), Sankt Peter und Paul Schweinfurt (Hochfeld, Steinberg, Zeilbaum, Höllental, Mainleite), Sankt Anton (Innenstadt-Ost, Haardt, Eselshöhe) und Maria Hilf (Gartenstadt) sich am 9. Januar 2017 dafür ausgesprochen, künftig als eine Stadtpfarrei das katholische Leben in der Stadt zu gestalten.
Das gemeinsame, einstimmige Votum von Seelsorgerkonferenz, Dekanatsrat, Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und Kirchenpflegern war der offizielle Abschluss einer langen Vorgeschichte: Schon 1999 hatten sich die Schweinfurter Katholiken erstmals damit beschäftigt, was es heißt, Stadtkirche zu sein. „Wir stehen in der Spannung, für die Menschen da zu sein und zugleich die Verwurzelung im Geist Jesu zu wahren“, sagt Dekan Stefan Redelberger.
„Letztlich haben die Menschen in Schweinfurt schon lange, bevor sich die Gremien mit dem Thema beschäftigt haben, auf Ebene der Stadt gedacht. Sie sind schon immer dorthin gegangen, wo zum Beispiel die Kirche im Winter wärmer war oder wo es Angebote gab, die ihnen zusagten“, erklärt Werner May, Dekanatsratsvorsitzender im Dekanat Schweinfurt-Stadt. Der Zusammenschluss zu einer Pfarrei erleichtere das, was das Bistum Würzburg mit dem Slogan „Kirche für die Menschen“ umschreibe: „Es ist wichtig, dass wir bei den Menschen sind und dort mit Kompetenz auftreten“, sagt Pastoralreferentin Graziella Augelli-Pöppel, Krankenhausseelsorgerin am Krankenhaus Sankt Josef und dem Leopoldina-Krankenhaus.
2015 wurde zu diesem Zweck die Arbeitsgemeinschaft „Stadtkirche“ gegründet. Drei Prinzipien für die künftige Entwicklung legten die beteiligten Haupt- und Ehrenamtlichen gemeinsam fest, wie Dekan Redelberger erläutert: „Wichtig ist uns zum einen die Eigenständigkeit der Gemeinden, bei gleichzeitiger Solidarität und Subsidiarität. Das heißt: Jeder soll weiterhin das tun, was er besonders gut kann, aber gegebenenfalls damit auch Defizite auffangen, die der andere in diesem Bereich hat.“ Weiter gehe es darum, dass die Gemeinden Beheimatung bieten und zugleich offen für andere Menschen sind. „Drittens muss Kommunikation großgeschrieben werden. Hier wird der Schwerpunkt des Leitenden Pfarrers liegen. Nur so können den einzelnen Gemeinden die Ängste genommen werden, die unter Umständen mit einer solchen Veränderung zur Stadtpfarrei hin verbunden sind.“
Joachim Morgenroth, bislang Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft „Schweinfurt-Zentrum: Heilig Geist – Sankt Kilian – Sankt Michael“ sowie Pfarradministrator der Pfarreiengemeinschaft „Schweinfurt-Ost: Sankt Peter und Paul und Sankt Maximilian Kolbe“ und künftig Pfarrer der Stadtpfarrei Schweinfurt, setzt darauf, dass in der neuen Stadtpfarrei katholische Verbände, Kategorialseelsorge und Einrichtungen wie der Gesprächsladen oder die Erlöserschwestern in ganz neuer Weise eingebunden werden. „Nicht jeder muss alles selber machen. So wird spürbar, dass wir eine große Gemeinschaft sind.“ Das sei wichtig, nicht zuletzt, da Schweinfurt inzwischen Bad Kissingen als Stadt mit dem höchsten Altersdurchschnitt in Bayern überholt habe.
Die Kirchenstiftungen der bisherigen Pfarreien sollen laut Redelberger weiter bestehen bleiben. Das sei unproblematisch, da es auch schon jetzt Pfarreien mit mehreren Kirchenstiftungen gebe, zum Beispiel für die Pfarrkirche und weitere Kirchen auf dem Gebiet der Pfarrei. „Das bedeutet große Verantwortung, aber trägt zugleich zur Motivation der Ehrenamtlichen vor Ort bei.“ Die Mitglieder der Kirchenverwaltungen übernähmen zum Beispiel ehrenamtlich viele Aufgaben, die ansonsten extern eingekauft werden müssten. „Auch sollen die ehemaligen Pfarreien weiter ihr ganz spezifisches Profil pflegen.“
Wichtig ist es nach den Worten von Pfarrer Morgenroth zudem, dass neben dem leitenden Pfarrer neun Seelsorger zum Leitungsteam der neuen Stadtpfarrei gehören sollen. „Auf diese Weise ist gewährleistet, dass es jeweils einen Ansprechpartner gibt, der die besonderen Belange der einzelnen Gemeinden kennt.“ Abzusprechen ist noch, welche Seelsorgerinnen und Seelsorger jeweils Ansprechpartner der einzelnen Gemeinden würden. „Pluspunkt der neuen Struktur wird in jedem Fall die abdeckende Erreichbarkeit der Seelsorger sein sowie ein zentrales Matrikelamt.“
Ein weiteres positives Beispiel für die neuen Synergien wird nach den Worten von Marion Hammer vom Fachdienst Gemeindecaritas nach dem Umbau das neue Pfarrzentrum Sankt Anton sein. „Das neue Sankt Anton wird ein Rückzugs- und Begegnungsort für alle Menschen sein.“ Und zwar nicht nur für die Gottesdienstbesucher, sondern für alle Menschen in Schweinfurt und dem Schweinfurter Umland.
Derzeit (Stand zum 25. Mai 2017) gibt es nach Angaben von Domkapitular Christoph Warmuth, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, im Bistum Würzburg 610 Pfarreien und Kuratien, die in 158 Pfarreiengemeinschaften und 16 Einzelpfarreien gegliedert sind. Es sind (Stand Februar 2017) 345 Welt- und Ordenspriester aktiv sowie 173 Ruhestandspriester (siehe auch www.statistik.bistum-wuerzburg.de). Die Zahlen der Priester sind seit Jahren rückläufig. Bedingt durch die sinkenden Zahlen der Neugeweihten sowie die altersbedingte Ruhestandsversetzung großer Weihejahrgänge hat sich die Situation zusätzlich verschärft – bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl der Gläubigen. In seinem Schreiben zur „Pastoral der Zukunft“ vom 2. Februar 2017 lässt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann offen, ob die Veränderungen der Strukturen im Bistum, wie in den diözesanen Gremien bislang mehrfach genannt, auf zirka 40 Pastorale Räume hinausliefen. „Als Richtwert ist diese Zahl sicher hilfreich, und sie bildet bereits den Veränderungsprozess von Gesellschaft ab.“ Gut überlegt werden müsse, ob alle diese Räume am Ende den rechtlichen Status von Pfarreien erhalten. „Aus rechtlicher Sicht spricht vieles dafür, aber emotional steht dies teilweise im Widerspruch zum Gemeindeverständnis unserer gewachsenen Gemeinden, die Pfarreien sind und sich so verstehen.“ Er werde diese Entscheidung seinem Nachfolger überlassen müssen, weil sie im Moment noch nicht ausdiskutiert und für den inhaltlichen Entwicklungsprozess auch nicht erstrangig sei, betont Bischof Hofmann in dem Schreiben.
mh (POW)
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