Juruti Velho/Würzburg/Hammelburg (POW) Die Sonne geht langsam unter, und der Platz vor der Kirche „Sagrado Coração de Jesus“ (Heiliges Herz Jesu) in Juruti Velho in Brasilien beginnt sich mit Menschen zu füllen. Der kleine Luftzug nach diesem schwülen Tag mit rund 30 Grad Celsius fühlt sich gut an. Er kühlt ein wenig das Gesicht, auf dem sich auch zur Abendstunde schon wieder Schweißperlen angesammelt haben. Doch die Hitze, an die die Menschen hier im Ort gewöhnt sind, tut der guten Stimmung keinen Abbruch.
Wenige Schritte neben der Kirche singt Sängerin Monica mit ihrer Band und beschallt den Vorplatz mit einer metergroßen Lautsprecherbox. Zwischen ihren portugiesischen Liedern, die zum Tanzen anregen, ruft sie freudig aus: „Que viva Bispo Francisco! Es lebe Bischof Franz! Er ist mit einer Delegation aus Deutschland angereist und feiert heute mit uns unsere Partnerschaft mit dem Bistum Würzburg!“ Ein paar Menschen schauen neugierig auf, Monica winkt freudig dem ankommenden Gast zu und setzt zum nächsten Lied an.
„Diese Partnerschaft ist nichts Künstliches, sondern etwas, das über Menschen gewachsen ist“, erklärt Bischof Dr. Franz Jung. Vor über 60 Jahren sei Schwester Brunhilde Henneberger und später auch Schwester Joanita Sell von den Franziskanerinnen von Maria Stern hierher gekommen, um für die Menschen am Amazonas da zu sein und auch für ihre Rechte gegen Großkonzerne einzustehen. „Jetzt erfahren zu dürfen, dass das dieser Ort ist, an dem unsere Schwestern gearbeitet haben, worüber die Partnerschaft entstanden ist und heute auch in den einzelnen Pfarreien weiterlebt - das zu erleben, ist etwas ganz Wunderbares.“
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Die damals entstandene – und vor etwa zwei Jahren offiziell besiegelte – Partnerschaft zwischen Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen) und Juruti Velho sowie die Arbeit der Schwestern seien der Grundstein für die Bistumspartnerschaft zwischen Óbidos und Würzburg gewesen, erinnert sich Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. Schwester Brunhilde sei 2020 verstorben, Schwester Joanita lebe inzwischen wieder in Deutschland. Doch die Erinnerung an die beiden präge das gesamte Dorf. Erwähnt man ihre Namen, leuchten die Augen der Menschen in Juruti Velho freudig auf.
Ein sichtbares Zeichen der Bistumspartnerschaft zwischen Würzburg und Óbidos, die vergangenes Jahr zehntes Jubiläum gefeiert hat, ist das Pflanzen von Partnerschaftsbäumen. Gerade hier im Regenwald hätten Bäume eine ganz besondere Bedeutung, betont Bischof Jung. „Die Menschen erzählen davon, dass es die Lebensgrundlage für sie sei, einen Baum zu pflanzen. Er ist ein Zeichen der Hoffnung, ein Zeichen dafür, etwas zu tun, um die Lebensgrundlage der Menschen hier weiter zu erhalten.“ Zu dritt pflanzen ihn Bischof Jung, der tansanische Bischof John Ndimbo aus dem Würzburger Partnerbistum Mbinga sowie Bischof Johannes Bernardo Bahlmann aus Óbidos. Um sie herum stehen zahlreiche Menschen, die diese Aktion mit Beifall quittieren. Monica singt am Straßenrand weiter fröhliche Lieder, und Kinder tanzen.
Einer, der sich beim Pflanzen besonders ins Zeug legt, ist Bischof Ndimbo: „Die Bäume stehen für das Wachsen unserer Partnerschaft zwischen den drei Diözesen. Durch sie haben wir Landmarken der Partnerschaft gesetzt.“ Er sei seinem Amtskollegen Bischof Jung sehr dankbar, dass er ihn auf diese Reise an den Amazonas mitgenommen habe.
Nachdem Bischof Ndimbo ein letztes Mal sorgfältig die Erde um den Setzling festgedrückt hat, segnen die drei Bischöfe den kleinen Baum. Und dann beginnt ein buntes Treiben. Bischof Bahlmann ruft nicht nur die deutsche Delegation nach vorne, um ebenfalls mit dem Zweig den Baum zu segnen. Er fordert auch Jung und Alt, Klein und Groß auf, als Ausdruck der Partnerschaft den Baum zu segnen. Alle, die möchten, dürfen nach vorne kommen und ihre Freude sichtbar machen.
„Hier in Brasilien spürt man eine ganz tiefe Warmherzigkeit der Menschen. Man ist immer willkommen und fühlt sich nie als Fremder“, stellt Bischof Jung fest. Auch Domkapitular Krämer ist begeistert davon, wie viel Freude und Engagement die Gläubigen in ihren Umgang mit den Gästen aus Deutschland, aber auch in das kirchliche Leben einbringen. Daraus nehme er mit: „Wir können von den Christinnen und Christen im Bistum Óbidos lernen, dass wir alle als Volk Gottes miteinander Verantwortung für das Leben und den Auftrag unserer Kirche tragen.“ Es sei nicht nur eine Sache der Hauptamtlichen, sondern ein Anliegen aller Getauften und Gefirmten, miteinander die Lebenswirklichkeit aus dem Geist des Evangeliums zu gestalten.
Aus Brasilien berichtet Rebecca Reljac (Internetredaktion)
(0323/0076; E-Mail voraus)
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