Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg kann für das Jahr 2006 erneut einen Etat ohne Rücklagenentnahme und Kreditaufnahme vorlegen. In folgendem Interview spricht Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer über die aktuelle finanzielle Situation des Bistums.
POW: Das Etatvolumen im Haushaltsplan 2006 gleicht fast dem Haushaltsplan 2005. Die Diözese Würzburg musste den Haushalt nicht weiter zurückfahren. Ist dies bereits als positives Zeichen zu werten?
Dr. Adolf Bauer: Die Diözese Würzburg kann für 2006 erneut einen ausgeglichenen Haushaltsplan ohne Schuldenaufnahme und ohne Zugriff auf die Rücklagen vorlegen. Das ist ein sehr positives Zeichen und spiegelt die langfristige solide Haushaltspolitik der Diözese Würzburg wider. In der vergangenen Jahren wurden rechtzeitig Prioritäten gesetzt: Beispielsweise sind die großen Bautätigkeiten abgeschlossen. Für das Jahr 2006 sind insgesamt 126 Millionen Euro eingeplant. Im Vergleich zu 2005 liegt der Haushalt um 369.000 Euro unter dem des Vorjahrs. Die wirtschaftliche Situation ist etwas optimistischer als im Vorjahr, weshalb wir von konstanten Kirchensteuereinnahmen für 2006 ausgehen. Doch Vorsicht ist geboten: Weiterhin hohe Arbeitslosigkeit in einigen Regionen des Bistums, zurückgehende Beschäftigung und Austritte aus der Kirche schlagen sich auf die Haupteinnahmequelle der Kirche nieder.
POW: Sie setzen auf verbesserte konjunkturelle Aussichten. Geht es wieder aufwärts mit der Kirchensteuer?
Bauer: Im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren gehen wir von einer optimistischeren Schätzung für 2006 aus, da voraussichtlich keine Steuerreformen anstehen. Bei einer positiven Entwicklung der wirtschaftlichen Lage erwarten wir mindestens die gleichen Kirchensteuereinnahmen wie 2005. Da die Ausgaben aber stets einer Inflation unterliegen, ist bei realer Betrachtung Vorsicht geboten.
POW: Kreditaufnahmen sind auch 2006 nicht nötig. Rücklagen werden nicht entnommen. Lebt das Bistum Würzburg finanziell noch in guten Verhältnissen?
Bauer: Wir leben in soliden Verhältnissen, obwohl das Bistum Würzburg bundesweit schon immer zu den finanzschwachen Diözesen zählte. Solide bleiben heißt, auf den Wandel in der Gesellschaft – auf die demografische Entwicklung, die Minderung der Zahl der Beschäftigten, die Arbeitslosigkeit – reagieren und ihn gestalten. Es gilt, rechtzeitig die finanziellen Weichen für die Zukunft zu stellen. Im Bistum Würzburg ist uns dies bisher gelungen. So haben wir in jüngster Zeit beispielsweise erreicht, dass die Personalausgaben nicht weiter ansteigen.
POW: Welche mittelfristigen Ziele verfolgen Sie bei den Finanzen der Diözese Würzburg in den kommenden Jahren?
Bauer: Der Prozess „Erneuern und Sparen“ wird weiterhin unsere Planungen begleiten. Er soll sicher stellen, dass kirchliche Aufgaben langfristig durch eine solide Finanzpolitik gedeckt sind. Wir müssen in den kommenden Jahren alles tun, um ohne Schuldenaufnahme und Rücklagenentnahme auszukommen. Es gilt, kreativ weiter zu überlegen, wie die kirchlichen Aufgaben für die Zukunft zugeschnitten werden müssen. Kirche muss nicht alles leisten können.
Interview: bs (POW)
(0606/0209; E-Mail voraus)