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„Lebendige Werkzeuge Christi“

Predigt zur Priesterweihe von Augustinerbruder Joseph Quy Lam Cong am Samstag, 16. September 2006, in der Augustinerkirche in Würzburg

Opfergeschehen

Die Priesterweihe, die wir heute feiern dürfen, ist ein Opfergeschehen. Darauf weist uns die erste Lesung hin. Sie berichtet von einem zentralen Teil der Feier im Alten Bund, die damals sieben Tage dauerte (Lev 8,33). Aaron und seine Söhne hatten ein Speiseopfer zu bereiten, das ganz dem Herrn zu widmen war. Zum Zeichen dafür sollte es „ganz in Rauch aufgehen“ (Lev 6,15). „Das war das Opfer der Priestereinsetzung …, ein Feueropfer für den Herrn“ (Lev 8,28), ein Ganzopfer.

Was im Ersten Bund zeichenhaft vollzogen wurde, hat in Jesus Christus seine Erfüllung gefunden. In seinem Ganzopfer, das alles umfasst, was er hatte und was er war, hat er sich als der eine Hohepriester der ganzen Menschheit dem Vater für uns dargebracht. Sein Ganzopfer ist die Wurzel des priesterlichen Dienstes, den er im Laufe der Jahrhunderte immer wieder denen anvertraut, die er erwählt. Im Zeichen seines Ganzopfers sollen sie ihren Dienst tun. Das kann uns das Evangelium bewusst machen, wenn es berichtet, wie der Herr nach dem Messiasbekenntnis des Petrus von seiner Passion spricht. Wer sein Jünger sein will, wird aufgerufen, sein Kreuz zu tragen und ihm auf den Weg zum Ganzopfer zu folgen. Vor der Priesterweihe wird der Kandidat darauf hingewiesen; zugleich wird seine klare Entscheidung gefordert. Der Bischof sagt ihm: „Christus, unser Hoherpriester, hat sich um unseretwillen dem Vater dargebracht. Bist du bereit, dich Christus, dem Herrn, von Tag zu Tag enger zu verbinden und so zum Heil der Menschen für Gott zu leben?“ Hier wird deutlich, dass es in der Weihe um mehr geht als um die Übertragung einiger priesterlicher Aufgaben; es geht ums Priestersein; nicht die Funktion, sondern die Existenz ist das Entscheidende.

Es hat seinen tiefen Sinn, dass die Priesterweihe in das eucharistische Geschehen einbezogen ist. Hier ist die Mitte des priesterlichen Dienstes und zugleich seine nie versiegende Kraftquelle. Durch das Messopfer soll und kann es zum Lebensopfer des Priesters kommen, zum Ganzopfer. So kann einer die Aufgaben wahrnehmen, die Paulus besonders herausgestellt hat: „Als Diener Christi soll man uns betrachten und als Verwalter von Geheimnissen Gottes“ (1 Kor 4,1).

Diener Christi

Diener Christi ist das Erste. Der Herr ruft seine Priester in seine Nähe. Eng mit ihm verbunden sollen sie in seinem Sinne und in seinem Geist wirken. Nach der Lehre des Konzils sind die Priester „lebendige Werkzeuge Christi des Ewigen Priesters“ . Ein Werkzeug kann sich nichts auf das einbilden, was der Künstler mit ihm fertig bringt. Es steht zu Diensten; der Künstler nimmt es zur Hand, wenn er es braucht; er legt es wieder bei Seite, wenn ein anderes Werkzeug seinen Absichten mehr entspricht. Die Weihe verpflichtet dazu, durch immer intensivere Christusgemeinschaft, „immer mehr geeignete Werkzeuge für den Dienst am ganzen Gottesvolk zu werden.“ Je bewusster und entschiedener wir bereit sind, Diener Christi zu sein, umso besser kann er uns einsetzen.

Diener der Mitmenschen

Wer im Sinne Christi handelt ist wie er Diener der Mitmenschen. Wie Christus nicht gekommen ist, zu herrschen, sondern zu dienen, so ist der Priester – wie der Völkerapostel sagt – nicht dazu da, „Herr über den Glauben zu sein, sondern Helfer zur Freude“ (2 Kor 1,24). Mit Paulus muss man den Menschen redlich versichern können: „Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, uns aber als eure Knechte um Jesu willen“ (2 Kor 4,5).

Besondere Dienstbereitschaft ist auch eine Voraussetzung für fruchtbare theologische Arbeit. Selbst in der Gotteswissenschaft lauert die Versuchung, sich über andere zu erheben. Zu Recht fordert Paulus, „dass keiner zu Gunsten des einen und zum Nachteil des andern sich wichtig machen darf“ (1 Kor 4,6). Der Priester darf nie vergessen, dass die theologische Erkenntnis zuerst für die Verherrlichung Gottes bestimmt ist und sodann den Menschen zu dienen hat.

Wie wichtig sie ist, können die Worte „Verwalter von Geheimnissen Gottes“ bewusst machen (1 Kor 4,1).

Verwalter von Geheimnissen Gottes

Geheimnis bezeichnet im Neuen Testament vorwiegend den in Jesus Christus offenbar werdenden Heilsplan Gottes. Es ist ein Heilsgeheimnis, und weil das Heil in Christus gewirkt wird, ein Christusgeheimnis. Es kann nur von Glaubenden wahrgenommen werden. Dem Glaubenden ist es anvertraut; er hat es nach Kräften weiterzugeben. Der Theologie ist aufgetragen, offen für dieses Geheimnis zu sein, über es nachzusinnen, seine Höhe und Breite, Tiefe und Länge zu erkunden und Zeugnis davon zu geben. Die Theologie steht deshalb im Dienst jedes Priesters, gehört doch zu dessen Grundauftrag, die Frohbotschaft von der Liebe Gottes zu verkünden, das Geheimnis der Liebe Gottes in Wort und Tat zu bezeugen. Weil das nur kraft der göttlichen Gnade zu verwirklichen ist, hat der Priester allen Anlass, sich die Worte des Apostels zu eigen zu machen: „Betet für mich, dass mir das rechte Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, um freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden“ (Eph 6,19).

Zu den Wundern der göttlichen Liebe gehören die Sakramente. Durch sie will der Herr in ganz persönlicher Weise den Empfängern nahe sein und ihnen die Hilfe schenken, die sie nötig haben. Die Priester sind berufen, Verwalter und Vermittler dieser Liebesgeheimnisse Gottes zu sein. Dabei handeln sie – wie das Konzil formuliert – „In der Person des Hauptes Christi“ . Im antiken Theater bezeichnet „Person“ die Rolle, die ein Schauspieler übernimmt. Wie es im Theater darauf ankommt, dass der Schauspieler seine eigene Person zurücknimmt und zugleich voll und ganz einbringt in die Rollen-Person, die er zu spielen hat, so kommt es bei der Feier der Sakramente darauf an, dass nicht die Person des Liturgen im Mittelpunkt steht, sondern die Person Jesu Christi. Er ist der eigentliche Spender aller Sakramente. Für sie alle gilt, was der heilige Augustinus im Blick auf die Taufe sagt: „Mag Petrus taufen, er ist es, der tauft; mag Paulus taufen, er ist es, der tauft; mag Judas taufen, er ist es, der tauft.“

Er ist es auch, der unseren Mitbruder zum Priester weiht. Er hat ihn berufen. Er hat ihn auf dem Weg zum Weihealtar begleitet. Er will mit ihm für immer fest verbunden sein. Er will in ihm und durch ihn und mit ihm wirken. Danken wir ihm dafür von ganzem Herzen! Machen wir uns alle zu eigen, was der Bischof unserem Mitbruder vor der Weihe sagt: „Gott selbst vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat.“ Amen.

(3806/1265)