Würzburg (ILK/POW) Eine bessere ideele Förderung und zugleich mehr finanzielle Unterstützung der Jugendarbeit und Jugendbildung, der Jugendsozialarbeit und der Förderung von Mädchen und jungen Frauen hat die Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern gefordert. Die Delegierten aus den Katholikenräten und katholischen Verbänden der bayerischen Bistümer verabschiedeten am Samstag, 1. April, im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg einen an die Verantwortlichen in Kirche, Politik und Jugendarbeit gerichteten Forderungskatalog. Die Lebenssituation junger Menschen müsse als Seismograph für die Chancen und Risiken in Gesellschaft und Kirche begriffen werden, heißt es in dem mit großer Mehrheit beschlossenen Text. Krisen der Gesellschaft und der Kirche seien immer auch Krisen der Jugend und umgekehrt.
Angesichts der Tatsache, dass die Zahl junger Menschen zunehme, die ohne Bezug zu Glaube und Kirche aufwüchsen, müssten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei ihrem Ringen um die eigene Lebens- und Glaubensgestaltung durch kirchliches Handeln unterstützt werden. Die katholischen Pfarrgemeinden müssten sich verstärkt als „erste Ebene der Jugendarbeit“ sehen. In ganz Bayern würden in den Pfarreien 23 Prozent der katholischen Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 26 Jahren erreicht. Das sind knapp 410.000 Personen. Die kirchliche Jugendarbeit müsse mehr als bisher auch für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund geöffnet werden. Insgesamt sollten die Beschlüsse der Würzburger Synode über „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“ wieder stärker als „wegweisende Basis“ beachtet werden.
In dem Beschluss wird auch eine bedarfsgerechte staatliche Unterstützung für Konzeptionen des außerschulischen Bildungsangebots gefordert. Kinder und Jugendliche benötigten in ihrer Freizeit immer mehr „Freiräume für selbstorganisiertes Lernen“. Diese Freiräume dürften nicht die ganze Woche hindurch durch ein schulisches Angebot belegt werden. Für das Ziel, möglichst allen jungen Menschen eine abgeschlossene Berufsausbildung zu gewährleisten, müssten sich die Verantwortlichen in der Wirtschaft mehr in die Pflicht nehmen lassen. Sollte am Arbeitsmarkt in absehbarer Zeit keine ausreichende Zahl von Arbeitsplätzen geschaffen werden, führe kein Weg daran vorbei, alternative Modelle öffentlich geförderter Beschäftigung für junge Menschen zu entwickeln.
In besonderer Weise will das Landeskomitee auch die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen gefördert wissen. Obgleich verfassungsmäßig garantiert, hätten Mädchen und junge Frauen nicht in allen Bereichen einen gleichberechtigten Zugang im Spektrum der Berufsmöglichkeiten und oft keine gleichberechtigten Chancen, sich im beruflichen Leben zu positionieren. Auch gebe es immer noch unterschiedliche Bezahlung für gleiche Leistung von Männern und Frauen. Zudem müssten Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund und junge Frauen mit einer Behinderung eigens unterstützt werden.
In einem einführenden Referat hatte der Professor für Jugendpastoral an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benediktbeuern, Martin Lechner, eine stärkere Beachtung der kirchliche geprägten Sozialberufe gefordert. Sie müssten als „pastorale Berufe“ gesehen werden. Nur durch „Praxis aus Glauben“, „durch Vermittlung von Liebe“, könnten Kinder und Jugendliche Gott erfahren. Das habe auch Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika „Gott ist Liebe“ deutlich gemacht. Daran habe sich die von der Kirche geleistete Beratung und Pädagogik zu orientieren. Lechner plädierte dafür, nicht nur die klassische kirchliche Jugendarbeit, sondern auch die von der Kirche geleistete Kinder- und Jugendhilfe stärker zu beachten und zu fördern. Sie sei die große Chance die jungen Menschen in ihren sehr plural gestalteten Lebenswelten zu erreichen.
(1406/0511; E-Mail voraus)