Würzburg/Óbidos (POW) Fünf Jahre besteht die Partnerschaft zwischen dem brasilianischen Bistum Óbidos und Würzburg – und wächst immer mehr in die Tiefe und die Breite. Das haben die Mitglieder einer brasilianischen Delegation bei einem Pressegespräch im Würzburger Medienhaus des Bistums Würzburg betont. „Durch die Verbindung nach Würzburg fühlen wir Christen in Amazonien uns besonders wertgeschätzt“, sagte Schwester Fátima de Sousa Paiva. Die 56-jährige Franziskanerin von Maria Stern ist Juristin und lebt in Juruti Velho, einer Siedlung im Regenwald, in der auch die beiden aus dem Bistum Würzburg stammenden Ordensfrauen Schwester Brunhilde Henneberger (Randersacker) und Schwester Johannita Sell (Hammelburg) wirken. Nicht zuletzt dank der Unterstützung durch Unterschriften aus Deutschland sei es seinerzeit gelungen, dass die Rechte der Bewohner beim Errichten einer Bauxitmine im Regenwald überhaupt vom Staat berücksichtigt worden seien. „Wirtschaftliche Interessen bedrohen die Rechte der Einwohner Amazoniens und auch das vom Regenwald geprägte Land, die Grüne Lunge der ganzen Erde“, betonte die Ordensfrau.
Silvane de Sousa Pinheiro (37), Lehrerin und pädagogische Leiterin der Kindertagesstätte „Bom Pastor“ in Óbidos, freute sich über die Früchte, die durch die Partnerschaft mit Deutschland bereits zustande gekommen seien. „Über die ‚weltwärts‘-Freiwilligen, die zu uns kommen, und die Brasilianer, die hier zum Beispiel als FSJ-ler tätig sind, entsteht ein lebendiger Austausch der Kulturen. Wir erfahren gegenseitig, welche unterschiedlichen Gesichter die Kirche hier und dort hat.“
So hätten zwei junge Frauen als "weltwärts"-Freiwillige den brasilianischen Kindern ihre Weihnachtslieder und die Tradition des Plätzchenbackens näher gebracht. Umgekehrt sei die Delegation in Zellingen mit brasilianischen Gesängen begrüßt worden. Längst sind über einzelne Personen hinaus Kontakte auch von einer Pfarrei zur anderen entstanden. „Es gibt einen regen Austausch zwischen Hammelburg und Juruti Velho. Das zum Beispiel öffnet für die Beteiligten ganz neue Türen“, berichtete Pfarrer Emmanuel Pereira de Andrade (42). Im Vergleich zu den mehr als 1300 Jahren, die das Bistum Würzburg bestehe, sei das Bistum Óbidos mit gerade mal 60 Jahren, die es zunächst als Prälatur und seit 2012 als offizielles Bistum bestehe, ein Baby.
Dennoch seien hier in Deutschland die Erfahrungen aus Brasilien auf großes Interesse gestoßen: Was es in der Partnerdiözese Óbidos konkret bedeutet, auf einer Fläche von der Größe der halben Bundesrepublik in elf Pfarreien und einem Missionsgebiet für rund 180.000 Katholiken mit 22 Priestern Gemeinden vor Ort lebendig und kraftvoll zu halten. „Das geht nur, wenn wir das Wort ernst nehmen, dass wir alle Schwestern und Brüder sind“, sagte Josenilda da Silva Machado (39), Gründerin und Leiterin einer Gemeinde in Faro. Das habe den Menschen in Unterfranken eingeleuchtet, trotz der Entfernung nach Brasilien und einer anderen Tradition.
„Deswegen liegt einer der Schwerpunkte unserer Arbeit im Bistum Óbidos auch darauf, die Laien für ihre Arbeit als Licht der Welt und Salz der Erde zu befähigen“, sagte Mauraci Guimarães Batista Junior (22), Bischofssekretär von Bischof Bernardo Johannes Bahlmann. Geistliche, Ordensleute und Laien profitierten davon, wenn sie zusammenarbeiten. Deswegen mache ihm persönlich der Priestermangel keine Sorgen. „Ich glaube nicht, dass die Kirche untergeht“, betonte der Bischofssekretär. Ohnehin spreche das Zweite Vatikanische Konzil vorrangig vom „Volk Gottes“, nicht dem Klerus, sagte Pfarrer Pereira de Andrade. Die wahre Kraft der Kirche liege im Engagement der Laien. Deswegen sei das „Seminar“ neben dem Bischofshaus in Óbidos das Bildungshaus der Laien im Bistum.
Die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ des Zweiten Vatikanums sei zwar in Europa entstanden, werde aber in Brasilien gelebt, sagte de Sousa Paiva. Kirche sei aufgerufen, als Teil der Gesellschaft wahrnehmbar zu sein. „Wir ermutigen die Gläubigen, solidarisch zu sein und ethisch zu handeln.“ Dennoch gebe es noch immer viel Korruption im Land. Da Silva Machado erklärte, die Kirche dränge darauf, dass alle die Grundlage für ein gutes Leben bekämen. „Wir sind kein armes Land, da muss der Staat seinen Job machen.“ Zugleich mache sie die Erfahrung, dass auch die Teilnehmer von kirchlichen Kursen, die ein Bewusstsein für Bürgerrechte schaffen, sich ein Stillhalten in solchen Dingen bezahlen ließen. Damit Themen wie Soziales, Umwelt und Bildung im politischen Alltag dennoch genug Gewicht bekommen, sei es in der Stadt Óbidos wichtig gewesen, möglichst viele kirchlich gebundene Laien mit Sitz und Stimme in die städtischen Gremien zu bekommen, erzählte de Sousa Pinheiro.
mh (POW)
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