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Liebe zu Jesus, zur Kirche und zu den Menschen

Predigt von Weihbischof em. Helmut Bauer beim Pontifikalrequiem für Prälat Dr. Bruno Fries am 15. Juli 2008 im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Sonntag für Sonntag, fast 30 Jahre lang, stand er hier am Tisch des Wortes: unser verstorbener Apostolischer Protonotar, Domkapitular em. Dr. Bruno Fries. Mit großer Gewissenhaftigkeit hat er als Domprediger den Gläubigen in der sonntäglichen Halbzwölfuhr-Messe die Botschaft des Evangeliums verkündet. Seine Gedanken zu Sonntagslesungen und zur Sonntagsliturgie waren immer von theologischem Tiefgang geprägt. Seine Predigten im Vortrag und Inhalt fern jeglichem falschen Pathos. Er würde mich auch in dieser Stunde bitten: „Bleib beim Wort Gottes und stelle meine Person nicht in den Mittelpunkt.“ Aber gerade weil er als priesterliche Persönlichkeit lebte, was er sagte, ist der Rückblick auf sein Leben berechtigt. Er möge mir verzeihen, wenn ich daher drei besondere Merkmale seines priesterlichen Dienstes herausstelle: Sein Leben war geprägt von einer tiefen Freundschaft mit Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Sein Leben war geprägt von einer bewundernswerten Liebe zur Kirche und zu seinen Mitbrüdern. Sein Leben war geprägt von einer liebevollen Fürsorge für die Menschen unserer Zeit.

Liebe Schwestern und Brüder!

In der Lesung haben wir das Wort des Hl. Paulus gehört. „Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten“ (1. Kor. 1, 23) Dieses Leitwort von Bischof Julius, der den priesterlichen Mitarbeiter Bruno Fries sehr schätzte und förderte, war auch ihm ein besonderes Anliegen. Als junger Mensch und Theologiestudent und noch in den ersten Priesterjahren hat er miterleben müssen, wie das Hakenkreuz für viele Menschen in unserem Land zu einem Heilszeichen geworden war, aber sich als Unheilszeichen letztlich erwiesen hat. Viele Menschen ließen sich damals vom trügerischen Glanz der pseudoreligiösen Aufmärsche und Paraden blenden. Er mußte nach seiner Priesterweihe sehr bald zum Militär, aber er war Gott auch noch später dankbar, dass er nur als Sanitäter in Marienbad eingesetzt wurde. Aber gerade dort lernte er die schrecklichen Verwundungen der Soldaten an Leib und Seele kennen und konnte schon damals viel Trost den Menschen geben. Die fast totale Zerstörung seiner geliebten Vaterstadt Würzburg, besonders seiner auch ihm so vertrauten Kirchen, Dom, Neumünster, Marienkapelle, hat ihn tief bewegt und ihn gelehrt, den Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Heiland zu lenken. Unser Mitbruder gehört zu der Nachkriegsgeneration von Priestern, die den Menschen Mut machen mußten und Mut machen konnten im Verweis auf den Herrn der Geschichte. Durch seinen besonderen Dienst in der Diözese als Vizeoffizial und Offizial hat er Menschen auch kennen gelernt, die andere innere Verwundungen in ihrer Lebenssituation erfahren haben. Wie kaum ein anderer Priester hat er das Scheitern von Ehe und Liebe und die damit verbundenen Verwundungen kennen gelernt. Aber gerade in dieser offiziellen Tätigkeit hat er sich als Jünger des Heilandes verstanden. Er hat an den Vorgaben der Kirche und des Evangeliums festgehalten, aber auch in einem erstaunlichen Einfühlungsvermögen und mit menschlichem Mitgefühl die Menschen beraten, geführt und angenommen. Seine langjährige geistliche Begleitung der Kreuzbergwallfahrt war ihm nicht bloß ein persönlicher Beitrag, diese segensreiche jahrhundertelange Tradition seiner Mitbürger der geliebten Heimatstadt wachzuhalten. Als Präses der Kreuzbruderschaft war es ihm besonders wichtig, Menschen, die vom altehrwürdigen Kreuz vom Neumünster bis zu den drei Kreuzen auf den Kreuzberg hinaufwallten, mit seinem priesterlichen Gebet zu begleiten. Seine Kreuzbruderschaft hat ihm diese 40-jährige priesterliche Fürsorge sehr gedankt.

Schließlich waren ihm die würdige Feier der Hl. Messe und das vorbildliche Beten des täglichen Brevieres Quellen der Kraft, mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus zu leben und priesterlich zu wirken. So sagt er uns heute, besonders uns Priestern, aber auch allen Gläubigen, dass der Grund unserer Hoffnung auf ein erfülltes Leben die lebendige Freundschaft mit Jesus ist.

Liebe Brüder und Schwestern!

Eine andere Seite seines priesterlichen Lebens und seiner Persönlichkeit war die Treue zur Kirche, die Sorge um die Kirche, aber auch das Leiden an der Kirche in manchem Erscheinungsbild unserer heutigen Zeit. Diese Treue zeigte er in der bewundernswerten Weise und Bereitschaft, den Auftrag des jeweiligen Bischofs bestens zu erfüllen. Seine menschliche Verbundenheit mit den Bischöfen war geprägt von der theologischen Hochschätzung des Bischofsamtes, von der menschlichen Wertschätzung, die er jedem Bischof entgegenbrachte und von der absoluten Loyalität zu den Bischöfen und zu ihrer Hirtensorge. Der jeweilige Bischof war ihm mehr als nur ein Dienstherr. Er war für ihn Zeuge und Bewahrer der Tradition und, in der Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri, Garant und Festiger der Einheit. In vielen Diskussionen und Beratungen des Geistlichen Rates und persönlichen, freundschaftlichen Gesprächen mit den Bischöfen gab er gerne Ratschläge und bedenkenswerte Überlegungen aus seinen Erfahrungen und Einsichten. Als Offizial war er ohnedies amtlich berufen, rechten Rat zu geben und auf die Verbindlichkeit der kirchlichen Ordnung hinzuweisen. Sein Rat und seine Überzeugungen wurden im Geistlichen Rat, in der Leitung der Diözese, sehr geschätzt. In der aktivsten Zeit seines Lebens gab es entscheidende Vorgänge in der Gesamtkirche: Das Konzil, in der Kirche in Deutschland: Die Würzburger Synode, in der Diözese Würzburg: Das pastorale Projekt „Wege suchen im Gespräch“. Der Verstorbene sah durchaus auch sehr deutlich, dass das Erscheinungsbild der Kirche in der Öffentlichkeit nicht immer positiv war und erinnerte uns in der Bistumsleitung öfters an unsere ureigensten Aufgaben: Liturgie, Seelsorge, Verkündigung, Caritas. So sehr ihm das Kirchenrecht ein wichtiges Element des kirchlichen Lebens war, so hielt er immer daran fest: Zuerst muß es ein Instrument der konkreten Seel- und Hirtensorge sein, sonst wäre es besser, wir würden darauf verzichten. Für ihn war das Kirchenrecht aber auch ein Hinweis, dass die Wahrheit und Forderung des Evangeliums letztlich den Menschen gesund und heil macht. Das positive Erscheinungsbild der Kirche war ihm wichtig, weil er gerade in der Kirche die heilenden Kräfte für die moderne Gesellschaft sah. Er war demütig genug, bei sich selbst in regelmäßiger Beichte auch Fehler und Schwächen zu bekennen und immer sich von der Barmherzigkeit Gottes heiligen zu lassen. Regelmäßig brachte er am Tag auch ein paar Augenblicke vor dem Allerheiligsten im Tabernakel zu. Diese Art, Kirche zu sein, bleibt als sein Vermächtnis an uns verpflichtend.

Liebe Schwestern und Brüder!

Schließlich möchte ich als Dompropst meinem verstorbenen Mitbruder Bruno im Namen des Domkapitels und unserer Ehrendomherrn ein herzliches Vergelt’s Gott sagen. Von 1962 bis 1998 – also 36 Jahre – war der Verstorbene Mitglied dieser St.-Kilians-Fraternität. Dazu war er unser langjähriger Sekretär, der mit akribischer Genauigkeit die Protokolle unserer Gemeinschaft geführt hat. Uns war er immer auch nach seiner Entpflichtung ein lieber, älterer, erfahrener Mitbruder geblieben. Wir werden ihn sehr vermissen. Genauso hatte er für Mitbrüder, die bei ihm Rat suchten, für die Pfarrer und Seelsorger, immer Zeit zu einem Gespräch, und hörte sich gerne ihre Sorgen an. Besonders erwähnenswert ist die Art und Weise, wie er als echter Würzburger den Menschen unserer Stadt zutiefst verbunden war. Er wuchs im Schatten des Domes und des Neumünsters auf. Er konnte uns vieles über die seelische Stimmung seiner Mitbürger und Mitbürgerinnen sagen. Er war ein Mann aus dem Volk und blieb es. Nichts Abgehobenes umgab ihn. Er stand besonders nahe denen, die seine Hilfe brauchten. Er hat mir einmal gestanden: Ich kann keinen Bettler an meiner Tür abweisen, ich muß ihm etwas geben, auch wenn ... usw. Er war mitberatend verbunden den Karmelitinnen in Rödelmaier, dem Liobahaus und lange fürsorglich tätig in der Hochschulseelsorge. Seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Offizialat begegnete er wie in familärer Verbundenheit, was ihm besonders auch Frau Gierschick mit ihrer Fürsorge bis zu ihrem Tod dankte. Auch an sie und andere seiner lieben Freunde und Helfer wollen wir dankbar denken. So zeigte er mit seiner liebevollen Mitmenschlichkeit auch etwas von der Menschenfreundlichkeit seines und unseres Heilandes. Für uns bedeutet die Erinnerung an diesen lieben Verstorbenen Verpflichtung, uns im Geiste Jesu einander anzunehmen.

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich weiß, dass ich nun doch die Person des Verstorbenen und seiner priesterlichen Persönlichkeit in den Vordergrund gestellt habe. Ich habe es getan, weil das Leben dieses lieben Mitbruders wirklich eine konkrete Übersetzung des Evangeliums war: Er lebte das Geheimnis des Gekreuzigten und des Auferstandenen, seine Liebe zu den Menschen und zum Vater im Himmel. Er hat die Menschenfreundlichkeit unseres Gottes spüren lassen. Es lebte, was ihm heilig und wichtig war: Die Gestalt Jesu, die Treue zur Kirche und die Mitbrüderlichkeit mit uns und mit vielen Menschen. Lieber Bruno, wir danken dem lieben Gott für Dein Leben und wünschen Dir die Freuden des Himmels. Amen.